In Portugal ist es schön. Immer scheint die Sonne auf Landschaft, Berge und Meer und man darf mit dem Auto ĂŒber die StraĂen, alle StraĂen heizen wie auf einer deutschen Autobahn ohne Tempolimit. Der mĂ€nnliche Portugiese trĂ€gt Bart, volles Haupthaar sowie Glutaugen, die Portugiesin auch, lĂ€Ăt aber den Bart meistens weg. Schurken sind eher dunkelhĂ€utig. In der Freizeit trifft man sich mit seiner Familie, gerne erweitert um Kollegen und Freunde und die Mama kocht aufwendige Mahlzeiten. AuĂerdem Fado. StĂ€ndig. So ist das in Portugal, das habe ich selbst gesehen.
Aber manchmal ist es aber auch in Portugal nicht gut. Manchmal stirbt einer. Und dann kommt die Polizei, erst die uniformierte und die ist korrupt (aber nur die MĂ€nner), und dann die Guten vom Kommissariat, die gerade, was ein GlĂŒck, einen Austauschbeamten aus Hamburg, “o alemĂŁo” Leander Lost (“Ja, wie die Serie.”) da haben. Und obwohl der dafĂŒr verantwortlich ist, dass ein VerdĂ€chtiger erst die Chefin der kleinen Truppe niederschlĂ€gt, dann das Beweismaterial abfackelt und er zu guÂter Letzt den portugiesischen Austauschkollegen ins Bein…
schieĂt, verdammt, … schieĂt. Was seid ihr denn fĂŒr einer Leserschaft? Also, obwohl er nur Mist baut, verzeihen ihm die portugiesischen Kollegen schlieĂlich, weil er ist Autist. Die Diagnose hat die kleine Schwester der Kommissarin gestellt, weil er ihren Einkaufszettel nach einmal Draufgucken auswendig aufsagen konnte. Sie erklĂ€rt: fotografisches GedĂ€chtnis, Gesichts- und GefĂŒhlsblindheit, kein Humor. Da lassen sie ihn dann doch nicht nach Hamburg zurĂŒckreisen, sondern behalten ihn im schönen Portugal, denn einer muss den Fall schlieĂlich aufklĂ€ren.
Ich hÀtte zu dieser Produktion bitte ein paar Fragen:
- Seit “Rain Man”, ach was, eigentlich, wenn wir ganz ehrlich sind, seit Sherlock Holmes ist es hip, mit Autismus zu unterhalten. Geht manchmal auch gut, zum Beispiel im “Rosie Project” oder mit einer Figur wie “Sheldon Cooper”. Oft aber auch gar nicht. S. u.
Die ARD-Programmverantwortlichen preisen diesen Krimi in der Mediathek wie folgt an: Kommissar Leander Lost hat ein fotografisches GedĂ€chtnis und einen messerscharfen Verstand, kann jedoch Gesichter nur schwer lesen und versteht keine Ironie. Als ungewöhnlicher Ermittler brilliert Jan Krauter in dem Zweiteiler âLost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugalâ. Originell nutzt Grimme-PreistrĂ€ger Holger Karsten Schmidt, der seine Portugal-Bestseller unter Pseudonym schreibt, den Asperger-Autismus seines Titelhelden, um aus psychologischen Details ĂŒberraschende Wendungen und grandiose Situationskomik zu erzeugen.
SchĂ€mt ihr euch nicht? Eine solchene Aneinanderreihung von Klischees wie in diesen beiden Pilotfolgen hab ich noch nicht oft gesehen. - Bin ich die einzige, die vollkommen irritiert ist, wenn alle deutsch sprechen, es aber eine interne Ăbereinkunft zu geben scheint, dass es sich hierbei um die Landessprache des schönen Portugal handelt?
- Darf ich davon ausgehen, dass die fĂŒr Tourismus zustĂ€ndige Behörde in Portugal ordentlich zur Finanzierung des Films beigetragen hat? Sieht schon ein biĂchen arg nach Fremdenverkehrsförderung aus.
Es scheint sich um ein erfolgreiches Konzept zu handeln: Eine weitere Doppelfolge ist bereits in der Mediathek, eine dritte wird gerade gedreht. Ich denke, meine Welt wird nicht Ă€rmer, wenn ich es bei dem einen Versuch belasse. Danke fĂŒr die Empfehlung, lieber Herr W. aus M. – wie ich schon sagte: “Wenn es mir nicht gefĂ€llt, dann ist es Material fĂŒr einen VerriĂ.” QED.



