Wow! Gehts dümmer? Okay, Photoshop-Lizenzen sind teuer, aber das Ding sieht doch aus, wie von 45 selbst ausgeschnitten und aufgeklebt. Ob Biden sich davon angegriffen fühlt, sei dahingestellt. Wählende Rentner hingegen ganz sicher.
Und noch einer…
2020 wird, neben anderen Themen, totsicher als das Jahr in die Annalen eingehen, in denen die kreativsten Anti-Amtsinhaber-Anzeigen und -Filme veröffentlicht wurden.
Wintergedicht
Auf einem Bein leicht schwankend
die Schultern hochgezogen und
das Federkleid dick aufgeplustert
trotzt die Taube
der Kälte.
Gelesen: Margaret Atwood – “The Testaments”
35 Jahre nach “The Handmaid’s Tale”, hat Margaret Atwood für dieses Werk, kaum auf dem Markt, den Booker Prize bekommen und schon wieder nicht den Literatur-Nobel-Preis, worüber mit der Akademie zu sprechen sein wird. Ich habe so langsam das Gefühl, sie würden die Auszeichung lieber posthum verleihen, weil sie Atwoods Dankesrede fürchten.
Aber nun zu “The Testaments”. Ungefähr 15 Jahre nachdem die nun herrschende männliche Elite den demokratischen Staat in einem Coup gestürzt und ihr theokratisches Schreckenssystem Gilead errichtet hat, begegnen wir drei Frauen, die Zeugnis ablegen. Aunt Lydia, die Atwood als eine Überlebende schildert. Eine Überlebende freilich, die große Schuld auf sich geladen hat. Ehemals Richterin, nach der Machtübernahme vor die Wahl gestellt, entweder grausam zu sterben oder ein Erziehungssystem für den weiblichen Anteil der Bevölkerung zu etablieren, das sie im Namen eines patriarchalischen Gottes zu freudigen Mägden heranzieht. Daisy, gezeugt in einer jener ritualisierten Vergewaltigungen einer Handmaid durch einen Commander, als Säugling nach Kanada geschmuggelt und bei Adoptiveltern aufgewachsen, die an ihrem 16. Geburtstag anläßlich eines erfolgreichen Attentats auf ihre Adoptiveltern von all dem zum ersten Mal hört. Agnes, erstes Kind der Handmaid Offred, das ihr bei einem Fluchtversuch entrissen und regimetreuen Eltern zur Aufzucht überlassen wird und sich, wiewohl perfekt indoktriniert, einer Ehe verweigert und stattdessen die Aufnahme in die Kaste der Tanten anstrebt.
Diese Tanten sind die grauen Eminenzen der Männermacht. Sie schaffen aus den Mädchen und den Frauen aus der Zeit davor gottesfürchtige gehorsame analphabetische Geschöpfe (Sticken: Sehr gut), sie wissen alles, haben immer und unbegrenzt Zutritt zu allen Häusern, führen die genealogischen Akten. Kurz: die Oberste Founding Aunt Lydia sammelt Informationen für die Dossiers, die letztendlich den Sturz des inzwischen vollkommen korrumpierten und dekadenten Systems herbeiführen sollen.
Wie? Es möge ein/e jede/r selbst entdecken. Ich habe große Freude daran gehabt, einer gebildeten, altersweisen und sehr sarkastischen Autorin dabei zu folgen, wie sie die Fäden zusammenführt und für (fast) alles logische Zusammenhänge entwickelt.
Los jetzt. Buch besorgen, lesen! Lesen! Lesen! Lesen!
Knapp bei Kasse?
45 läßt schreiben:
Da haben sie aber nochmal Glück gehabt, die Trumpites. Ihr Präsident ist nicht böse. Nur enttäuscht.
Volkstheater: Die Goldberg-Variationen – Nachtkritik
Passionsspiele wegen Pandemie abgesagt? Das kann doch einen Stückl nicht erschüttern. Dann inszeniert er eben im eigenen Haus einen wilden und brüllend komischen Parforceritt durch das Alte Testament und unterhält sein Publikum mit einer glänzenden Besetzung (Pascal Fligg (Mr. Jay) – ich müßte mich sehr täuschen, wenn Addidas den nach der Performance nicht zum Markenbotschafter macht; Mauricio Hölzemann (Goldberg) – ganz besonders überzeugend in den tragischen Ewiger-Jude-Momenten, selbst schwäbelnd; Luise Deborah Daberkow (Terese Tormentina) – falls die Frauenbewegung nach einer neuen Gallionsfigut sucht, da isse; Cengiz Görür (Masch) – ganz besonders wunderbar als Paradiesverführerschlange und Timocin Ziegler (Raamah) fast zwei Stunden lang auf das allerfeinste. Dieser Inszenierung sieht man selbst das Aufwärmen von ein paar ganz alten Kalauern nach… Der Hausherr scheint allerdings nicht ganz auf der Höhe gewesen zu sein: ein paar Spritzer Wasser und ein bißchen Bühnenblut, hmmm. Das mit dem Bühne einsauen kann er sonst besser.
Ansonsten ist auch das Volkstheater coronaentkernt. Beinfreiheit bis zum Ausdemsitzrutschen, weil jede zweite Reihe fehlt. Und wenn dann das Paar neben einem nicht kommt, sind bis zum nächsten Besucher gleich sechs Plätze frei. Schon fremd. Aber Theater. Endlich, endlich wieder Theater!
Ach ja. Anschauen! Anschauen! Anschauen!

