Allohol – dassuhappichnochwszsagn

Am Highway stehen alle paar hundert Meter diese Schilder. Ich nehme allerdings an, dass nur Gedankenleser dort anrufen können. Denn woher soll man beim Blick auf ein Auto wissen, ob der fahrspurenkreuzende Mensch am Steuer gerade vor Glück berauscht ist oder vor Kummer außer sich, leicht- oder volltrunken, von Substanzen jedwelcher Art high oder ob er einfach nur gern Schlangenlinien fährt.

In den hiesigen Gesetzbüchern ahndet man “driving under the influence” (DUI). Feinste Abstufungen sind vorgesehen, nämlich “driving under intense influence” (DUII), “driving while intoxicated” (DWI), “operating while intoxicated” (OWI). Das ist nicht zu verwechseln mit “OVI”,  “operating a vehicle (while) impaired”! Weitere Kürzel sind in Planung, man darf gespannt sein. Im übrigen gilt man mit bis zu 0,8 Promille Blutalkohol von Rechts wegen als fahrtauglich. Richtige Könner sind wahrscheinlich imstande, bei ihrem Anruf sicher auch gleich den Dreibuchstabencode mit durchzugeben.

Ansonsten ist das auch wieder ein Beispiel für die hiesige Andere-Anschwärz-Kultur.

“April is Alcohol Awareness Month”

schreibt mir heute mein Personaler-Newsletter. Bei mir ist schon Mitte Mai vorbei, das gilt dann wahrscheinlich erst für nächstes Jahr. Ihr wollt bestimmt nicht bis 2011 warten um zu erfahren, wie man hier mit Alkohol und Drogen (politisch korrekt heißt das “Substanzen”) am Arbeitsplatz umgeht, daher hier ein kleiner Auszug:

April is a perfect time for employers to revisit their policies and practices relating to substance abuse awareness and prevention. Sagt ja schon der Dichter: “Jegliches hat seine Zeit.” Der Alkohol hat den April. Was also tun, wenn Mitarbeiter möglicherweise substanzgefährdet sind? Richtig. Vorschriften erlassen. Dann kann nichts mehr passieren. Develop a policy. A policy on substance abuse demonstrates your commitment to a safe and healthful work environment. A substance abuse policy should clearly state that the use of or being under the influence of alcohol or illegal drugs while performing company business or while on company premises or a worksite is strictly prohibited. If drug or alcohol testing is part of your commitment to a substance-free workplace, communicate in writing that testing may be conducted and under what circumstances. It’s also important to explain the company’s reporting and investigation process and to indicate that all employees have a responsibility to report evidence of substance abuse. 

Genau. Wer weder säuft, spritzt, raucht, kokst oder sich sonstwie zudröhnt, der kann immer noch petzen.

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann?

In Kalifornien muss man sein Auto alljährlich neu registrieren und, kaum zu glauben, das wird bei uns demnächst fällig. Obwohl wir schon beim ersten Mal angekreuzt hatten, dass wir keine “Speciality License Plate” haben wollen, versuchen sie schon wieder, uns eine aufzuschwatzen – sind sie nicht allerliebst? Sollten irgendwann Kombinationen angeboten werden, wie zum Beispiel patriotischer Walfang oder Veteranenkinderkunst, überlege ich’s mir nochmal.

Bis dahin kaufet mir nix.

Nicht ganz koscher…

Man kennt sie, die Männer mit den weiß geschminkten Gesichtern und den Ringelhemden, die sich in den Fußgängerzonen dieser Welt an den Wänden unsichtbarer Türme entlangtasten und auch auf ebenen Flächen Treppen steigen. Mir waren bisher keine Pantomiminnen geläufig, aber man lernt ja nie aus… und so bin ich heute auf Stella Filler gestoßen. Die ist nicht nur Vortragskünstlerin ohne gesprochene Worte, nein, Stella ist die weltweit einzige koschere Pantomimin. Sie kann alle jüdischen Feiertage vorspielen und lustige Geschichten aus der Bibel. http://koshermime.com/whatis.html

Einziges Manko: sie tritt nur vor Frauen auf. Dabei fallen mir spontan ein paar Männer ein, denen ich diesen Genuß gerne gegönnt hätte.

Survivors

Neben “Fallen Fathers” scheint es überlebende Helden zu geben. Einen hatte ich eben im Stau vor mir. Auf seinem Nummernschild: “N1HEROE” (das 2. “E” gab es wahrscheinlich for free), daneben ein Orden mit Band in Lila (möglicherweise das “Purple Heart”). Auf dem unteren Rahmen “Combat Wounded”, auf dem oberen “Proud California Veteran”.

Ich bin nicht sicher, ob er nun ein Veteran aus der Schlacht um Kalifornien ist oder einfach ein Ortsansässiger (“California” vs. “Californian”). Wahrscheinlich mache ich mir diese Gedanken auch nur, weil ich kein Muttersprachler bin. Dem Veteran geht die Grammatik am Helm vorbei.

