Neu im Fernsehen: “The 100”

Worum geht es in dieser neuen Dystopia-Saga?

Im Erdorbit kreist seit 97 Jahren (ca. drei Generationen) die “Arche”, ein Konglomerat aus Raumstationen, auf der die letzten Überlebenden der menschlichen Rasse die atomare Verseuchung der Erde aussitzen. Das System ist totalitär, Nahrung ein Recyclingprodukt in Pillenform, die Anzahl der Plätze begrenzt, die Todesstrafe an der Tagesordnung. Wer ein Verbrechen begeht, wird “gefloatet”, also durch die Luftschleuse ins All gespült. Erst danach Reproduktionserlaubnis für wartende Paare. Denunziantentum blüht, wen wunderts.

Die Serie beginnt, als die überalteten Systeme der Arche versagen, der Sauerstoff knapp wird und die Machthaber in einem Verzweiflungsakt beschließen, hundert jugendliche Delinquenten als Versuchskaninchen auf die Erde “zurück” zu schicken. Vielleicht hat sich Gaia ja inzwischen erholt? Dann ist es wie immer: Natürlich geht die Landung des Shuttles schief und statt in der Nähe eines Lebensmitteldepots landen die Teenager in der Wildnis. Halbwüchisge? Wildnis? Klar. Machtkämpfe, Trommeln, Fort bauen, Initiationsriten, Rumraufen, Stirnbänder, Schmuck aus Federn, Zähnen, Steinen, Waffen schmieden, ärmellose Hemderl, Gesichter anmalen, Brüllen, Baumhaus, Jagen (ich kann jetzt dann bald keinen Pfeil-und-Bogen mehr sehen). Die ganze Welt ein riesiger Abenteuerspielplatz. Ein Jungrudelanführerdiktator, ein bösartiger Vize, viele präpotente Dummaktionen und Mannbarkeitsrituale, es überrascht nicht, daß diese Gruppe sich durchsetzt und nicht die Vernünftigen/Gemäßigten. Außerdem sind sie in dem Alter, in dem sie Beziehungen zum anderen Geschlecht aufnehmen, was der Geschichte nicht unkomplizierter macht (“Laß die Finger von meiner kleinen Schwester!”, “Ich liebe sie, aber sie nimmt mich noch nicht einmal wahr” etc.). Einen bebrillten Nerd gibt es auch. Selbstverständlich. Dazu kommt das Grauen von Außen. Hautzerfressender Nebel, “Groundlings”, feindliche Natur, mißgebildetes Waldgetier, böse Erdwurmwesen. Und schlechtes Wetter.

Aktuell, Ende der vierten Folge, beginnt sich eine Art Gesellschaft zu entwickeln, weil die Haudraufs (dunkelhaariger Anführertyp mit traumatischer Vergangenheit und Kleineschwesterschutzkomplex) und die Vernünftigen (blonde Heroine mit traumatischer Vergangenheit sowie Spurensucher indianischer Abstammung, Kindheitsprägung noch unbekannt – im Gegensatz zu anderen Sagas schlafen die beiden miteinander) zwar ungern, aber doch eingestehen müssen, daß es beider Qualitäten bedarf, um zu überleben.

Jedes Mal, wenn’s auf der Erde richtig spannend wird, kommt ein Schnitt, und wir sehen, welche neuen Intrigen und Katastrophen auf der Arche stattfinden und vice versa. Die Menschen, hier wie dort, oben wie unten, haben eines gemeinsam: sie wollen leben. Im Zweifelsfall auch auf Kosten anderer.

Ich weiß noch immer nicht, was ich davon halten soll. Bis dato habe ich zweifelsfrei Elemente aus Battlestar Galactica, Starship Enterprise, Wool, Hunger Games, Divergent (und anderen Teenager-Heldinnen Epen), Lord of the Flies, Dune, Game of Thrones, Lord of the Rings, The Last of the Mohicans und The Fog identifiziert. Ich glaube, ich werde dabeibleiben. Und sei es nur, um zu beobachten, wo sich die Macher sonst noch bedienen.

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