Herr, lass Hirn regnen

Vorgestern, in einem Hat-Store in Nashville, Tennessee… “The patches are here”.

… demnächst auch als Trucker-Caps erhältlich.

Früher war’s auch schlimm

Ich bin in den Siebzigern aufgewachsen und kann mich bis heute erinnern, welche Muster und Farben und Muster- und Farbkombinatinen für Gardinen, Teppichböden und Menschenkleidung angesagt waren und in welchen hanebüchenen Klamotten und Schuhen und mit welchen furchtbaren Haarschnitten wir die Welt verschandelt haben. (Schlaghosen, Rundhosen mit Reißverschluß hinten, Hemden mit Krägen bis zum Ellenbogen, Rüschenalpträume, Vokuhila.) Es ist kein Wunder, dass manche aus dieser Generation so sehr traumatisiert sind, dass sie es bis heute für “bunt genug” halten, wenn sie ihren Körper mit sehr schlichten Schnitten in mutigmausgrauem Anthrazit bedecken. Und man gehe mir weg mit Glamrock, Schulmädchenreport, Neckermannreisen und den anderen schlimmen Dingen aus dieser Zeit. Echt, jetzt… Wo war ich gleich?

Richtig. Siebziger. Schlimme Zeit. Und kein Entrinnen… Wie mich heute diese Filmempfehlung gelehrt hat, hätte selbst Auswandern nach Down Under nicht geholfen.

Andererseits: Ich glaube, mein Algorithmus ist urlaubsreif. Sonst kommt man doch nicht auf solche Ideen.

PS: Endlich bin ich drauf gekommen, an wen mich der Alvin-Darsteller erinnert. Na? Naha?



Genau: Der sieht doch aus wie ein etwas moppeliger Ilja Richter…

Gestern in der Unterfahrt: Insomnia Brass Band ‘Late Night Kitchen’

Eine, wie sag ich das jetzt am besten, eine, hmmm, sehr eigenwillige, um nicht zu sagen, eigenartige Combo. Wieder, wie neulich schon, Blech und Schlagzeug, auf der Bühne aufgebaut wie ein Triptychon: links Almut Schlichting (Bariton-Saxophon, was für ein exquisiter Klang), mittig und zentral Christian Marien (Drums, ein Feuerwerker) und rechts Anke Lucks an der Posaune. Letztere sehr überraschend im Einsatz als Rhythmusinstrument und “Zweite Stimme”. Ganz anders. Viel experimenteller, eher ungewohnt fürs Ohr.

Bei den Live-Streams, die ich bisher gesehen habe, waren häufig weit über 200 Zuschauer dabei, auch die 300er-Marke, im Club undenkbar, wurde oft gerissen. Gestern waren es am Anfang gerade mal 101 Zuschauer, und bis zum Ende sank die Zahl auf 79. (So wie an einem lauen-luftigen Sommer-Biergarten-Grillen-am-See-Abend im Keller.)

Die Wegschalter haben was verpaßt. Je länger das Konzert dauerte, desto mehr habe ich mich drauf einlassen können und desto mehr habe ich es auch genossen.

Neue Qualitäten

Unter den Angeboten auf dem Partnersuchmarkt ist nie ein dicker dummer fauler Angehöriger des Lumpenprekariats, vielmehr suchen immer feinsinnige, humorvolle, attraktive und gut situierte Menschen ein Pendant. Seit neuestem, wie ich in der aktuellen Wochenendausgabe der SZ in mehreren Annoncen lesen durfte, mit dem Zusatz-Attribut “doppelt geimpft”.

O Tempora, o Virus…

Maßgeschneidert

Mein rechtes Ohr ist anders geformt als mein linkes, was beim Anpassen einer jeden neuen Brille immer häufige Gänge zum Optiker erfordert, bis die Bügel endlich vollkommen unterschiedlich zurecht gebogen sind und die Brille richtig sitzt.

Seit das Tragen von FFP2-Masken Pflicht ist, hadere ich mit diesem Umstand viel mehr als früher, weil das rechte Ohr wegen der zu engen Schlaufe immer absteht und mit der Zeit eine unnatürlich ungesunde violette Färbung annimmt. Außerdem tut’s weh und das macht mich grantig.

