Ewig schon keinen Tatort mehr gesehen… Was haben wir denn gerade so da? Ah, Wien. Wien mag ich. Diese Folge ganz besonders. Schöne, sehr schöne Bilder, eine ganz ruhige Erzählweise ohne Rumrennen und -ballern und Sirenen und Zeug. Und, wie immer, das so schön gemeinsam alternde Paar Krassnitzer/Neuhauser, bereichert, sehr bereichert, durch die junge Christina Scherrer als Kriminalassistentin Meret Schande.
Die Geschichte ist nicht der Rede wert, Karrierere-IT-Rationalisierer wird ermordert, das Umfeld irr und wirr, der Täter früh klar. War aber wurscht. Angenehm entspanntes Fernsehen. Das ist doch auch mal was.
Ich komme ja vom Wort, also habe ich in meiner seinerzeit aus der Altpapierkiste vor St. Ursula geborgene Bibel nachgelesen, ob das, was ich mir gestern beim Schauen und Hören zusammengereimt hat, auch soweit richtig war.
Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.
Ja, passt. Wir hatten Sitzplätze auf Stühlen gewählt und damit auch einen guten Blick auf die drei hohen Fenster hinter dem Altar – im Gegensatz zu den Love-In-Lümmelpolstern auf dem Boden mitten im Kirchenschiff. In dieser ersten Phase schwirren zu Musik von Mahler abstrakte monochrome Formen, mehr noch Linien, über den “Himmel”.
Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Und so geschah es. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.
Das geschieht sehr passend zu Inertia “Carbon Based Life Forms”. Die vorherrschende Farbe ist nun Blau und man meint, die ersten Einzeller blubbern zu sehen.
Dann sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort und das Trockene werde sichtbar. Und so geschah es. Und Gott nannte das Trockene Land und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.
Es ist den Veranstaltern gelungen, das Werden unseres blauen Planeten zu visualiseren – dieser Abschnitt war für mich der schönste. Weil aber der Herrgott offensichtlich noch Zeit hatte…
Dann sprach Gott: Die Erde lasse junges Grün sprießen, Gewächs, das Samen bildet, Fruchtbäume, die nach ihrer Art Früchte tragen mit Samen darin auf der Erde. Und so geschah es. Die Erde brachte junges Grün hervor, Gewächs, das Samen nach seiner Art bildet, und Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.
… füllte sich der Raum mit Gingko-Blättern, allerlei anderem Blattwerk und dann kamen die bunten bunten Blumen. Imposant. Mächtig. Brausende Orgel, stimmgewaltige Chöre. Haydns Schöpfung.
Dank für die Fotos an meinen spontan eingesprungenen Begleiter MG aus M.
Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen als Zeichen für Festzeiten, für Tage und Jahre dienen. Sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, um über die Erde hin zu leuchten. Und so geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das große zur Herrschaft über den Tag, das kleine zur Herrschaft über die Nacht, und die Sterne. Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag.
Es wurde wahrhaftig Licht. Unzählige Laternen stiegen gen Himmel. Sehr schön. Ich hätte jetzt erwartet, dass als nächstes Tiere kreuchen und fleuchen und aus Adams Rippe die Krone der Schöpfung geschaffen wird. War aber nicht – und das ist dann auch der einzige Vorwurf, der dem Veranstalter zu machen ist: es wäre schön gewesen, wenn die Information zu allem früher zur Verfügung gestanden hätte und nicht verschämt in einem Kasterl in einer dunklen Ecke am Ausgang.
Sonst? Hach! Schade, dass die Freundin, deren Geburtstagsgeschenk es gewesen wäre, krank geworden ist. Wir probieren es noch mal, beim nächsten Mal. Versprochen.
Es dürfte niemanden mehr überraschen, dass ich Kälte grundsätzlich nicht leiden kann und sie in meinem Wertesystem in die Kategorie Körperverletzung fällt. Wenn ich friere, läuft mir die Nase, meine morschen Knochen schmerzen, ich muss ich laufend aufs Klo, kann nicht denken und bin insgesamt unglücklich. Man male sich also meine Laune aus, als gestern nach dem Aufstehen die Welt wieder weiß war. Außerdem die Steigerung meines Mißfallens des Abends, als sowohl auf dem Hinweg zur Veranstaltung als auch auf dem Rückweg nur noch die Mohrrübe fehlte, um aus mir eine perfekte Schneefrau zu machen.
Hrrrrggnn! @Winter: Du hast doch eh grade soviel Spaß in Südkalifornien, da kannst du doch in Bayern dem Frühling schon mal Platz machen. Dammit!
* Siehe auch: William Shakespeares Richard III: “Now is the winter of our discontent / Made glorious summer by this sun of York”.
Herrons Spionagegeschichten sind, wie schon mehrfach erwähnt, eine sichere Bank. Unterhaltsam, witzig, subversiv.
In diesem Kurzgeschichtenband wird ein wenig Etikettenschwindel betrieben, denn die ersten drei, insgesamt gute 200 Seiten umfassend, sind eigentlich ein, wenn auch kurzer, Roman, in dem das Slough House kurz gestreift wird, aber nicht der Hauptschauplatz ist.
In der vierten, “The Last Dead Letter”, zeigt Herron, dass er auch Kurzgeschichte kann und endet mit einer ausgesprochen hübschen überraschenden Wendung und in der fünften, “Standing By The Wall”, erfreut er sein Publikum mit einem tiefen Einblick in das eigentümliche Selbstbild des Slough House-IT-Nerds Roderick Ho.
Irgendwer bei Amazon ist zuständig für das Erfinden neuer Literaturgattungen. Ich frage mich manchmal: ist das Frechheit, Schwachsinn oder Kreativität?
“Kein Zebrastreifen? Kein Problem.” muss sich die Dame gedacht haben, die seit der letzten Woche offensichtlich die Verantwortung für den sicheren Schulweg eines halben Dutzends Haderner Grundschüler*innen übernommen hat.
Sie ersetzt die übliche neonfarbene Schülerlotsen-Schutzkleidung durch einen grellpinken Plüschmantel und die Kelle durch ihren feuerroten Schlapphut (mit schwarzer Blume und in der Größe Aristide Briand-XXXL), mit dem sie heftig wedelt. Das überrascht die automobilisierten Verkehrsteilnehmer so sehr, dass sie mit amüsiertem Lächeln stehen bleiben, bis das Grüppchen heil auf der anderen Straßenseite angekommen ist – auf der kürzesten Strecke zwischen zwei Zebrastreifen.
Alle fürchten ihn und heute ist er der jungen Fröhlichermorgensendungmoderatorin passiert. Es komme, so berichtet sie, nach einer bereits behobenen Störung noch für längere Zeit zu Störungen auf der Strammstecke.
“ICE-English” ist nicht nur Bahnreisenden ein Begriff. Ich glaube, ich bin heute draufgekommen, warum die Bahn nicht in Englischkurse für ihre Mitarbeiter*innen investiert: Sie will nicht deren Niveau heben, sondern das der Fahrgäst*innen senken. Wie sonst erklärte sich die neue Werbekampagne für das Supersparticket: Eine Reihe von Nichtsmile-Emojis bilden die Hintergrundtapete für den Text “von pricey”. Dann kommt Bild 2, Herzenaugenemojitapete und die Wörter “nach nicey”.
Ich kenne die Gegend nicht. Ich will weder von da weg noch dort hin.