Behindertengerechtes Wohnen

Würde man hierzulande wahrscheinlich “apartementally challenged” oder sonstwie politisch korrekt schwachsinnig nennen. Weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Nachdem ich die Tage bis zur OP schon fast an zwei Händen abzählen kann, rüste ich mein Häuschen gerade so nach und nach fürs post-operative Leben.

  • Stolperrisko Fleckerlteppich: ausgestaubt und eingerollt
  • Normalen Küchenstuhl gegen feuerroten Zusatzstuhl mit Keilkissen sowie Armlehnen ausgetauscht
  • Bücherstapel von zwei auf drei erweitert, damit Einsturzgefahr signifikant reduziert (Sollte meine Rekonvaleszenz ein halbes Jahr dauern, habe ich gute Aussichten, mindestens dreiviertel wegzulesen…)
  • Mobile Festplatte mit Hörbüchern, Filmen und Serienstaffeln befüllen: ist für morgen geplant (es soll kalt und windig werden)
  • Bücken ist ja sooo pre-hip. Isch ‘abe einen Greifer.
  • Ein erhöhter Toilettensitz mit gepolsterten Griffen ist festgeschraubt, habe jetzt eine ungefähre Vorstellung davon, wie es sein muß auf einem Thron zu sitzen. Ich kann auf dem Ding die Füße baumeln lassen.
  • In Socken schlüpfe ich nur noch mit dem eigens erstandenen Sockenanziehgerät. Hoffentlich ist Barfußwetter, sonst wird das morgendliche Ankleiden zum Levée, bei dem ich Audienzen geben kann. Gewinne den Eindruck, daß ein Hüftleiden royales Denken inspiriert.
  • Das Gästeausklappbett kommt aufs Sofa, schon wieder 12 cm Sitzhöhe gewonnen. Auf “meinem” Platz liegt ein steinharte Keilkissen von Jizo Spring Buddhist Supplies für Power-Yogini. Ich werde vorerst von Yogaübungen Abstand nehmen und im korrekten Winkel nur sitzen.
  • Nur mit Fedex bin ich sauer. Die Super-Duper-Memoryfoam-Matratze (Bett ist auch zu niedrig und statt Stelzen habe ich mich für eine zweite Matratze entschieden) war zur Lieferung für heute bis 12:00 Uhr terminiert. Ich war da. Fedex nicht. Dann war ich beim Wasserspratzeln. Dafür war Fedex da und hat mir ein Zettelchen hinterlassen, daß ich die Matratze heute ab 4:00pm bei ihnen abholen kann. Warum, denkt ihr Fedexe, habe ich dieses sauschwere Ding zur Lieferung zu mir nach Hause bestellt? Richtig. Weil ich es weder schleppen will noch kann und weil es nur unter Hängen, Würgen und Fluchen irgendwie in unseren Passat passen würde.
  • Wenn ich nicht eh schon Sams größter Fan wäre, dann wäre ich es heute geworden. Mit dem Pick-up und mir zu Fedex fahren und das Monster abholen? “No problemo.” Ins Gästezimmer schleppen, dort auspacken und entrollen, damit sich die Matratze zur geplanten Originalgröße ausdehnen kann? “No problemo.” Abschließend stellt er sicher, daß ich ihn jederzeit erreichen kann, falls wieder was ist und kontrolliert, ob ich auch alle seine Telefonnummern gespeichert habe. Alle beide. Wie gesagt, größter Fan.

Ich wäre dann soweit. Außer noch mehr Fragebögen ausfüllen und nächste Woche gleich zwei “Pre-Op”-Arzttermine wahrnehmen.

Wider den Monotheismus! – Eine Schimpfschrift

I’ve got mail. Von Desha, die zu einer spontanen “Easter-Egg-Class” mit “surprising moves” für Freitagabend um halb sieben einlädt. Muß ich nur ein bißchen früher aus dem Büro los, aber das sollte sich am Karfreitag ja mal machen lassen. Läßt es, vor allem, wenn man als Personalerin das ganze Team ein bißchen früher heimschickt. Ausnahmsweise.

Fast zeitgleich mit mir treffen die anderen beiden treuen Dicken auf dem Parkplatz des Schwimmbads ein und selbdritt stoßen wir auf unsere Desha. Im Eingangsbereich und mit langem Gesicht. Oh-oh, das ist kein gutes Zeichen. “What’s up? Etwa schon wieder keine Lifeguards?” (s. https://flockblog.de/?p=21295 und https://flockblog.de/?p=22046). Wie habe ich das nur wissen können? Die eine habe vor einer Stunde eine SMS geschickt. Von der Rückbank des Familien-Vans auf dem Weg zum Pessach-Mahl bei der Oma in der East Bay. (Was in der hiesigen Geographie einer Expedition zum Südpol entspricht, also ganz weit weg.) Der andere hatte gleich zwei Mal Bereitschaft, einmal im Pool und einmal als Ministrant für die Good Friday Wake in seiner Kirche. Der Priester habe ein paar Minuten vor der Schwimmbaddisponentin angerufen und der Bub war schon unterwegs.

