Lietterrattuuurkritick*

Der Suhrkamp-Schutzumschlag brüllt einen mit Föijetong-Lobhudelei an: “Die Welt liest Ferrante” steht da gleich neben dem Titel “Meine geniale Freundin” zu lesen und man möge sich doch sofort mit #ferrantefever** infizieren und seine Begeisterung mit in die Welt hinauszwitschern.

Wenn ich bloß wüßte, welche Begeisterung worüber. Ja, hübsch gemacht ist es, das Büchlein, lustiges Umschlagphoto, auf gutem Papier in ansprechendem Satz gedruckt, mit Lesebändchen und einem schmucken Lesezeichen, in dem noch einmal die dramtis personae aufgelistet sind. Aber sonst? Schlampig redigiert, für diesen Anspruch, bei dem schon ein Grammatik- oder Tippfehler zu viel sind, sind es viel zu viele; ich müßte mich sehr täuschen, wenn Unseld selig nicht ununterbrochen rotierte.

Mir geht’s wie mit Toni Erdmann: ich verstehe den Hype nicht und weiß nicht, warum und was mich an der Geschichte zweier heranwachsender Mädchen aus Neapel interessieren soll. Wäre ich nicht zeitreich und buchknapp im Krankenhaus gelegen, hätt’ ich “Meine geniale Freundin” nach dem ersten Drittel weggelegt. So hab ich bis zum Ende durchgehalten, die Mädels sind jetzt immerhin schon sechzehn, doch ich weiß eines mit Sicherheit: so krank kann ich gar nicht werden, dass ich die Bände 2 bis 4 noch lesen werde.

 

* Man möge sich die Überschrift von RR (für die Jüngeren: Marcel Reich-Ranicki, seines Zeichens Literaturpapst, Gott habe ihn selig) ausgeraunzt vorstellen.

** Die Autokorrektur schlägt hier das doch wesentlich sinnvollere “Gerätegeschwindigkeit” vor, übrigens auch mit Hashtag.

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