Früher gehörte es zu den Wochenendfreuden der Studentenschaft des Theaterwissenschaftlichen Instituts, sich am Sonntag um 11:00 Uhr in der Matinée des Kinos am Odeonsplatz den Gründgensschen “Faust” zu geben. Also eigentlich seinen Mephisto, weil den Faust spielte der Quadflieg und die Flickenschildt Marthe Schwerdtlein. Es war jedes Mal von diesen vielen ungezählten Malen toll und anders und so ein Goethe-Stück lernt sich ja auch nicht von einmal zuhören auswendig. (Geisteswissenschaftler sind auch nur eine andere Art Nerd.)
Dann kam 1981 István Szabós “Mephisto” raus, ein Film nach dem nicht besonders guten Enthüllungsroman Klaus Manns, der sich mit der “Freiheit” eines Schauspielers auseinandersetzt, der – vorgeblich – um seiner Sprache und seiner Kunst Willen im faschistischen Deutschland bleibt und zum Schoßhündchen des Regimes verkommt. Pralle Bilder. Dick erhobene Zeigefinger. Und ein Klaus-Maria Brandinger, der den Gründgens gründgensischer und noch körperlicher und unangenehmer spielt, als der Meister selbst. Rampensau toppt Rampensau und wird vom Regisseur nicht gebremst, sondern ermutigt. Damit begann die Auseinandersetzung mit der Person Gründgens, die bis heute nicht wirklich geendet hat.
Was habe ich es einem kalten Winternachtmittag genossen, mir das volle Programm zu geben. Beide Filme. Auf DVDs. (Das, liebe junge Menschen, ist wie Streaming, nur mit Datenträgern und nicht von der Verfügbarkeit von Internet abhängig.)
Man möge es mir nachtun. Schaden kann es nicht!