Dammit! Da freut man sich so auf ein bißchen Feierabendspratzeln und dann hat man gleich zwei Götter gegen sich.  Aus Rache esse ich heute Abend Schnitzel. Vom Schwein!

“Conservation Incentive”

Kalifornien ist begeistert von mir. Ich habe mich des “California Climate Credit” für würdig erwiesen und ein “Energy Statement” mit negativem Vorzeichen bekommen. Da sieht man mal, wohin ein Leben ohne Trockner, Klimaanlage und Spülmaschine führt – nämlich zum Anruf einer Computerstimme von PG&E, die mir mitteilt, daß man diesen Monat keine Zahlung abbuchen werde.

Dabei ist letzteres eigentlich die noch tollere Nachricht: bei PG&E ist der Fortschritt ausgebrochen. Sie akzeptieren Einzugsermächtigungen. Von einem Bankkonto. Und ohne zusätzliche Gebühren. We’re getting there.

“TGIGF”

Wir können hier selbst bei den Abkürzungen witzisch:

T-hank

G-od

I-t’s

G-ood

F-riday

 

Wörtlich: “Gott sei’s gedankt – heute ist Karfreitag.” – Ich möchte wetten, daß der Erfinder dieses Gags nicht versteht, wie komisch er wirklich ist…

Neu im Fernsehen: “The 100”

Worum geht es in dieser neuen Dystopia-Saga?

Im Erdorbit kreist seit 97 Jahren (ca. drei Generationen) die “Arche”, ein Konglomerat aus Raumstationen, auf der die letzten Überlebenden der menschlichen Rasse die atomare Verseuchung der Erde aussitzen. Das System ist totalitär, Nahrung ein Recyclingprodukt in Pillenform, die Anzahl der Plätze begrenzt, die Todesstrafe an der Tagesordnung. Wer ein Verbrechen begeht, wird “gefloatet”, also durch die Luftschleuse ins All gespült. Erst danach Reproduktionserlaubnis für wartende Paare. Denunziantentum blüht, wen wunderts.

Die Serie beginnt, als die überalteten Systeme der Arche versagen, der Sauerstoff knapp wird und die Machthaber in einem Verzweiflungsakt beschließen, hundert jugendliche Delinquenten als Versuchskaninchen auf die Erde “zurück” zu schicken. Vielleicht hat sich Gaia ja inzwischen erholt? Dann ist es wie immer: Natürlich geht die Landung des Shuttles schief und statt in der Nähe eines Lebensmitteldepots landen die Teenager in der Wildnis. Halbwüchisge? Wildnis? Klar. Machtkämpfe, Trommeln, Fort bauen, Initiationsriten, Rumraufen, Stirnbänder, Schmuck aus Federn, Zähnen, Steinen, Waffen schmieden, ärmellose Hemderl, Gesichter anmalen, Brüllen, Baumhaus, Jagen (ich kann jetzt dann bald keinen Pfeil-und-Bogen mehr sehen). Die ganze Welt ein riesiger Abenteuerspielplatz. Ein Jungrudelanführerdiktator, ein bösartiger Vize, viele präpotente Dummaktionen und Mannbarkeitsrituale, es überrascht nicht, daß diese Gruppe sich durchsetzt und nicht die Vernünftigen/Gemäßigten. Außerdem sind sie in dem Alter, in dem sie Beziehungen zum anderen Geschlecht aufnehmen, was der Geschichte nicht unkomplizierter macht (“Laß die Finger von meiner kleinen Schwester!”, “Ich liebe sie, aber sie nimmt mich noch nicht einmal wahr” etc.). Einen bebrillten Nerd gibt es auch. Selbstverständlich. Dazu kommt das Grauen von Außen. Hautzerfressender Nebel, “Groundlings”, feindliche Natur, mißgebildetes Waldgetier, böse Erdwurmwesen. Und schlechtes Wetter.

Aktuell, Ende der vierten Folge, beginnt sich eine Art Gesellschaft zu entwickeln, weil die Haudraufs (dunkelhaariger Anführertyp mit traumatischer Vergangenheit und Kleineschwesterschutzkomplex) und die Vernünftigen (blonde Heroine mit traumatischer Vergangenheit sowie Spurensucher indianischer Abstammung, Kindheitsprägung noch unbekannt – im Gegensatz zu anderen Sagas schlafen die beiden miteinander) zwar ungern, aber doch eingestehen müssen, daß es beider Qualitäten bedarf, um zu überleben.

Jedes Mal, wenn’s auf der Erde richtig spannend wird, kommt ein Schnitt, und wir sehen, welche neuen Intrigen und Katastrophen auf der Arche stattfinden und vice versa. Die Menschen, hier wie dort, oben wie unten, haben eines gemeinsam: sie wollen leben. Im Zweifelsfall auch auf Kosten anderer.

