Smokey Joe wohnt nun auch hier

Bin ich nicht ein Glückskind? Am Samstag war es so heiß, dass selbst ich irgendwann aus der Sonne mußte…

Dafür habe ich im milden Licht des Sonnenuntergangs Smokey Joe, den Grill, zusammengeschraubt und dann haben wir, nach ersten schüchternen Versuchen mit Brandbeschleuniger einfach ordentlich von dem Zeug auf die 25%-Kohlen gekippt (sie sind 25% schneller, schöner, runder, schwärzer als andere – es fehlt auf dem Sack der Vergleichsparameter, aber auf jeden Fall 25%), so recht à l’Americaine und dann hatten wir bald ein schön loderndes Feuer und eine herrliche Glut. Es gab Steak satt und Scampi und auch um Mitternacht brauchten wir nur leichte Baumwolljacken.

Für heute hatten wir einen umfangreichen Tagesplan: San Jose ansehen, an einer Pumpkin Carving Party dort in der Nähe teilnehmen und in der Gilroy Shopping Mall Schnäppchen machen.

Wir können vermelden, dass wir zwei von drei Punkten erfolgreich erledigt haben. In San Jose mussten wir uns zwar auch wieder anstrengen, die Innenstadt zu finden; Shirley hatte uns bei der Eingabe “downtown” ganz stolz einen riesengroßen leeren Parkplatz angetragen: “you have arrived at destination”, aber das wollten wir dann doch nicht glauben. Wir fanden sie schließlich. Und es ist dort sehr schön, es gibt sehr viele architektonische Überreste aus der Zeit, als die Missionare den Camino Real entlanggezogen sind. Es hat uns – nach einem echten Illy-Kaffee – mal wieder magisch zum Campus der Uni gezogen. Dem der Spartans (ihr erinnert euch an das Footballspiel vor ein paar Wochen?). Auch dieser ausgesprochen schön, viele alte Gebäude, viel sehr alter Baumbestand, gut gepflegte Rasenflächen und vor der Bibliothek war auch noch Bücher-Flohmarkt. 5 Dollar für eine Tüte voller Bücher (und die Tüten sind hierzulande geräumig), bei einer ungeheuren Auswahl von Furchtbar-Belletristik bis hin zur Fachliteratur über indischen Tanz in Hindi und Englisch.

Auf dem Rückweg in die Stadt haben wir rasch eine Kirche besichtigt und einen Abstecher ins Museum of Modern Art gemacht. Das ist klein, aber fein.

Es war immer noch sehr heiß, als wir zum Kürbis-Schnitzen aufbrachen. Obwohl wir eine Stunde zu spät waren, waren wir die ersten und landeten in einem fröhlichen russisch-irischen Haushalt mit kleinen Kindern, Hund und jeder Menge “Booze”, die es zu vernichten galt. Die Hausfrau lebte auch ganz gut mit der Aussicht, dass eigentlich keiner Lust auf Kürbisse, sondern nur auf Essen und Party hatte. Und die war dann auch multi-kulti, indisch, irisch, noch mehr russisch und wir sind mit unserem deutschen Akzent in dieser Mixtur eigentlich gar nicht aufgefallen.

Leider mussten wir etwas früher los, weil wir heute noch einen Mietwagen gegen den anderen tauschen wollten und seitdem fahren wir nun einen Hybriden, einen Prius. Schon irritierend, wenn man das Auto mit dem “On”-Button startet und dann immer noch nichts hört. Fährt sich aber ganz gut.

Möglicherweise fahren wir dann nächstes Wochenende mit dem guten Stück in die Mall, oder schauen Tonis Wohnungsauswahl an oder machen ganz was anderes – que sera sera.

Oirish

ich hatte ganz vergessen zu erzählen, dass diese Woche Peadar da war, der Mann von “window makers”, der die Fenster heil machen soll. Mit einem herrlichen Akzent – auch von der Günen Insel.

Liegt das nun an Bob, dass alle seine Handwerkerkumpel Iren sind? Oder sind einfach alle Iren hier Handwerker?

Ich bin gespannt, wie die Fenstergeschichte weitergeht, der erste Kostenvoranschlag lag in der Höhe einer Monatsmiete und mein Vermieter hat vorerst ein Veto eingelegt. Vielleicht zaubert Bob ja noch einen billigeren Iren herbei.

Kevins Scheck liegt auf jeden Fall wie vereinbart unter der Fußmatte – mal sehen, wie die nächste Zahlung abgewickelt werden wird.

Hail Atlantis!

