Dem Kaiser geben, was des Kaisers ist*

Der Begriff vom mündigen Staatsbürger ist hierzulande unbekannt. Statt gesunden Menschenverstands beherrscht den Amerikaner permanent Angst vor einem Regelverstoß und den nachfolgenden Sanktionen. (Beispiel: Bei Straßenbauarbeiten blinken einen hier Schilder an “Move over – it’s the law. Injure or kill a worker – fines doubled”, statt Geschwindigkeitsreduktionsschilder aufzustellen, auf daß Autofahrer mitdenken und schlichtweg langsamer fahren.)

Steuerzahlungen sind am Tax Day, dem 15. April fällig. Ausnahmen gibt es nicht. Und so flippt das ganze Land kollektiv in den ersten beiden Aprilwochen aus, weil die Steuererklärung noch gemacht werden und der Scheck rechtzeitig bei der IRS eintreffen muß (es gilt der Poststempel und das ist auch gut so). Noch mehr, als seine Steuern nicht rechtzeitig zu bezahlen, fürchtet der Amerikaner, der IRS Geld zu schulden (“you don’t want to owe!”) Das online-Steuererklärungsprogramm hat mich, während ich vorhin den Feds und den Kaliforniern die Steuern erklärte (zwei Steuererklärungen, man gönnt sich ja sonst nichts), mindestens vier Mal gefragt, ob ich die zu erwartende Rückzahlung nicht lieber gleich als Guthaben für eine mögliche Steuerzahlung im Jahr 2012 bei der Finanzbehörde liegen lassen wolle. Sonst noch was? Mich beunruhigt viel mehr, daß der Bundesstaat Kalifornien mir Geld schuldet. So notorisch pleite wie die sind, versuchen sie sicher wieder, mir einen Schuldschein anzudrehen…

*Aber doch nicht im Voraus!

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