Ich weiß noch immer nicht, was ich davon halten soll. Bis dato habe ich zweifelsfrei Elemente aus Battlestar Galactica, Starship Enterprise, Wool, Hunger Games, Divergent (und anderen Teenager-Heldinnen Epen), Lord of the Flies, Dune, Game of Thrones, Lord of the Rings, The Last of the Mohicans und The Fog identifiziert. Ich glaube, ich werde dabeibleiben. Und sei es nur, um zu beobachten, wo sich die Macher sonst noch bedienen.

Gastbeitrag: “Sowas gibts bei amazon.de nicht”

http://www.amazon.com/Images-SI-Inc-Uranium-Ore/dp/B000796XXM

Man lese sich die Kundenbewertungen durch – ich habe mich weggeschmissen. Mein aktueller Favorit:
By Shrode – January 25, 2014
I have opted to store this product in a large box, with my cat. I am currently unaware of the animals state.

Danke, Christoph!

(Und ich will auch überhaupt nicht wissen, wieso du dieses Produkt recherchierst. Nein, sag’s mir nicht! Je weniger ich weiß, desto weniger kann man bei einem Verhör aus mir ‘rausquetschen, s. “Honey, just aking if this puts you on the CIA watch list puts you on the CIA watch list....”.)

Spring Break

Spring Break. Das bedeutet nicht automatisch volltrunken (“wasted*”) in nassen T-Shirts in Daytona Beach abzutanzen, auch wenn schechte amerikanische Teenie-Filme alles tun, um diesen Aberglauben zu festigen. Spring Break sind ganz einfach Osterferien, die aber Ostern nicht im Namen tragen dürfen, weil hier doch Schule und Religion getrennt voneinander auftreten. Außerdem wegen politisch korrekt.

Einer meiner Kollegen hat drei Kinder, jeweils knapp zweieinhalb Jahre auseinander. Das heißt: drei verschiedene Schulen, drei verschiedene monatliche Parent Teacher Conferences (von wegen einmal Elternabend pro Halbjahr), drei verschiedene Fundraiser (Geld sammeln für Schulprojekte, weil man in Bildung hier wie dort nicht gerne wirklich viel Steuergelder investiert), drei verschiedene “school districts” (dagegen ist das bissele förderalistische Bildungspolitik in Deutschland gar nix, die machen das hier im Zweifelsfall stadtviertelweise), drei verschiedene Ferientermine irgendwann im März/April. Man habe einfach nach der günstigsten Variante für einen Kurzurlaub im Ferienzeitrahmen der Kinder gesucht und die Kinder, die gerade keine Ferien hatten, passend zur Reiseebuchung von der Schule befreien lassen (letzteres sieht man hier sehr viel gelassener als in Deutschland). “Dieses Jahr hat kayak.com festgelegt, wann wir mit den Kindern verreisen.”

Ich finde Spring Break super. Die einzige Logistik, mit der ich zu tun habe, ist der Verkehr auf dem “commute” und der ist seit Wochen wunderbar entzerrt.

* waste = Abfall, Müll, Dreck

1000 x Nebel

Himmel, Wald und Wolken glühen lichterlohgoldsprenkelrot. “Good Job, Eos! Feierabend für heute.”

Das solchermaßen adressierte ätherische Geschöpf im luftigen Fähnchen schimpft im Abgang vor sich hin: “Ich Depp, ich! Von wegen: ‘Werden Sie wie Venus’. Und ich Schaf denke noch ‘Super! Stern, hell, strahlen, Poesie’ und kann den Vertrag gar nicht schnell genug unterschreiben. Ich hätte das Kleingedruckte lesen sollen, da steht es klar und deutlich: Einsatzzeitraum: morgens UND abends. Nächstes Mal passe ich besser auf, das passiert mir nicht wieder!”

Nachtrag der Autorin: mir ist tatsächlich keine Mythologie bekannt, die sich einen Gott oder eine Göttin extra für Abendröte hält.

Game of Thrones – Season 4

Bei uns ist gestern schon die 2. Folge gelaufen. Ich will ja nix spoilern, aber die Heiraterei, die hat der Deifi g’segn. Ganz wurscht, ob bei den Starks oder den Lannisters.

“The night is dark and full of terrors.”

1000 x Nebel

“So, meine lieben Backfreunde und -freundinnen, zum Abschluß kappen Sie mit einem scharfen Messer die Spitze Ihres Gebäcks und setzen Ihren kleinsten Schöpfer am krustigen Rand an. Nun gießen Sie löffelweise die aufgeschlagene Dickmilchmischung gaaanz langsam und vorsichtig ab und schon bilden sich auf der schorfigen Oberfläche dicke träge Bahnen. Immer schön von oben nach unten. Da müssen Sie gar nix tun, das macht die Schwerkraft für Sie.

Und schon ist Ihr Schoko-Winter-Matterhorn fertig. Damit sind Sie der Dessertkönig auf jeder Party!”