Stormy Sunday

Ein milder schwerer Landregen fällt und fällt und fällt die ganze Nacht über und lullt die Liegende sofort wieder zurück in den Schlaf. Früh um Sieben kommt ein neuer Klang hinzu, als Pumpi sich gurgelnd zum Einsatz genötigt fühlt und Wasser schwallweise aus dem Sumpfgarten hinter dem Haus vorne auf die Straße spuckt. Dazu läßt sich wunderbar weiterdösen, ein bißchen lesen, nochmal nachdösen bis gegen Mittag der Sturm kommt und mich aus dem Bett klappert. Erst mal alle Türen schließen, den Läufer im Gang einfangen, bevor er sich ganz bis ins Wohnzimmer wellt, und alles wieder auflesen, was das unhimmlische Windkind (sehr wahrscheinlich heranwachsend und ungebändig) von den Fensterbrettern geblasen hat.

Steuererklärung? Hausputz? Papierkram? Wäsche waschen? Ach was, heute ist kein Tag für Tuen! Ich werde intensiv der Muße pflegen, rumtrödeln, faulenzen – um das alles zu erledigen, habe ich ein langes Wochenende vor mir und dann vielleicht auch wieder Antrieb. Warmer Regen macht träge.

Rainbow 2015

(Über Sams Häuschen: Wind und Regen haben gerade Pause.)

“Worst car accident in ‘s recent history”

schlagzeilt heute ein Newsletter. Ob das mit dem Unfall stimmt, kann ich nicht beurteilen, bin jedoch sehr sicher, daß ich in der letzten Zeit wenig schlimmere amoklaufende Apostrophe gesehen habe. Und wo die das “S” geklaut haben, will ich gar nicht wissen.

Weißt du noch?

Der Freund aus Deutschland hatte einen Tag lang konferenzfrei und kam heute auf ein Bsüchle vorbei; viel Zeit ist das nicht, aber es reicht allemal für einen Ausflug ans Meer. Alternativ, weil wir doch schon öfter am Pazifik waren, stattdessen in den Coyote Point State Park mit Uferpromenade, Marina, einer sehr schönen Marschlandschaft an der Bay und kaum eine Viertelstunde von San Bruno entfernt. Ganz wunderbar geeignet für einen schönen Spaziergang und dann Kaffee trinken. Wenn nicht… Ja, wenn es nicht eine Ausfahrt davor angefangen hätte zu schütten und auf der Höhe von Coyote Point alles nur noch grau, grauer, dunkelgrau und naß gewesen wäre. Sehr ungewohnte Situation: was macht man hier in der Gegend gleich noch mal in seiner Freizeit, wenn es regnet und man nicht raus kann/mag?

Spontan aufs Computer History Museum in Mountain View ausgewichen. Dort bei strahlendem Sonnenschein und rechtzeitig zur Vorführung der Babbage Engine (s. https://flockblog.de/?p=9151) eingetroffen und nach der dieses Mal sehr langweiligen Show mit Massen anderer Regenflüchtlinge durchs Museum gestreift. Jedes Mal, wenn wir an einem Fenster vorbeikamen, gesehen, daß draußen die Sonne scheint. Hmmm. Es war aber trotzdem sehr schön und interessant. Ich habe dieses Mal die meiste Zeit bei der jüngeren Geschichte (Palm Pilot ff) verbracht. Es war direkt rührend, wie Besucher andächtig vor einer Antivirensoftwarepackung verharrten oder sich zum fünften Mal den Modemverbindungston vorpielen ließen, ehrfürchtig Pong spielten oder in einem Netscape-Interface herumsuchten. Ich glaube, ich habe fast alle Sprachen gehört und der Inhalt dürfte immer derselbe gewesen sein: “Schau mal, das kenne ich noch, das war mein erster Wasauchimmer.” Nerd-Nostalgie.

Neu im Gift-Shop: Das Alan Turing Monopoly.

Alan Turing Monopoly

(Zur Auswahl standen ebenfalls die Pokémon- und die Nintendo-Edition.)

Außerdem analoge Büroklammern. (Mein Favorit links außen unten.)

