“Schau doch”, sagt eine Freundin voller Begeisterung und zeigt mir ein Handyfoto. “Das bin ich. Und der See. Da war sonst nur ein einziger anderer Badegast. Nichts los. Keine Amokläufer im OEZ, kein Wurmbe-, kein Chemieunfall. Einfach nur ein See für mich.” Sage ich noch, dass es bei mir auch ganz einfach war, ein Ticket für Sonntag im Schwimmbad zu buchen und denke so bei mir, dass vielleicht doch viel mehr Münchener weggefahren sind, als man so glaubt.
Kann berichten: sie sind alle da. Alle! Der Parkplatz und die umliegenden Autoabstellabmöglichkeiten am Schwimmbad waren so kreuz und quer und unter Ausnützung aller illegalen Optionen vollgestellt, dass ich mein Fahrzeug erst 20 Fußminuten entfernt in einer Seitenstraße loswerden konnte. Verschwitzt und durstig bekomme ich mit meinem Barcode zwar Einlaß, aber meine hoffnungsfrohen Visionen von leerer Liegewiese und leerem Becken bleiben, was sie waren. Visionen. Unter lauter bunten Handtuchlagern ist kein Rasengrün sichtbar. Everybody and their brother rennen und springen durcheinander, stehen ratschend und untenrum kühl an den Treppen im Pool und verstopfen mir Zugänge zum ersehnten Wasser. Angesichts dessen versuche ich gar nicht erst, mein Handtuch irgendwo auszubreiten, stelle nur kurz meinen Rucksack ab, mogele mich, unter Mißachtung von Hygieneabständen (wie auch, überall tummeln sich badebehoste Hitzeflüchtlinge), an den Massen vorbei ins Wasser, schwimme um viele viele platschende Menschen herum ein paar Bahnen und verlasse diese Stätte wieder.
Durstig und verschwitzt komme ich beim Auto und eine knappe Viertelstunde später wieder daheim an. Man sollte wirklich unter der Woche mehr Tagesfreizeit haben und bei Visionen den Empfehlungen des Altkanzlers folgen.