Noch in der Mediathek – Tatort Münster “Fiderallala”

Ob es angemessen ist, über mangelnden bezahlbaren Wohnraum, Zeltstädte vor Unis und Vermieter, die vor sexueller Nötigung angesichts der Notlage potentieller Mieterinnen nicht zurückschrecken, ob es also angemessen ist, über all das herumzuwitzeln? Nun ja. Muss so dringend nicht sein.

Das Thema dient als Hintergrund für den aktuellen Tatort aus Münster und auch diese Folge krankt wieder an der Frage, ob man sich nun einen klamaukigen Jux machen will oder mindestens einen Mord aufklären. Die Entscheidung fiel offensichtlich dafür, beides zu tun und das geht zum wiederholten Male schief. Nicht Fisch, nicht Fleisch.

Ein Börne-Kalauer ist mir trotzdem als lustig in Erinnerung geblieben: “Wenn ich mir ein Brötchen mache, dann ist das wissenschaftlich belegt.” Echt nett, aber das reicht doch nicht als Beute für eineinhalb Stunden gucken. Mann.

Gestern Abend in der Unterfahrt: Shuteen Erdenebaatar Quartet

Hachs! ad inf.

Was ein Abend! Die Unterfahrt so voll, dass selbst die Barhocker noch mit Reservierungsschildchen vorgebucht waren und das zu recht. Was diese vier jungen Menschen, Shuteen Erdenebaatar am Piano und verantwortlich für die meisten Kompostionen, Jakob Manz an Altsaxophon und Blockflöte (ja, der https://flockblog.de/?p=50752), Nils “Megabling” Kugelmann am Bass und – zum ersten Mal dabei – Amir Bresler am Schlagzeug da auf der Bühne vorzauberten war nicht von dieser Welt und sehr sehr wunderschön. Schwer-Hach!

Ich wünsche jedoch bei der Evolution neben den schon lange vorbestellten Ohrenklappen nunmehr auch Nasenklappen zu ordern: die neue Lüftung im Keller tat zwar ihr bestes, schaffte aber leider nicht mehr, als die Erinnerung an die vor dem Konzert an so gut wie jedem Tisch servierten Bärlauchspaghetti wachzuhalten. Der Vampör hatte es schwör.

Ach, und ans Quartett: mein Vorschlag für das noch namenlose Werk (2. Titel nach der Pause) wäre: “Re-Inventing Baroque”.

Erbarmen – zu spät, die Russe’ komme’…*

Sie müsse mir das jetzt mal sagen, sagt die alte Nachbarin, als wir uns im Gang treffen. Ich sei ja erst neu zugezogen – na ja, vor zehn Jahren, aber Zeit ist ja bekanntermaßen ein relativer Begriff – und könne gar nicht wissen, wie schön es hier früher einmal war. Nun sei alles verkommen, ihre Freundinnen würden sie schon damit aufziehen, dass sie ja jetzt im “Russenviertel” wohne. Ausgerechnet im “Russenviertel”, das müsse ich mir mal vorstellen, wo sie doch von Putin gar nichts halte. “Wer tut das schon?” versuche ich, zur Konversation beizutragen, ist aber erfolglos, denn sie redet sich ohne Punkt und Komma weiter in Rage. Das Reisebüro, sagt sie, habe “der Russe schon geschluckt”, so fange es immer an.

Zum Verständnis: besagter Schluckrusse ist ein Lebensmittelhändler mit Schwerpunkt auf Waren aus Osteuropa und hat, nachdem das Reisebüro nebenan das Rentenalter der Eigentümerin, die Zeiten im allgemeinen und die Covid-Pandemie im besonderen nicht überlebt hatte, dessen Flächen mitangemietet und seinen Laden um Frischetheken für Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Eingelegtes und allerlei Milchprodukte erweitert. Ich finde das nicht schlimm. Ich bin aber auch der Typ Mensch, der gerne über Märkte streunt und Spaß an “fremden” Lebensmitteln hat.

