Irgendetwas scheint schiefgelaufen zu sein. “Aber”, droht die Kollegin dem Verursacher, “so leicht kannst du dich nicht aus der Atmosphäre ziehen”.
Was ein Glück, dass wir im Betrieb keine Luftschleusen haben…
Irgendetwas scheint schiefgelaufen zu sein. “Aber”, droht die Kollegin dem Verursacher, “so leicht kannst du dich nicht aus der Atmosphäre ziehen”.
Was ein Glück, dass wir im Betrieb keine Luftschleusen haben…
Möglicherweise erinnern sich welche, dass ich vor noch nicht allzu langer Zeit Wolfgang Kohlhaase hoch gelobt habe (https://flockblog.de/?p=47123) und vor allem von seiner Geschichte “Die Erfindung einer Sprache” sehr berührt war.
Der Film basiert auf dieser Erzählung. Lars Eidinger brilliert als Lars Eidinger in der Rolle des Klaus Koch, Hauptsturmführer und Chefkoch der Offiziersküche eines Durchgangslagers zu den Vernichtungslagern im Osten. Nahuel Pérez Biscayart spielt seinen Gegenpart, den belgischen Lagerhäftling Gilles, der sich mit der Lüge, er beherrsche Farsi und könne den Nazikoch die Sprache lehren, vor dem ersten seiner vielen möglichen Tode rettet. Der Film bleibt nah am Text, erreicht aber mit seinen bildlichen Mitteln einen unmittelbareren Eindruck von blutiger Grausamkeit – und der Kleinlichkeit, mit der Offiziere Offizieren und Mannschaften anderen Soldaten einander des Menschen Wolf sind. Selten so eine gelungene Darstellung von Schäbigkeit gesehen.
Keine leichte Kost, aber unbedingt sehenswert.
In den sehr wenig Vereinigten Staaten von Amerika gibt es eine Weltsicht, die sich darin manifestiert, dass es “uns”, also die USA, gibt sowie noch irgendwie diffus hinter den großen Wassern den “Rest of World”. Dies wissend, lag Paypal vorhin gar nicht sooo schlecht, als es mir heute nach Hadern ganz aufgeregt einen möglicherweise betrügerischen Log-in-Versuch aus nuremberg by de meldete.
Besser als Bangalore.
Weil man ja immer nie weiß, wie lange es dauert, mit dem Zug von hier nach da zu kommen, habe ich mir zum Zeitvertreib den letzten Band aus meiner Slow-Horses-Siebener-Kassette eingepackt und mit dem erwarteten Genuß gelesen. Es ist schon ein Zeichen großer Qualität, wenn es einem Serienautor gelingt, mich auf den letzten paarenzich Seiten gleich drei Mal total zu überraschen – und zwar ohne eine neue Figur einzufügen (es war der Zwilling des Zahnarzts, den keiner bisher kannte) oder seine Handlungsstränge zu verwirren.
Man verzeiht der Bahn sogar die Verspätung. Beinahe.
Lesen! Lesen!
Dunkelgrau ist es. Die Straßen nass, vom Himmel mehr Nässe in unterschiedlicher Intensität. So ein Wetter, bei dem selbst die Knochen Gänsehaut bekommen. Mein Kleinstleihwagen, mit dem ich nun aus Mannheim in den Hunsrück fahre, hat zwar kein Radio und kein Navi, aber eine Sitzheizung. Prioritäten. Hah! Guter Wagen, das. Ich singe mich warm und frage das Handy wo’s lang geht. Ah! Da lang.
Übriggebliebene Sonnenblumen ziehen am Rand der Autobahn lange dunkle Gesichter, restfarbige Blätter krallen sich verzweifelt an Ästen fest – es wird aber nicht helfen, weil es ja nie hilft und noch nie geholfen hat. Der Sausebrauseregenwind zerrt und reißt und rupft und zupft so lange, bis jedes letzte Blatt verwesungsergeben am Boden liegt und die Bäume verlassen, kahl und schwarz, frieren müssen. Aus den Wiesen kraucht ein Nebel die Hügel hinan, auf dass dem Ilies Stoff für Band 2 bis unendlich seines Caspar-David-Friedrich-Epos nicht ausgehe. Er kann aber auch Since Fiction* und spielt Christo mit den Windrädern, und enttarnt sie als das, was ich schon lange vermute: extraterrestrische Stützpunkte.