Paperclips

Umsonst und draußen

Der Plan war raffiniert: an Feierabend nicht auf den vollkommen verstopften 101, wo alle paar Meilen Unfälle zu dicken Rückstaus führen, weil sich alle wieder aufführen, bloß weil’s ein bißchen regnet gnagnagna, sondern stattdessen hintenrum über die Nebenstraßen zum Supermarkt. Toni hat die beste Route gewählt und memoriert weil er weiß, daß Nässe und Dunkelheit meinem eher zarten Navigationstalent nicht zuträglich sind. Gar nicht zuträglich! Ging auch ganz gut, bis auf einmal alle vor uns ohne ersichtlichen Grund anhielten. Bei näherer Betrachtung durch die Regenschleier wurde es deutlicher: die praktische Nebenstraße ist vollkommen überflutet und ein Blinkepfeil weist zum Umkehren an. Tun wir auch, und zwar direkt neben einem anderen Blinkeschild, das “Sand and Sandbags for free” verspricht.

Wenn es was umsonscht gibt, ist man als Schwabe ja immer gleich versucht, das einzusacken. Habe mich dann aber doch beherrschen können, denn ein Keller kann mangels Keller unter dem Häuschen nicht vollaufen und wenn der Regen so stark werden sollte, daß er sich unter der Haustür Einlaß ins Wohnzimmer verschafft, dann hat Pumpi versagt. Glaub ich nicht, ich vertraue Pumpi, so wacker wie die sich im wesentlich ärgereren Pineapple Express im Dezember geschlagen hat.

Sonst alles gut: Licht, Heizung, Internet – alle da. 70.000 andere Haushalte in der Bay Area warten noch darauf, daß sie auch wieder im Warmem und Hellen ihre Blogs schreiben können.

Und übrigens: in Yosemite schneits und auf den Zugangsstraßen in den höheren Lagen besteht seit heute Nachmittag wieder Schneekettenpflicht.

“Today’s Earthquakes”

“Hat’s heute Nacht gebebt?” will Toni wissen, als er heute früh zusteigt. Ich habe geschlafen, der Radiosprecher fands offensichtlich nicht erwähnenswert und darum kann ich das nicht aus dem Stand beantworten, aber http://earthquaketrack.com kann und bestätigt, ja, sogar zwei Mal, um 3:44 Uhr (2,9 auf der Richter Skala) und früh um 7:00 Uhr nochmal nachgewackelt (2,4).  War aber ein paar Meilen weiter südlich und in San Bruno nicht mehr zu spüren.

Man sollte meinen, daß man sich selbst als Zugereiste nach über sechs Jahren daran gewöhnt hat, daß “Ihr Erdbeben vom Tage” mit einer solchen Beiläufigkeit behandelt wird. Hat man aber nicht.

Serial Shredder

Wir hatten diese Woche einen Serienbrief vorzubereiten. An sich keine große Sache, doch dieser “mail merge” stand unter mindestens zwei schlechten Sternen. Jedes Mal, wenn 17 zweiseitige Schreiben der final finalen Version ausgedruckt und auf beiden Seiten unterschrieben waren, tauchte noch einmal ein Fehler auf, und das ganze Dinge mußte wieder neu gemacht werden. So ein bis zwei Mal täglich. Heute Vormittag nun habe ich die jetztaberganzbestimmtwirklich final finale Finalversion erstellt, drei Mal nachkontrolliert, schließlich wieder ausgedruckt (wobei natürlich der Drucker auf einmal auch zu spinnen anfing), zur Unterschrift vorgelegt, kopiert, gescannt und dann verteilt. Anschließend knapp 20 Minuten am Shredder verbracht und die alten und falschen Versionen in Papierschnipsel hacken lassen (zwei Müllsäcke voll). Dabei überlegt, daß ich dieses Wochenende auf Waldspaziergänge wohl besser verzichten sollte, nicht, daß die Bäume mit Ästen auf mich zeigen und einander dabei zuraunen: “Da! Die Frau da! Die hat Jimmy auf dem Gewissen.”