Ob mir das denn nicht aufgefallen sei: selbst bei Edeka an der Kasse sprächen sie nur noch Russisch… Ist es nicht und meine Bemerkung, dass ich leider zu wenig von osteuropäischen Sprachen verstehe, um Russisch und Ukrainisch unterscheiden zu können und dass ich ein Land, in dem Krieg herrscht, auch fliehen würde, geht unter, denn jetzt geht es um die Hauptsache: den Waschkeller. Diese Russenweiber würden ihre Wäsche ja tropfnass über die Leinen werfen, da habe man als korrekte Schleudererin gar keine Chance mehr auf Platz im Trockenraum. Nie mehr. Der Weltuntergang ist nahe.

Ich versuch a) zu fliehen und b) bis dahin irgendwie bedauernd zu gucken und sage ihr c) deswegen lieber nicht, dass ich beim Buchhändler in der Passage auf den Tischen draußen zwei (2) Bücher in kyrillischer Schrift liegen sehen habe. Dann wäre für sie wirklich alles zu spät.

Wir haben doch hier in der Ecke alle Sorten Menschen. Die paar mehr machen den Kohl auch nicht mehr fett. Mann, Frau Nachbarin.

* Für die Nachgeborenen: das ist eine Referenz. Darauf.

Rentnerinnen-Report

Nach dem Aufwachen angemessen gestreckt, gereckt und getrödelt. Zum Kaffee Nachrichten aus aller Welt und Telefonate mit Menschen, die vormittags auch nichts besseres zu tun haben. Anschließend mit einer Freundin zu Mittag die Restaurantterrasse beim Griechen eröffnet, lecker Fisch gegessen, feinen Mokka getrunken und zum krönenden Abschluss das erste Eis der Saison am ersten Eisverkaufstag der Eisdiele geschleckt. Danach gerade mal noch ein Stündchen Zeit, um das aktuelle Buch auszulesen und dann SEV zum Konzert in der Unterfahrt.

Man sage, was man will, aber ich finde, ich bin ein absolutes Naturtalent im Rentnern.

Under new Management

Da schreien welche nach dem starken Mann und dabei steht in brüllend lauten Lettern auf dem Prospekt in meinem Briefkasten, dass wir den längst haben:

Neu zum Strömen auf Amazon Prime: “Soundtrack to a Coup d’Etat”

Ein ganz und gar großartiges und faszinierendes Film-Essay über die Freiheitsbewegung der Sechziger Jahre auf dem afrikanischen Kontinent und ihre charismatischen Anführer, die miesen Machenschaften der Kolonialherren mit ihren Geheimdiensten und Söldnerarmeen, den Kalten Krieg. Außerdem Jazz, Jazz, Jazz.

Mit geschickten Einspielern von zeitgenössischen Filmaufnahmen, Zitaten von Zeitzeugen und – gefühlt – einer Mega-Jam-Session von allen Größen der Zeit. Von Miles Davis bis Thelonious Monk, Louis Armstrong bis Dizzy Gillespie und nicht zu vergessen die großen Musikerinnen wie Nina Simone und Miriam Makeba.

Unbedingt anschauen! Anschauen! Anschauen!

Lärmhansel

Wer morgens schon vor halb acht Rentnerinnenträume rüde abbricht und mit brüllenden Motoren Holz häckselt, der soll ab sofort und bis ans Ende seines Lebens jeden Morgen gleich nach dem Aufwachen und jeden Abend ganz kurz vor dem Einschlafen gezwungen sein, die “Woodchipper”-Szene aus Fargo anzuschauen.

Jeweils drei Mal. Und bei voller Lautstärke. Ast um Ast. Krach um Krach. Mensch!

Falls wer den Film grad nicht parat haben sollte:

Ach, der Krach!

Ich möchte mich ja mit ihm freuen, dem Mann im Blaumann, der offensichtlich irrsinnig glücklich ist, einen funkelniegelnagenneuen Aufsitzmähtraktor bekommen zu haben. Und zwar das Modell mit dem so engen Wendekreis, dass er bei zwei, drei Fahrten um die Bäume herum auch noch das letzte Hälmchen erfolgreich kappt, gleich in seinem Aufsitzmähtraktorgrasfangbehälter einsammeln kann und dabei brummt und dröhnt, dass der Mann übers ganze Gesicht strahlt.

Gibts denn sowas nicht auch leise schnurrend in E?