“Sons of the Fallen” A LIVE TRIBUTE TO OUR MILITARY HEROES

Nur heute in den Lichtspielhäusern der Nation, einmalig – patriotisch – inspirierend. Zu Ehren der Männer, die für ihr Land, für Freiheit und Demokratie ihr Leben geopfert haben. Und zu Ehren ihrer Söhne, die zwar vaterlos aufwachsen, dafür immerhin in dem  Bewußtsein, dass sie Heldensöhne von Heldenvätern sind. Der Kinosaal in San Bruno ist geschmückt wie für einen Parteitag der Republikaner, Sternenbanner und diese dreifarbigen Rosettenpuschel (keine Ahnung, wie die heißen). Studentinnen in rot-weiß-blauen Cheerleader-Kostümen führen die Gäste zu ihren Plätzen. Hochdekorierte Militärs in Ausgangsuniformen, Mitglieder patriotischer Komitees mit Badges und Ansteckern, Kriegerwitwen in Schwarz mit gelben “Support-our-Troups”-Schleifen am Revers, Halbwaisen aller Altersgruppen, Veteranen auf Krücken, in Rollstühlen, mit Blindenhunden – es grenzt an ein Wunder, dass so kurzfristig noch eine Karte zu haben war. Hübsche junge Männer in Wüstentarnuniformen mit keck schräg sitzenden Képis verkaufen Eiscreme und Popcorn. Die Stimmung ist wie beim Staatsbegräbnis, wenn Elton John “Candle in the Wind” vorträgt, so eine Art Schunkeln, aber adagio. Da! Drei junge Frauen, langhaarig, Mittelscheitel, erdfarbene Wallegewänder, die mittlere mit Gitarre, treten vor den Vorhang. Alle stehen auf. Hände werden auf Herzen gelegt, wir singen gemeinsam die Hymne. Überwältigend in der Lautstärke bei den ersten Zeilen “O! say can you see by the dawn’s early light/ What so proudly we hailed at the twilight’s last gleaming…”, im Mittelteil sind die Damen vorne unplugged fast ganz alleine, von tief empfundenem “Lala” begleitet und wir schließen die Reihen und die Hymne gemeinsam mit “And the star-spangled Banner in triumph shall wave/O’er the Land of the Free and the Home of the Brave.” Die Sangesschwestern (denn das sind sie und noch dazu Kriegswaisen) gehen unter frenetischem Applaus ab, der Vorhang öffnet sich, im Saal wird es dunkel, der Vorspann erscheint auf der Leinwand. http://www.youtube.com/watch?v=WcgeEW3y4g4

Soweit, so glaubhaft. Stimmt aber nicht, ich hatte schon als Kind eine blühende Phantasie. In Wahrheit belief sich die Anzahl der verkauften Karten auf eine einzige. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben mutterseelenallein in einem Kino mit 400 Plätzen. Da ist man sehr einsam. Worum es geht: ein gut gemeintes Projekt, nämlich die Söhne gefallener Soldaten in einer Art Selbsterfahrungsgruppe mit  Beschäftigungstherapie, sprich ein Sommercamp in den Rocky Mountains mit maskulinen Freizeitbetätigungen (Fischen, Bogenschießen, Tomahawk-Werfen, Steilwandklettern, Kajakfahren), fern von zu Hause von ihrem Schmerz und Verlust abzulenken, sie einfach Kinder sein und toben zu lassen. Was habe ich gesehen: die Ideengeber und Umsetzer des Projekts (einen früheren Autorennfahrer, einen abgehalfterten Seriendarsteller, einen ehemaligen Wrestler, einen zopftragenden Gemeindepriester u. a.), die sich in kernigen Karohemden, Jeans, Basecaps und Boots auf Holzstämmen vor Bergkulisse um ein Lagerfeuer sitzend, ununterbrochen selbst auf die Schultern klopfen und sich besoffen reden, von Patriotismus, Ehre, Opfern, Vaterland, Freiheit und immer wieder Patriotismus. Einer ist Countrysänger, der unterlegt diese Sermone mit dem entsprechenden Liedgut. Ganz ganz schrecklich. Es geht aber noch schlimmer: sie haben sich einzelne Buben aus dem Camp in die Runde geladen, und fragen die dann wieder und wieder aus, wie denn der Vater zu Tode gekommen sei (im Panzer ertrunken, sich für seine Einheit opfernd, durch Selbstmord), und ob der Knabe denn nicht stolz auf den Vater und dessen Opfer fürs Vaterland sei, und ob er ihn womöglich sehr vermisse, und ob er nicht hier im Camp eine große neue Familie und tolle Mentoren (nämlich den hier anwesenden Männertrupp) gefunden habe. Ohne Punkt und Komma, die Antworten gleich mitsprechend, da die Kinder ohnehin meist mit den Tränen kämpfen. Dabei werden sie geknufft, und auf Schultern geklopft – alles ganz extrem männlich. Unerträglich.

Ich bin nach einer Stunde gegangen. Da haben sie den Film dann für eine leeres Kino zu Ende gespielt. Das ist ungefähr die Menge Publikum, die ihm gebührt.

Mit Bruni am Pazifik – Bilder

Es mag der Eindruck entstanden sein, dass es nur geregnet hat, als Bruni über Ostern in Kalifornien war. Gar nicht wahr, manchmal hatten wir auch Riesenglück mit dem Wetter. Zum Beispiel bei unserem Ausflug an den Pazifik. Ich freue mich immer wieder, dass es gerade mal 20 Minuten bis nach Pacifica sind: http://maps.google.com/places/us/kalifornien/pacifica?gl=us

Scho schee, oder?

http://picasaweb.google.de/mucbiene/20100403_USBruniMeetsPacificAuswahl?feat=directlink