Der Aufmacher

Ich lese die Überschrift und in mir beginnt sofort ein blogpost zu reifen. Darüber, dass ich hier wie dort lange gelebt und ein Heimatgefühl empfunden habe sowie Heimat im allgemeinen und im besonderen und ob der Begriff pluralfähig ist und wie die Mehrzahl dann heißen könnte. Heimätter? Heimatten? Heimats? Ganz anders? Über die (vermeintliche) Sonderstellung unter den Bundesstaaten. Über Politdarsteller an der Macht, den hiesigen GRÖMAZ und den steirischen Bodybuilder am Pazifik. Über die wunderbare Landschaft, zwischen Bergen und Küsten (gut, das muss man in Bayern etwas weiter fasssen und die Adria einschließen). Wäre bestimmt schön geworden. Und was passiert dann? Irgendjemand ändert, Überschrift und Teaser (nicht den Inhalt). Warum nur? Ich hätte zu gerne Mäuschen gespielt in der SZ-Redaktion…

Nachtkritik: Derniere im Theater (Alte Madlschule, Bad Tölz): Der Zweite Ludwig – Wo der Wittelsbach rauscht

Wer sich nun fragt, ob die Frau flockblog langsam zur Vergeßlichkeit neigt, weil er (oder sie) vom zweiten Ludwig doch schon im Mai 2022 gelesen hat (nämlich hier https://flockblog.de/?p=46505 und da https://flockblog.de/?p=46576), der (die) hat ja so recht. A-haber halt a mal! Gelesen vielleicht. Vergeßlich aber nicht. Denn die gestrige (gilt als gestern, denn Mitternacht ist vorbei) Vorstellung stand unter dem Motto “NEU! Das gleiche Stück wie letztes Jahr”* und weil aller guten Dinge angeblich drei sind, habe ich die letzte Vorstellung dieser Spielzeit in Begleitung zweier Ludwig2-Novizen besucht und sehr viel Freude dran gehabt.

Tagesaktuelle Einsprengsel (selbst der große für Montag kommender Woche geplante Streik wurde eingebaut), perfekt sitzende Musiknummern, keine sichtbaren Hänger, alle freigespielt, engagiert und mit Spaß dabei – eine ganz großartige Ensembleleistung!

Ganz sehr vielen Dank der Theatergruppe LUST, meinen Begleitern, den Herren E. & E. aus M. für die anregende Gesellschaft, und Herrn E. im Besonderen für die Nachtfahrt. Ist schon viel schöner, den Blick auf die in den Wolken schwimmende Caspar-David-Friedrich-Mondsichel und dunkel-schweigende Wälder schweifen lassen zu können als von Fernlichtern geblendet zu werden.

Das, Herrschaften, machen wir bald wieder.

* Meine zur Pedanterie neigende innere Deutschlehrerin hat sich und andere natürlich sofort fragen müssen, ob es nicht vielmehr “das selbe Stück” heißen müsse und wurde von der Regisseurin dahingehend aufgeklärt, dass in einem solchen Fall das Lektorat bei der Autorin nachfragt und die Deutungshoheit beim kreativen Geist hinter dem Wort steht und nicht bei der Grammatik. Dann will ich das so gelten lassen und die Frau Deutschlehrerin schweiget stille.

Schwund?

Meinen kleinen Bedarf an Kosmetik (NIVEA Beruhigende Tagespflege 24h Feuchtigkeit mit Traubenkern- und Süßholzextrakt), decke ich in ca. Dreimonatsabständen beim Discounter ums Eck. 1-2 Tuben der fetthaltigeren Variante mit dem lila Deckel für die kalte, 1-2 Tuben mit rosa Deckel für die vernünftig temperierte Jahreszeit. Das heißt, mir fällt bei meinen Wocheneinkäufen nicht zwingend gleich auf, dass das Produkt fehlt. Jetzt aber schon, weil die Creme weder im Januar, noch im Februar und jetzt noch immer nicht zu bekommen und meine Tube eigentlich schon seit zwei Wochen leer ist. Genauso, wie Fisherman’s Friend Pfefferminzbonbons aus dem Sortiment verschwunden zu sein scheinen.

Handelt es sich hierbei nun um ein auf meinen Penny und mich reduziertes Phänomen oder ist das anderen unter meinen Leserinnen und Lesern auch schon begegnet?

Aus dem Vokabelheft

Vorhin in einem Zeitungsartikel über das Wort “ruchbar” gestolpert. Mich kurz gefreut, dass es im Deutschen solchermaßen schöne Wörter gibt und mich dann gefragt, wie man “ruchbar” wohl am besten ins Englische übersetzt.