Macht nix, der Inch ist inzwischen angekommen und die Welt naß und immer nässer. Ich glaub, ich geh erst wieder in den Wald, wenn’s da staubt.

Warten auf den Inch

Am Himmel wirft sich ein Werwolfmond in einem zauseligen Bett aus schwarzen Wolkenfetzen unruhig hin- und her und ein bösartiger kleiner Wind pfeift sich Verstärkung herbei. Morgen soll er kommen, der Inch. Das heißt, es sind zweieinhalbundeinpaarzerquetschte Zentimeter Regen vorhergesagt, begleitetet von Sturmfluten und  “High Winds” (was vor allem auf den vielen Brücken rundherum sehr unangenehm zu werden verspricht).

Die Friends of Sissy (s. https://flockblog.de/?p=24786) suhlen sich geradezu in der Erwartung einer “Wetterkatastrophe” und rufen den Präventiven Notstand aus. Das heißt, sie machen früher Feierabend, damit sie Überlebensmittel und noch mehr Taschenlampen und Batterien beschaffen können, bevor alles knapp wird.

Was habe ich den Namen dieses Panikmacherdachverbandes doch geschickt gewählt: Als “Sissies” werden hier nämlich Angsthasen und Feiglinge bezeichnet.

Howgh, großer Häuptling der Apachen!

Es ist ganz egal, wann man gerade das Radio einschaltet, binnen der ersten 10 Minuten wird einem “Say Geronimo” um die Ohren gehauen. (Hier, zum Reinhören: http://bit.ly/1uMEMnr.)

Ich kann mir nicht helfen, ich sehe vor meinem geistigen Auge jedes Mal fröhliche Menschen in luftiger Sommerkleidung in Ferienclubs unter Animatoren-Anleitung mehr oder minder gelenk leicht zu erlernende Macarena-Choreographien hüpfen und wedeln. Am besten noch mit einem lustigen Kopfputz aus bunten Federn.

Von der Sonne verwöhnt

Vor lauter Freizeitprogramm bin ich am Sonntag gar nicht mehr dazugekommen, die Wäsche draußen abzuhängen und unter der Woche ist das schwierig, weil die Nachtfeuchte schon drinhängt, wenn ich abends heimkomme und morgens, wenn ich zur Arbeit fahre, immer noch. (Der Vollmond mag zwar beim Bleichen helfen, aber Trocknen kann er nicht.) Macht ja nix, hab ich mir gedacht, lasse ich sie eben bis nächstes Wochenende hängen. Eine Extraration Wind und Sonne schadet nach den Superbowlgrillschwaden nicht. Aus heiterem Himmel (hihi Wortspiel) haben sich nun Meteorologen darauf geeinigt, daß es ab Freitag richtig heftig stürmen und regnen soll. Ein paar vorwitzige Vorläuferwolken können schon jetzt ihr Wasser nicht halten und tröpfeln umeinander.

Moment! Wie? Regen? Was soll das? So haben wir aber nicht gewettet! So schnell kann ich meinen Zeitplan nach drei Jahren Gewohnheitsdürre nicht umstellen… Außerdem hat der Gouverneur 2015 als viertes “California Drought Year” ausgerufen. Wollt ihr den etwa Lügen strafen? Gell, das wollt ihr nicht? Also hinfort mit den donklen Wolken!

Das Allerletzte zum Superbowl

Gestern beim Pizzaabholen gelernt: wenn man hier nicht weiß, welcher Mannschaft das Gegenüber anhängt und trotzdem was Nettes im Kontext des Ballspiels sagen will, dann wünscht man “Go Team!”

Wir haben vor lauter Magnolienblüte und sehr sehr schönem Mondaufgang im Botanischen Garten beinahe die Zeit vergessen und hätten’s ohne Take-Out gar nicht mehr rechtzeitig ins Kino geschafft.

superbowl - Magnolia

Ach ja, gewonnen haben die Patriots aus Boston und Katy Perry ist in der Halbzeitshow als Hot Dog on a Stick aufgetreten. Außerdem Haie (s. a. http://bit.ly/1BYIEG5).