Blinder Passagier

Ich stehe nicht gern im Rampenlicht, schon gar nicht, wenn ich, wie alle anderen längst angeschnallt und heimkehrbereit, vor einem schon etwas verspäteten Flug aufgerufen werde, mich bei den Flight Attendants zu melden. Also hurtig aus der vorletzten Reihe nach vorne gejoggt, wo man mir in Hörweite der anderen Passagiere mitteilt, man müsse den Barcode auf meinem Boardingpass noch einmal scannen und sobald ich dem Herrn im feinen Tuch vor die Flugzeugtür auf den Treppenabsatz gefolgt bin, er mir mit gesenkter Stimme sagt, dass mein Koffer vibriere. Ich möge doch bitte nach unten gehen, und, was immer es sei (schiefes Grinsen) ausschalten, damit wir losfliegen können.

Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, ist, dass es Amico Negro (für seine Freunde inzwischen “Zwuppie”), doch noch irgendwie geschafft haben muß, sich ins Gepäck zu schmuggeln. Anstalten dazu hatte er heute morgen wirklich genug gemacht und unfaßbar unerträglich sehr schlimmen Trennungsschmerz vorgetäuscht. (Ganz große Oper für so einen Zwerg.)

Zwuppie

Hatter nicht. Es war doch nur die elektrische Zahnbürste, der wohl im Waschbeutel ein wenig fad geworden war. Alle mich umstehenden wichtigen Männer in ihren Westen und ich entschuldigen uns beieinander mit vielen Scusis, Reißverschlüsse schnell wieder zu, Koffer verladen, Sabine die Treppen wieder hoch und von bösen Blicken verfolgt an den Platz zurückspießrutengelaufen.

Ich verkünde, während das Flugzeug endlich losrollt, meinen Entschluß, fortan in den Ferien wieder auf normale Zahnbürsten zurückgreifen zu wollen. Christoph empfiehlt, vor der Reise einfach Gerät und Batterie zu trennen.

Phhhh. Pragmatisch kann ich selber.

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