Neu im Kino: The Iron Lady

Margaret Thatcher war die erste Frau, die an die Spitze der Regierung eines westlichen Landes gewählt wurde (Indira Gandhi und Golda Meïr waren zu dieser Zeit jeweils schon über 10 Jahre im Amt).

Meryl Streep spielt sie als am Ende ihres Lebens einsame hinfällige aber extrem zähe alte Frau, die sich ihre physischen und geistigen Unzulänglichkeiten selbst am allerwenigsten verzeiht. Wie bei “J. Edgar” (http://bit.ly/zul3Us) zeigt auch dieser Film, wie schon der Teenager Maggie durch die strikten Maximen des kleinbürgerlich wertkonservativen Vaters, eines Lebensmittelhändlers geprägt wird und sich ehrgeizig nach oben arbeitet. Wobei weniger die Darstellung ihrer politischen Verdienste und Verluste, als vielmehr deren direkte Auswirkungen auf ihr Privatleben im Vordergrund stehen. Margaret Thatcher ist eine in Vollzeit berufstätige Karrierefrau in einem männerdominierten Umfeld, verheiratet, Mutter zweier Kinder und hat mit genau den gleichen Problemen zu kämpfen wie jede Frau in dieser Situation. Darüber hinaus entscheidet sie aber auch noch über Krieg und Frieden (Falkland Inseln), Wirtschaft und steht auf der Abschußliste der IRA (sie überlebt 1984 nur knapp einen Bombenanschlag).

Lady Thatchers Leben wird in Rückblenden erzählt (unter anderem mit Ausschnitten aus zeitgenössischen Nachrichten) während die alte Frau die Sachen ihres verstorbenen Mannes für Oxfam einpackt. Es ist allein Meryl Streeps Schauspielkunst zu verdanken, daß man sich für die Frau hinter der öffentlichen Figur interessiert und sogar Mitgefühl empfindet. Nicht Mitleid, das verböte sich bei ihrer Ich-habe-ein-Lineal-verschluckt-Selbstdisziplin. Wir sehen von außen, welchen Preis sie für die Macht bezahlt hat, sie jedoch darf für sich nicht einmal die Frage danach zulassen. Daß das funktioniert ist, noch einmal, Meryl Streeps große Leistung.

Ganz am Rande bemerkt: als Margaret Thatcher Premierministerin wurde, war ich 18 und politisch engagiert. Ich bin sehr erschrocken, als ich gesehen habe, was ich schon wieder alles vergessen hatte.

Anschauen.

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