Geht nicht. Gibt’s nicht. Nur irgendwelche Hilfskonstruktionen wie “it became known” oder so. Wißt ihr was, Angelsachsen? Ihr greift ja sonst auch so gern zu Lehnworten und ich bin heute großmütig: ich leihe es euch im Bedarfsfall. Bin jetzt schon auf die Aussprache gespannt…

Fehlzündungen

“Kann mich mal?”, “Buckel runterrutschen”?, “Schuh aufblasen?” – geht alles viel einfacher in dieser gelungenen Kombination:

“Der kann mir mal den Schuh herunterrutschen!”. Nehm ich. Ist effizienter.

Vorhin im Prinzregententheater: Tigran Hamasyan Trio »StandArt«

So langsam läuft die Zeit wieder richtig. Im Dezember Geburtstag, im März das Konzert, dessen Karten anläßlich des Geburtstags geschenkt wurden. Herr M. aus M., zuständig für den Kulturbereich Musik, versteht was von seinem Job und hat ein ganz einzigartiges Musikerlebnis ausgesucht. Triple-Hach! Mindestens.

Dank an die Vortragenden Tigran Hamasyan (piano), Rick Rosato (bass) und Jonathan Pinson (drums). Jeder einzelne ein Meister seines Fachs und gemeinsam an Präzision und Wohlklang nicht zu überbieten.

Doch, das war schon was ganz Besonderes. Vielen Dank noch einmal!

Fast noch ganz neu im Fernsehen (Hulu): “Mel Brooks’ History of the World: Part II”

Eigentlich ist es genauso wie früher, vor 42 Jahren. (Das weiß ich, weil ich mir den ersten Teil noch einmal angesehen habe.)

Mr. Brooks serviert einen Kessel Buntes. Manches (“Curb your Judaism” zum Beispiel) ist sehr komisch und genau auf dem Punkt, anderes schwer daneben (“Shirley”) und vieles irgendwo aus der Zwischenwelt zwischen Klamauk, Slapstick, Hitler beim Eistanz und Fiddler on the Roof. Nur der ganz grobe Sexismus der früheren Jahre ist raus.

Mein Allzeit-Lieblingsgag (aus dem ersten Teil):

Oedipus: [walking around collecting donations] “Give to Oedipus! Give to Oedipus! Hey, Josephus!”
Josephus: “Hey, motherfucker!”

Man muss sich das nicht ansehen, das muss man bei Brooks nie. Lustig isses trotzdem.

Gelesen: Tom Rachman – „Die Unperfekten“

Ich sollte wirklich anfangen, mich an meine eigenen guten Vorsätze zu halten. Dann wüßte ich nämlich, wie ich darauf gekommen bin, ausgerechnet dieses vor gut zehn Jahren erschienene Buch antiquarisch zu erstehen und lesen zu wollen. Übersetzt gleich gar. Wenigstens diese Frage war schnell beantwortet: Die Übersetzerin ist Pieke Biermann. Hochverehrt und über alle Zweifel erhaben.

Es geht um den Untergang einer gedruckten Tageszeitung. Von einem, der sich mit dem Medium auskennt. Und das erzählt er so: Ein reicher Amerikaner bedient in den Sechzigern seinen Spleen und gründet eine Tageszeitung für Nachrichten aus aller Welt. In Rom. Rachman beschreibt exemplarisch, liebevoll und ironisch (nicht sarkastisch!) in einigen mit Schlagzeilen betitelten lose verbundenen Biografien die Zeitungsmacher, ihre Ressorts und den Untergang. Der Newsroom mit rauchenden Reportermännern, an deren Hutband das “Press”-Kärtchen steckt, der Sprachwächter (“Sadism Hussein”), die Buchhalterin (Kunst vs. Kosten), die unfreien Freien, der unauffällige Mann mit Talent, jedoch nur zuständig für Nachrufe und Rätselbretzel, die ewige Leserin. Im Haus die stampfenden Druckmaschinen, über allen das Damoklesschwert, Zeilen zu schinden, zu korrigieren, zu kürzen, Fristen einzuhalten. Ein ganz klassischer Zeitungsroman, und eine Dekade später vollkommen aus der Zeit gefallen. Hach!

Ich vermute, dass irgendjemand aus dem Umfeld von Wes Anderson das Buch auch mal in die Finger gekriegt hat. Außer, dass der “French Dispatch” (s. https://flockblog.de/?p=46021) in einer fiktiven Stadt in – Überraschung! – Frankreich spielt, sind doch sehr sehr viele Ähnlichkeiten zu finden…

„Die Unperfekten“ muss man nicht lesen. Kann aber, und hat dann Spaß!

Schuldfrage

Erstens: Ich habs schon tausende von Malen getan.
Zweitens: Nirgends, aber auch nirgends, auf meiner Mikrowelle steht ein Warnhinweis.
Drittens: Und nein, sonst auch nirgends.

Warum also mutierte mein Körnerkissen gestern Abend fröhlich kreisend und unter Absonderung diablolisch stinkender Fürze zu Popcorn?