Als ob die Stimmung nicht schon morbide genug wäre, sehe ich im Rückspiegel wie sich aus dieser Suppe ein Leichenwagen heranschiebt und mich dann halogenaufgeblendet von der Spur drängeln will. Nichts wie weg! Auf den Schreck singe mir ein letztes Lied. Vorwärts, Hannes, und nicht vergessen! Dann muss ich mich auf das nuschelnde Telefon konzentrieren, weil meine übliche Ausfahrt gesperrt ist und ich eins vorher raus muss. Mein Handy ist ein urbanes Handy und kann mit diesen Umleitungen auf dem Land nicht umgehen. Wie jetzt? Wirklich? Hier durch die Scheune und dann quer über den Ponyhof? Nein. Anscheinend doch nicht. Wieder eine neue Route. Noch eine. Irgendwann gebe ich auf und folge den Schildern zur Verbandsgemeinde, wo die Frau Wirtin ihr Hotel vorhält. Von da aus finde ich meinen Hunsrücker Laden. Immer. Auch dieses Mal, wenn auch eine ganze Weile später als sonst.
Also, wenn die Hinfahrt ein Indikator für die Rückfahrt ist, dann kann die heiter werden.
Und wie.

Weselsky muss vor dem Ruhestand noch einmal den ganz starken Mann markieren und verlängert meinen Aufenthalt um einen Tag. Außer lästig nur halb so schlimm, ich bin ja so erzogen, dass ich immer Spare-Underware einpacke.
Freitags, wenn andere Menschen Feierabend machen, mache ich mich auf den Weg. Im strömenden Regen nach Mannheim, wo jetzt alle Straßen aufgerisssen und der Autoverleih nur über sehr spannende Umleitungen zu erreichen ist. Verdammt, das wird knapp! Ich muss ja auch noch zum Bahnhof. Aber auf die Bahn ist Verlass: bevor ich richtig hektisch werden kann, kommt eine Nachricht nach der anderen: der Zug werde sechs, acht, ach was, mindestens 15 Minuten Verspätung haben. Pah! Dann schaffe ich es bis zur Abfahrt lässig. So lässig, dass ich mir sogar noch einen Kaffee und ein Brötchen holen kann. Der Zug ist wieder bis zum Kragen ausgebucht, der dicke Mann neben mir und ich wünschen uns gegenseitig Diäten an den Hals, aber wir fahren, fahren, fahren und kaum eine Dreiviertelstunde zu spät bin ich endlich angekommen.
Jetzt muss ich nur noch abwarten, ob mir die Kollegen nicht noch ein Virus mitgegeben haben – der Hals ist rauh und der Kopf dick. Aber vielleicht habe ich Glück und das nächste Mal Corona bleibt mir erspart. Schließlich bin ich inzwischen fünf Mal geimpft, das muss doch für irgendwas gut sein. Fürs Wochenende habe ich mich aber trotzdem erst einmal in Quarantäne begeben. Sischer ist sischer.
* “Since Fiction”. Das, hat mir ein jugendlicher Bewerber in seinem Lebenslauf geschrieben, sei sein Lieblingsfilmgenre.
Ich habe dieser Tage eine Einladung bekommen: “Women in Cement – International Congress”. Bin noch unentschieden.
Auf der Weihnachtsfeier der Firma ihres Mannes, erzählt die Kollegin, gebe es traditionell zur Vorspeise Markklößchensuppe. Große dampfende Schüsseln voll, daneben riesige Terrinen mit heißer Brühe. Jeder fasse da gerne mehrfach nach und selbst dann blieben noch ein paar Nocken übrig, so großzügig disponieren die. Das sei auch gut so, weil, die “restlichen Klößchen kippen sich die Männer dann auf den Salat, damit der nicht ganz so grün schmeckt.”
Falls wer fragt: der Hauptgang ist natürlich Viel Fleisch sowie nicht näher genannte Beilagen.
Noch nicht ganz zwei Tage im Hunsrück und meine Kolleg*innen verwöhnen mich…
* Wikipedia erklärt das in diesem schönen Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wacht_am_Rhein wie folgt: “Jemandem „die Wacht am Rhein singen“ oder „die Wacht ansagen“: diese heute vornehmlich nur noch von älteren Menschen benutzten Redewendungen bedeuten, jemandem eine eindringliche Warnung auszusprechen bzw. ein Ultimatum zu setzen.”
Seit Microsoft künstliche Intelligenz unter anderem in Teams einsetzt, um gesprochene Sprache mit Untertiteln zu versehen, finde ich fast täglich irgendeinen gehobenen Schwachsinn, der bei menschlichen Gehirnen von Freud’schen Fehlleistungen zeugte.
Mein Favorit heute: die Kollegin sprach davon, eine bestimmte Situation als ein “bißchen spooky” zu empfinden. Freund KI, eindeutig von gemischter Sprache überfordert, transkribiert vollkommen sinnfrei: “bis Innsbruck”.
Ich finde das herrlich.