Mein letzter Vorratspackungseinkauf stand aber wohl unter einem guten Stern. Ich habe eine Charge Masken erwischt, die der Qualitätskontrolleur übersehen hat und was andere als Makel empfinden würden, stimmt mich glücklich: die recht Schlaufe ist knapp einen Zentimeter länger als die linke. Und zum ersten Mal seit dieser ganzen Pandemiescheiße kommen zum schlechter Luft kriegen und Brille beschlagen und Feuchtbiotop im Gesicht endlich nicht auch noch ein von der Blutversorgung abgebundenes Ohr hinzu.

Ist das jetzt das Licht am Ende des Tunnels?

C-Schnipsel – Die “Wir-dürfen-wieder”-Ausgabe

Das Bild, das mir von den Endlich-wieder-erlaubten-Sachen Ende Mai 2021 am meisten im Gedächtnis haften bleiben wird, ist die Terasse der Eisdiele bei mir ums Eck, bei grauem Himmel, mehr Wind als nötig und leichtem Nieselregen, vollgepackt mit Menschen aller Altersgruppen in dicken dicken Daunenjacken vor großen großen Eisbechern.

C-Schnipsel – Die “Kultur-ist-auch-wichtig, irgendwie”-Edition

Was habe ich mich aufgeregt! Und drum zitiere ich statt eines eigenen Beitrags aus dem Jazzletter #175 des Mediziners und ersten Vorsitzenden des Förderkreises Jazz und Malerei München e.V., Michael Stückl:

Liebe Jazzfreunde,  
seit über 33 Jahren habe ich mir eine Frage nie gestellt. Nämlich die, ob wir eine Konzertbühne sind. Diese Woche hat mich nichts anderes beschäftigt, als eben diese Frage: Ist die Unterfahrt eine Konzertbühne?   
Was sollten wir denn sonst sein? Bierwirtschaft mit  Hintergrundbeschallung? Oder Biergarten mit Dixieland-Untermalung. In den aktuellen Verordnungen steht recht klar, dass Konzertbühnen bei Inzidenzen unter 100 wieder öffnen dürfen. Deswegen stand für uns außer Zweifel, dass dies möglich sei. Aber es gibt in der Verordnung des Staatsministeriums eine Definition, was eine Konzertbühne ist. Es handle sich um eine Bühne auf der Konzerte stattfinden und bei der es eine feste Sitzplatzzuteilung gibt. Gut, dachten wir, mit festen Sitzplatzzuordnungen kennen wir uns aus. Herr A. sitzt am liebsten an Tisch 18, Herr S. am liebsten an Tisch 5 und Herr M. bevorzugt den Tisch 12. Also kein Problem: Hurra, wir können öffnen!   
Dachten wir! Das Kreisverwaltungsreferat ist sich unsicher. Kann man an Tischen eine feste Sitzplatzzuteilung machen? Ist das nicht eine Tischzuteilung? Und ist vielleicht eine feste Sitzplatzzuordnung überhaupt nur möglich, wenn der Sitzplatz fest mit dem Boden verschraubt ist?   
All diese Fragen konnten nun in einer guten Woche nicht geklärt werden. Der uns gespendete Trost: Vielleicht arbeitet ja im Ministerium auch jemand am langen Pfingstwochenende. Und gibt uns Bescheid, ob ein fest zugewiesener Sitzplatz unbedingt ein fest verschraubter sein muss.   
Wir sind gespannt. Ob wir am Ende wirklich sind, was wir uns seit Jahren vorgaukeln: Eine Konzertbühne! Trotz all dieser Unsicherheit lassen wir uns nicht nehmen, das zu tun, was einer Konzertbühne würdig ist. Wir veranstalten Konzerte. Und wir sind ein Kulturbetrieb, was zunächst auch von den Behörden in Frage gestellt wurde: “Kann denn ein Jazzclub überhaupt regelmäßig kulturelle Veranstaltungen veranstalten?”    
Dann eben weiterhin erstmal im Livestream. Wir bleiben dran und halten die Kultur und lockere Sitze hoch. Und akzeptieren fest verschraubte Lockerungsbedingungen. 

Aber Bundesliga geht.

Deutschland sucht den Super-Neologismus

Die Damen und Herren Moderator*innen des Morgenmagazins auf BR2 scheinen einen Wettbewerb laufen zu haben, wer von ihnen das Wort “Impfgipfel” am schönsten verdrehen und versprechen kann (s.a. https://flockblog.de/?p=44806).

Heute früh hat die Sprecherin der Welt das schöne Wort “Gimpfel” geschenkt. Ich möchte zum Schluß da nicht in der Jury sitzen…