Meine CDs ruhen in Ermangelung von Regalen bzw. des Wissens, wo die Regale final stehen und mit der Wand verwinkelt und verschraubt werden sollen, noch in ihren Umzugskartons. (Auf denen steht “Flock-CD”.)

Dennoch findet sich der eine oder andere Tonträger, der beim guten Geschirr mit eingepackt war oder in der Kiste mit der Aufschrift “Glasses” – da waren – neben 2 Schnapsgläsern, auch das Werkzeug und die Schrankgriffe drin. Und eine kleine Auswahl an ewig nicht mehr gehörten CDs unter anderem der Dreier-Sampler “Flower-Power”. Fügung halt: wie Sabine immer sagt, das Leben tut – es gibt keine bessere Musik, um durch die Greater San Francisco Area zu cruisen. Dann hat das wohl so sein sollen. Seit heute früh hören wir “Best of Donovan” und seitdem geht mir auch Atlantis nicht mehr aus dem Sinn. Ihr werdet merken, dass allein an dieses Lied zu denken den Ohrwurmmechanismus freisetzt.

Die Waschmaschine zaubert eben noch ein paar Lichteffekte, und sobald ich die Wäsche aufgehängt habe, lege ich mich mit einem guten Buch zu Bett, um darüber einzuschlafen. Morgen ist schon wieder Freitag, müßig zu sagen, dass auch diese eine arbeitsreiche Woche war und was immer San Francisco an Freizeitgestaltung anbietet, wieder aufs Wochenende vertagt wurde.

Wenn Amazon seine Lieferfristen einhält, kommt morgen der Grill an und den wollen wir am Samstag einweihen – es ist so ungeheuer warm zur Zeit, dass es ein Frevel wäre, nicht jede mögliche Außenminute zu nutzen. Nur so zum neidisch machen: tagsüber knapp an die 30 Grad (Celsius, nicht Zerfahrenheit) und in den Nächten kann es schon mal auf 15 Grad runterkühlen. Es sei ungewöhnlich und man habe so einen heißen Herbst seit Jahren nicht mehr erlebt – ich freue mich, dass mich die Stadt mit meinen Lieblingstemperaturen willkommen heißt. Danke SF, wir haben nicht umsonst die gleichen Initialen.

Licht und Wasser

ich habe noch nie am Meer gelebt und weiß deswegen nicht, ob das, was mich hier jeden Tag wieder fasziniert und begeistert ganz was normales ist.

Von San Bruno aus Richtung Norden (in die Stadt) fahrend, kommt man an der Bay vorbei. Und das Wasser hatte, seit ich hier bin, noch nicht einen Tag dieselbe Farbe. Von edelstahlmattgebürstetgrau über ein allesverschluckendes negatives Schwarz hin zu allen Schattierungen von Azurblau und -bleue bis zu smaragd – und schwerejadegrün und Blütenschattierungen (Eos, die rosenfingrige). Und erst von Vollmond beschienen. Oder unter bleischweren Nebelwolken.

Das ist was ganz Großes!

Berkeley, again

Toni liebäugelt mit dem Gedanken, auf die andere Seite der Bay zu ziehen, Richtung Oakland, Berkeley. Was konnte also näher liegen, als uns gestern die Gegend anzusehen?

Spannend wieder einmal: das Wetter. San Francisco lag in einer Nebelwand, bei uns im Süden wars windig, aber licht und auf der gegenüberliegenden Seite der Bay lag ein goldener Herbsttag. Irgendwie zogs uns zum Campus und dort sind wir ausführlich spazieren gegangen, nahmen einen Kaffee, über dem Gelände erklang das Glockenspiel vom Sather Tower und auf den ließen wir uns dann hinauffahren. 700 Füße hoch. Von einem Herrn, der sich in seinem Fahrstuhl recht gemütlich eingerichtet hatte und sich Wartezeiten zwischen den Fuhren (dem Duft nach zu schließen) auch mal mit einem Joint vertreibt. Ich war ganz benebelt, als ich oben ankam.

Eine Traumsicht, rundum: Beacon Hill, die Skyline der Stadt, die Bay, herbstbunte Wälder und Hügel. Hachja, ist das schön, hier noch fremd zu sein und das alles neu zu erleben. Überall auf dem Gelände war was los, Picknicks, Ball- und andere Spiele, Musik, ruhige Nischen (auf unserer Pausenbank war ein Täfelchen mit der Inschrift “Rest and Reflect”), Festchen, schmusende Paare, tobende Kinder; entweder war ich so wohlwollend gestimmt oder es lag einfach ein anderer Geist über allem – nichts war störend, zuviel oder zu wenig.

