Beleidigt

Die rosenfingrige Eos läßt den Morgen golden schimmern, während der Wettermann im Autoradio von ergiebigen Schneefällen faselt. “Ach was,” denke ich, “geht doch gar nicht. Doch nicht an einem Tag der so verheißungsvoll beginnt”.

Abends kehre ich einen gut 20 Zentimeter hohen Schneeberg vom Auto und bin für den Rest dieses Tages fertig mit der Welt. Ehrlich, Global Warming habe ich mir ganz anders vorgestellt.

Noch in der Mediathek: Tatort Stuttgart – Das ist unser Haus

So geht’s. Genau so. Lustig, ohne aufgesetzt zu sein, brüllend komische Dialoge, ohne die Figuren zu verraten. Herrlich. Ich kenne diese Leute, denen eine Leiche in der Baugrube ihres Gemeinsamlebenarchehauses das Leben schwer macht. Ich kenne sie alle. Ich war mit denen im Arbeitskreis Südafrika, um aus der schwäbischen Provinz heraus direkt Nelson Mandela aus dem Knast zu befreien und habe mit ihnen in den monatlichen Redaktionskonferenzen fürs “Blättle” die Köpfe heiß und die Hälse heiser diskutiert. Öko und Esoterik haben wir erfunden und die heute Achtsamen waren damals Sannyasins, wollten aber auch immer drüber reden und dann knuddeln. (Ja, ich hatte eine harte Jugend.)

Ich muß das jetzt nicht im Detail erzählen, kann sich jede/r selbst angucken. Macht Freude. Sollte getan werden. Als Extrazuckerl muß ich sehr loben Christiane Rösingers Grande Dame der Oase Ostfildern, die eine Mutter der Kompanie hinlegt, vor der man sich nur verbeugen kann und einen der schönsten leicht zu lang geratenen Schlußmonologe über den Menschen an sich spricht, den ich je, und schon gar in einem Tatort, gesehen habe.

Manko? Richtig Schwäbisch schwätzt hod koiner vo denne, aber des isch au arg schwär,

C-Schnipsel – Die Living-La-Vida-Lockdown-Edition

# Wir leben in Zeiten, in denen das tiefe Verlangen nach “Normalität” nicht länger nur das Idol des klassischen Spießers ist. Dazu zwei Fragen.
a) Macht uns das alle zu Spießbürgern?
b) Heißt das, Normalität ist mehr so als Gefühl zu definieren und weniger so als Regelwerk?

# Ach, das war alles, was es dazu gebraucht hat?

# Querdenker. Erschreckend, wie ein einmal positiv besetzter Begriff kaputtgetreten werden kann.

# Ach, das war alles, was es dazu gebraucht hat?

# Der amerikanische Duftkerzengigant Yankee Candle aus South Deerfield, Massachusetts (s. auch hier: https://flockblog.de/?p=26141), hatte in diesem Jahr mit überdurchschnittlich vielen schlechten Produktkritiken zu kämpfen. Die Kerzen, schrieben die Käufer*innen enttäuscht, röchen nach nichts. Erst jetzt vor kurzem ist eine Studentin des MIT auf Idee gekommen, dass es einen Zusammenhang zwischen unentdeckten COVID-Infektionen und negativen Reviews geben könnte und forscht jetzt hierzu. Kluge Frau.

# Ach, das war alles, was es dazu gebraucht hat?

# Wer hätte gedacht, dass der/das Hashtag #ImpfitlikeMcPomm mal trendet?

# Steht uns jetzt eigentlich statt einer weiteren Folge High School-Musical das Home School Musical ins Haus? Und will man das haben?

# Müssen wir Angst vor der Frage haben: “Oma, was hast du eigentlich während der Covid-19-Pandemie gemacht?”

C-Schnipsel – Die-zum-ersten-Mal-seit-Beginn-der-Weihnachtsferien-draußen-und-außer-zum-Einkaufen-wieder-unter-Menschen-gewesen-Ausgabe

# Es ist alles anders in diesem Jahr 2021: Die BILD-Zeitung macht mit einem Lob auf. Einem Lob auf maskenproduzierende Deutsch-Türken. (In der Online-Ausgabe werden “Bayerns Masken-Könige” dann noch von Deutsch-Türken zu “Landshutern” geadelt.)

# Oder doch nicht anders: Hubsi Aiwanger will spätestens im Februar Skilifte und Hotels “aufsperren”. “Weil sich noch koner im Hotel angschteckt hod.”

# Kennen andere dieses Phänomen eigentlich auch? Kaum ist die FFP2-Maske auf, schon läuft die Nase.

# Alle alle alle in der U-Bahn tragen FFP2. Außer der Dame, die brettelbreit vor der sich öffnenden Tür steht und alle, alle, alle dazu zwingt sich rechts oder links an ihr vorbeizuquetschen. Die trägt gar keine.

# Dieser ganz neue Schmerz, wenn sich beim Nachvornebeugen die doch eher steife FFP2-Maske gen Augen schiebt und die Wimpern mit einem Schnitt abzutrennen droht.

# Der Alki aus dem dritten Stock, der sich morgens mit drei frischgekauften Chantré-Fläschchen in den Tag balanciert, um dann abends beschwingt, sorgen- und maskenfrei wie selbstverständlich Einlaß in den Maximal-vier-Personen-Lift erheischt. (Die Absage trägt er schulterzuckend wie ein echter Mann und versüßt sich die Wartezeit auf seine Fahrt mit einem Flascherl Jägermeister.)

# In der Apotheke in der Passage unten sind FFP2-Masken schon seit letzter Woche aus. Doch verzage nicht, Bürger, Vinzenz Murr ist jetzt den Handel mit Mund-Nasen-Schutzen (oder -Schützen?) eingestiegen und hat noch reichtlich.

# Efcharistó an den Koch vom Faros unten für die herrlichen gegrillten Seezungenfilets und den Berg Gemüse dazu. Trotz reduzierter Speisekarte auf Extrawünsche eingegangen und pünktlich auf die Minute eine fertig gepackte Tüte voll guten Essens bereitgehalten. Das machen wir bald wieder.