
Nein! Nein! Nein!
Das geht doch gar nicht, Mann, ey. Für die Nacht Temperaturen in einer Bandbreite von ohnehin schon unvernünftig niedrig bis einstellig vorherzusagen. Was denkt ihr euch denn, ihr Wettermacher?
Ich hatte mich gerade soweit mit mit dem Goldenen September angefreundet, als dass ich mir hätte vorstellen können, wie er sanft in einen Goldenen Oktober, November, Dezember übergeht. Für kalt ist es allemal noch viel zu früh. Das reicht doch wirklich im nächsten Leben noch. (Wenn ich, zum Beispiel, als Pingueuse wiedergeboren werde.)
Ach, danke!
Aber, nein danke. Ich glaube, ich versuchs dann doch lieber mit einem gepflegten Zölibat.

Ruth Bader Ginsburg ist tot
Als Antonin Scalia vor vier Jahren starb, bestanden die US-Republikaner darauf, die Stelle im Supreme Court erst nach der Wahl wieder zu besetzen. Auf soviel Anstand ist dieses Mal nicht zu hoffen. Nicht jetzt, wo sie ganz schnell noch einen konservativen Richter auf Lebenszeit im höchsten Gericht des Landes plazieren können. Oh, Amerika. Du Arme!
Statt Kino: Relativ neu auf Amazon Prime – “Knives Out”
Man kennt solche Filme von früher, als Agatha-Christie-Romane rauf und runter verfilmt wurden. Auf einem Reiche-Leute-Landgut kommt der Patriarch nach einer vollständige-Anwesenheit-verlangenden Familienfeier unter unklaren Umständen zu Tode, alle und jede/r geraten unter Verdacht, weil sie gar nicht die guten Menschen sind, die sie zu sein vorgeben, sondern jeweils mindestens ein dunkles Geheimnis zu verstecken suchen. Ein unter mysteriösen Umständen engagierter Privatdetektiv “unterstützt” das Odd-Couple-regionale-Polizistenpaar mit eher unkonventionellen Methoden “bei den Ermittlungen”, und nichts ist wie es scheint. Macht Spaß, ist leidlich spannend, hält aber niemanden vom Schlafen ab.
Insgesamt ist die Umsetzung dieser Vorgaben gut gelungen. Autor und Regisseur Rian Johnson schenkt Daniel Craig eine Paraderolle als hardboiled Private Eye Benoit Blanc, die der von Anfang bis Ende in einem “Kentucky fried Foghorn Leghorn drawl” (Zitat aus dem Film für diesen ganz besonderen Südstaatenakzent) fröhlich herunterrampensaut. Das ist es dann aber auch. Die Talente seines restlichen hochkarätigen Cast (u. a. Christopher Plummer, Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Chris Evans, Toni Collette, um nur einige wenige zu nennen) verschenkt er, indem er sie auf Typen (hypererfolgreiche Tochter, Loser-Sohn, Frauenheld-Schwiegersohn, Geheimnisträger-Haushälterin etc.) reduziert. Sie schlagen sich alle wacker, aber sie hätten soviel mehr zeigen können, weil sie es können. Das ist schade.
Trotzdem, “Knives Out” kann man sich ansehen.
Der Auslandskorrespondent berichtet
Dass alles schon wieder viel besser wird, da drüben, an der Westküste der Leihheimt mit den brennenden Wäldern. So sei zum Beispiel die Luftqualität nicht mehr länger “very unhealthy”, sondern neulich schon auf nur noch “unhealthy” upgegraded worden.
Das sind so die Momente, wo ich der Homeland Security eine leise Dankbarkeit fürs Heimschicken nicht absprechen mag. (Vor inzwischen schon fünf Jahren, man denke!) Die haben mir doch einiges erspart.
NOktoberfest
Mein Obazda belästigt mich mit Lebkuchenherzschreibschrift vom Deckel mit seiner Zuneigung (“I mog di“). Jaja, könnte man antworten, du hast ihn doch auch zum Fressen gern (hahaha), aber bis dato war die Anziehung einseitig und mir genügt das. Beim Metzger bietet man Wiesnfrisch– und Weißwurstaufschnitt im Wiesnstyle feil, gar nicht zu sprechen von der Wiesnhaxn aus der Snack-Theke, im Supermarkt türmen sich neben den Vorweihnachtslebkuchenauslagen Wiesnriesenbrezen und Originalwiesnbier (aus Hof).
Als langjährige bekennende Wiesnmuffeleuse bin ich gerade sehr hin- und hergerissen zwischen schwer genervt und mitleidig. Muß es denn gar so aufdringlich sein? Wir leiden doch alle an coronabedingten Entzügen. Auch ohne, dass wir permanent einem jeden ins maskierte Gesicht brüllen müssen, wie schlimm sich ein Jahr ohne Bierfest anfühlt.
Was fehlt
An den Temperaturen ist nichts auszusetzen. Hoch Manfred heizt die Tage noch einmal gründlich auf und läßt sie in lauen Sommerabenden mit Langdraußensitzen enden. Doch, doch, wunderbar, keine Beschwerden. Im Gegenteil. Manfred (das Hoch), hoch soll es leben! Lob.
Allerdings… Wenn ich frühmorgens über Kreuzungen, deren Ampeln noch nicht einmal im Betrieb sind, zum Treffpunkt fahre, ist es stockdunkel. Das ändert sich auch nicht, wenn wir von dort gemeinsam in den Hunsrück aufbrechen. Immer noch stockdunkel. Wenn wir dann Augsburg passieren, ist immer noch nicht der geringste Lichtstreifen am Horizont zu sehen. Winter is coming und das erfüllt mich trotz der eingangs erwähnten geschenkten südlicheren Tage mit Grauen. Lichtlose Zeiten voraus.
Wie immer und jedes Jahr schlimmer.