Gelesen: Mattie Lubchansky – “Boys Weekend”

Der beste Freund einer Transfrau möchte, dass sie sein Trauzeuge wird (das englische “best man” macht ihre mehrseitige Verletzung noch klarer) und lädt alle seine Kumpels zu einem Junggesellenabschied auf einem futuristischen hedonistischen Eiland ein, auf dem es alles gibt und alles geht und das Las Vegas aussehen läßt wie ein sehr lahmes Euro-Disney.

Außerdem noch ein irrer überkapitalistischer Orden oder Sekte oder so – “The Gray Hand” – der massig Mitglieder, auch die Kumpels, für ein Schneeballsystem anwirbt und seine Opfer zu Zombiearbeitssklaven macht, die man daran erkennt, dass sie wenig reden, weil sie wenig Hirn haben. (Was ich bei der Ausgangslage jetzt gar nicht soo schlimm finde.) Und Schlangen. Und Seeungeheuer.

Ich weiß nicht mehr, woher ich die Empfehlung dafür hatte, vermute aber stark die Website: www.whatanuttershyte.com. Was für ein uninspirierter wehleidiger Dreck!

Bloß nicht lesen.

No Shit

Seit ich auf meinem Balkon zu den Aluknispelstreifen noch eine Installation aus diversen Borsteninstrumenten, ja, was… installiert habe, schlacken (das ist mein persönliches Kunstwort aus Schlafen und Kacken zusammengesetzt und gildet als neu erfunden) die Herrschaften Mistviecher woanders.

Möge es so bleiben.

Lange Schatten

Immer, aber wirklich immer, wenn ich in einem angelsächsischen Film einen jüngeren (das sind in meinem Alter Menschen, die die dreißig auch schon mal gut überschritten haben können) männlichen Schauspieler sehe, der mir bekannt vorkommt, bei dem ich mich aber beim besten Willen nicht erinnern kann, wo und in welcher Rolle ich ihn schon einmal gesehen habe, dann versuche ich inzwischen, ihn mir in einer Rüstung oder sonstiger kampftauglicher Kleidung vorzustellen.

Meistens komme ich dann drauf, dass er, wie alle die anderen auch, bei Game of Thrones dabei war.

Da war es nur noch eins

Außen, Nacht: Dunkel, Regen, grauslig. Wirres Haar, Besen, die Augen zusammengekniffen, ist das jetzt…?

Es ist und flattert erschrocken auf und in die dunkle regnerische grauslige Nacht. Hätte das blöde Vieh woanders geschlafen, hätte es ungestört durchkacken und -schlafen können. Vielleicht morgen schon?

Gelesen: Cemile Sahin* – “Alle Hunde sterben”

Ein gewaltiges Buch. Grausam. Hart. In einer Sprache geschrieben, die einem Bilder ins Hirn hämmert – etwas Vergleichbares ist mir bisher noch nicht begegnet.

Sahin beschreibt Staatsgewalt, Staatsbrutalität, Staatsgrausamkeit, verübt von Uniformierten, Polizisten und Soldaten, gegen Menschen, die “der Staat” nicht haben will, sie zu Unmenschen, “Terroristen” definiert und zur Jagd freigibt.

Aus ihrer Biographie und den Namen ihrer Protagonistinnen und Protagonisten läßt sich ableiten, dass die Täter Türken, die Opfer Kurden sind. Das ist natürlich wichtig, wird aber nie explizit erwähnt, da die Methode und die Foltern universell sind.

Sahins Sprache bleibt kalt, knapp und sachlich. Das macht die Lektüre fast schmerzhaft. Es ziehe ein jeder und eine jede für sich selbst den Schluß, ob er oder sie sich dem aussetzen will. Ich hatte Alpträume.

Missen möchte ich sie für mich dennoch nicht und werde mich durch ihr noch schmales Gesamtwerk lesen (die “Hunde” sind das zweite von drei bisher erschienenen Büchern). Allerdings mit angemessenem Abstand zwischendrin.

* Falls jemandem der Name bekannt vorkommt, könnte es daran liegen: https://flockblog.de/?p=51627

Gemischte Gefühle

Es gibt da zwei Lesarten:

  • Die böse Frau, die kurz nach hereingebrochener Dunkelheit zwei arme, gegen die Kälte dick aufgeplusterte Vögelchen aus dem Tiefschlaf reißt, von ihrem Nachtlager auf den knispelnden Alustreifen vertreibt und ihnen triumphierend gemein grinsend bei den taumelnden Fluchtflügelschlägen nachsieht.
  • Die Stadtbewohnerin, die nach einer aufwendigen Putzaktion den nach der jüngsten Mieterhöhung noch teureren Balkon von Taubenkacke und den darin enthaltenen krankheitserregende Bakterien, Pilzen und Parasiten freihalten will – und, auch wenn es langsam schwer fällt, netterweise (noch) nicht zur Kreisler-Methode* greift. (Tip the hat to Ms. W. in K.)

* Die Kreisler-Methode? Ich unterstelle meiner Leserschaft, dass alle sie kennen. Aber falls nicht:

Ha!

Silber-Streifen, die
in milder Brise knispeln.
Fort ist das Mistvieh!

Früher war mehr Lametta

So ein schöner sonniger Herbsttag. Hach! An den See vielleicht, nein, nicht zum Eisschwimmen, Mann, aber zum Spazierengehen und an eine warme Hauswand gelehnt einen Kaffee zu trinken. Oder alternativ, dies und das erledigen. Ach nein, in die Stadt kann man ja nicht. Sind immer noch die vielen Kostümierten unterwegs. Dann ganz was anderes?

Ganz was anderes. Ich beschließe, dass heute genau der richtige Tag ist, um es diesen fliegenden Ratten heimzuzahlen, die meinen Balkon zum Schlaf- und Kackplatz erkoren und wirklich alles, was dort herumsteht, viellagig vollgeschissen haben. Ich rüste mich mit Eimer, Putzlumpen, Schaufel, Besen, Schrubber, Gummihandschuhen und Mundschutz und kratze, wische, fege und ekle mich die ganz Zeit. Ich putze schon mein eigenes Klo nicht gerne, aber diese Vogellatrine? Echt eine Zumutung.

Als ich endlich fertig bin, habe ich einen Müllsack voller Taubenscheiße, Lappen, verdreckter Bürsten usw. voll und die Viecher so recht von Herzen dick. Muss nur noch meine Schuhe abwaschen (man möchte den Dreck ja nicht in die Wohnstube tragen) und dann können auch die Handschuhe und die Maske in den blauen Sack.

So, und jetzt zur Prävention. Mit Panzertape verklebe ich viele Streifen vorgeschnittener Alufolie (zum im Wind flattern und irritieren), die vorerst, bis ich Lametta besorgt habe, abschreckend wirken sollen. Ich weiß das, der blöde Vogel (mindestens einer) weiß es offensichtlich nicht. Kaum bricht die Dämmerung herein, kommt er angeflogen. Seitdem bin ich mehrfach mit einem langstieligen Besen in der Hand (und wirren Haaren, das gehört, glaube ich, so) hinausgelaufen und scheuche ihn fort. Dann fliegt er aufs Hausdach und schaut mich mit einem sehr verkniffenen Gesichtsausdruck an. Wahrscheinlich muss er dringend.

Ich bleibe dann erst mal hartnäckig!