Von der Wolke mußte ich wieder runter. Dafür hat die Campus-Polizei gesorgt, die nicht fand, dass wir auf einem public Parkplatz standen und uns mit einem 75 Dollar Ticket davon in Kenntnis setzte. Aber immerhin, in einem knatschgelben CAL-Kuvert.

Was solls? Das gehört hier in der Gegend irgendwie dazu.

Dann gingen wir los, Städtchen gucken. Nicht, dass nicht erst vor ein paar Wochen hier gewesen wäre – aber ich hab partout die Innenstadt nicht mehr gefunden… (ODP) Dafür andere und schöne Ecken und grade, als es kühler und ungemütlicher wurde einen netten Italiener, der uns Abendessen gekocht hat.

Toni hat heute auf Craig’s List auch schon ein paar nette Wohnungen ausgesucht – wenn er mag, gehe ich gerne mit zum Angucken und Reinreden.

Optometrist

Ich habe heute Dr.  Sheryll Kwong, Optometrist, aufgesucht, um eine neue Brille zu bestellen. Mit einem Rezept meiner deutschen Augenärztin: wieder eine Gleitsichtbrille, nur einfach stärker; sie hatte mir versichert, dass die Rezepte international standardisiert seien. Dr. Sherryll war auch willens, mir 2 Brillen anzufertigen, nicht jedoch Gleitsicht, das sei nun hieraus beim besten Willen nicht zu entnehmen. Ich werde wohl noch eine zweite Optikermeinung einholen müssen.

Manchmal zweifle ich an der Internationalität von Standards, speziell, wenn die USA im Spiel sind.

Anne, Helmbrecht, Helmer

wie schön, dass Ikea so phantasievolle Namen vergibt. (Helmbrecht heißt eigentlich Lerberg, aber das konnte ich mir nicht merken…) Und um soviel schöner, dass Toni heute den Home-Improvement-Award erster Klasse erworben hat – er hat stundenlang mit Akku-Schrauber und Imbus-Schlüsseln herumgewirbelt und seit die Möbel stehen, lichtet sich hier auch das Chaos. Zudem schien den ganzen Tag die Sonne, ich habe heute einfach mal ein paar Stunden mit Buch im Liegestuhl im Garten gefaulenzt. Grad schee wars.

Toni wurschtelt sich aktuell durch die DVD-Kisten, und sobald er einen Film gewählt haben wird, gibts noch Heimkino – aus einer der Kisten sind nämlich die Lautsprecher aufgetaucht.

Spätzel

gibts im San Franciscaner “Schnitzelhaus” und “Rotkrautt”. Und C-Rohr-dicke Würschte, zu Linsen und auf Sauerkraut.

Wir hatten Wiener Schnitzel. Als Beilage wurde das oben schon erwähnte Rotkrautt gereicht sowie entweder Spätzel oder Bratkartoffeln und jede Menge Möhren. Ich habe mir für die nicht gegessene Hälfte meiner Portion eine Box geben lassen und – ungelogen – es hat gescheppert, als das Schnitzel hineinfiel. Ich glaube, da muss ich nicht zum Stammgast werden – das kann ich besser…

Der ganze Raum ist mit deutschen Devotionalien bestückt, Zinnernes und Kupfernes, T-Shirts ab Größe XL, das Gemälde des Heimatmalers vom Bergbauernbuben und so fort. Die Bierdeckel sind von Bitburger, die Biere von Spaten und Franziskaner und man kann sie zum großen Gaudium aller auch in 2 Liter Stiefeln bekommen. Dazu dudelt unablässig Musikantenstadelmusi, die die Schönheiten Kufsteins und Tirols preist. Dem Ami ist das alles eins, auch wenn er einst eigens ausgezogen war, die Gegend vom Tyrannen zu befreien.

Wo alles am Freitagabend in die Stadt hineinströmt (auf der 101 war tatsächlich vierspurig stadteinwärts Stau) fuhren wir hinaus und hatten einen sehr netten lauen Abend bei Kerzenlicht auf der Terasse. Es ist ungewöhnlich warm für die Jahreszeit (sagen alle), aber von mir aus darfs gerne so weitergehen.

Und weil heute Freitag ist und die Woche sehr anstrengend war, werde ich einfach früh ins Bett gehen und morgen mal ausschlafen.

in the ‘hood

lebt auch Nachbars Hund, der immer, wenn die Polizeisirenen tönen, so recht zum Herzerweichen mitsingt. Wenn es dann selbst dem Nachbarn zu viel wird (und der scheint ein sehr geduldiger Mensch zu sein), dann geht er raus und überbrüllt das Heulen des Hundes mit “Shut up, O. J.”

Danach ist meistens Ruhe.