Die Sprüche der Nerds

Neulich beim Warten auf irgendwas zum Zeitvertreib dieses Zitateratespiel gespielt: http://quiz.sueddeutsche.de/quiz/2081640371-zitate-quiz.

12 von 15 Fragen korrekt beantwortet.

Seitdem etwas verunsichert: soll ich mir Sorgen machen, weil ich vier Fünftel aller Nerd-Zitate richtig zuordnen kann – oder eher darüber, daß mir nicht alle, sondern nur 80% richtige Antworten gelungen sind?

Ich hab vielleicht Probleme…

Nicht pretty. Aber pink.

Der Mann im Radio braucht mich, sagt er, denn die Redaktion, sagt er, könne sich nicht einig werden, was wohl am heutigen Valentinstag das schlimmere Schicksal sei: im romantisch beleuchteten Restaurant, umgeben von glücklichen Paaren alleine sein Abendmahl einzunehmen oder “50 Shades of Grey” anzusehen. Vorfrüh votiere ich für den Kinobesuch als größeres Übel, und höre gerade noch, wie er sagt, daß das ja nun wirklich kein Film für einsame Menschen sei. Verdammt! Falscher Sender! Sofort auf NPR umschalten! Wie? Das ist NPR? Ja haben die denen vielleicht ins Hirn geherzelt? Radio aus! Ungestört von weiteren Valentinaden beim Schwimmbad vorgefahren.

Desha wartet schon am Beckenrand. “Rein ins Wasser mit euch! This is a VERY SPECIAL DAY. Did you get the memo*?” Die anderen bejahen, ich gucke fragend und da dreht Desha auch schon die Musi auf und wir spratzeln eine geschlagene Stunde lang zu allen Schlimmschnulzen, die je von Dean Martin und Konsorten geknödelt wurden. Anschließend gehen wir zum Japaner und da geht’s zu wie noch nie zuvor, weil die (günstigeren) Valentines zum Lunch ausgeführt werden. Aber das Essen schmeckt gut wie immer und für Beschallung sind die in dem Laden eh zu geizig. Gut gegangen.

Weil das Restaurant so wahnsinnig geschickt am Camino Real liegt, sause ich nach dem Essen schnell nach gegenüber in den Drugstore, ein paar Errands erledigen. Die rosanen Regale mit den herzförmigen Pralinenpackungen und Luftballons und dem ganzen anderen Schrott sehen aus wie eingeschlagene Zähne – viel ist nicht mehr übrig. Schnell meinen WC-Reiniger schnappen und das Waschmittel im Angebot mitnehmen und schon bin ich wieder draußen. Während ich an der Fußgängerampel auf Weiß warte, fällt mein Blick auf die Herzelkette im Waffenladen. Darunter ein Plakat, das einen Herrn in sehr martialischem Camouflagegewand zeigt, der die Arme fest um ein blondes Pinkgeschöpf geschlossen hat. “Are you ready to protect your Valentine?” Bin ich aber dann doch nicht zum großen “V-DAY-SALE” gegangen. Die, die ich so kenne, können ganz gut auf sich alleine aufpassen.

Werte Radioredaktion, nun meine Frage an euch, denn ich kann mich nicht entscheiden: was ist schlimmer, Valentinstag oder Fasching und könnte man nicht einfach beide abschaffen?

 

* “Did you get the memo” referenziert auf die alten Zeiten, in denen Mitarbeitermitteilungen noch auf Papier ausgegeben wurden und wird heute im allgemeinen nur noch scherzhaft verwendet; zum Beispiel wenn drei Kollegen blaue Pullover tragen und der vierte einen grünen: “I didn’t get the memo that today was blue sweater day.”

Hier nun Deshas “Memo” im O-Ton und mit allen Emojis und ClipArts – das war unter Umgehung des Posteingangs direkt in meinem Spamfolder gelandet. Vielleicht ganz gut so.
Valentine

Was du heute kannst besorgen

So sehr ich sonst Computer für alle möglichen Dinge einspanne, meine “Zu erledigen”-Listen schreibe ich immer noch mit der Hand, zum einen, weil die ganze Elektronik nicht mit dem befriedigenden Gefühl mithalten kann, einen Posten von der Liste zu streichen, zum anderen, weil ich auf Papier viel besser einschätzen kann, wann es wirklich allerhöchste Zeit ist, mit dem Abarbeiten anzufangen. (Das ist wie der Fortschrittsbalken auf dem Kindle. Der sagt mir gar nichts. Bei einem Buch kann ich meinen “Fortschritt” viel besser einschätzen.) Der richtige Zeitpunkt? Zum Beispiel heute, zum Beispiel jetzt gleich sofort – meine TO-DO-Liste war inzwischen auf zwei engbeschriebene Seiten angewachsen und umfaßte Mitteilungen wie “Kloreiniger ist aus”, “Zahnarzt!!!”, “Steuererklärung bis spätestens Ende Februar!” (Abgabetermin ist der 15. April, Tax Day, aber man kennt sich ja schon lange genug), “Yosemite Photos sichten und hochladen!!”, “Spülbürste”, “Waschbären ermahnen!!” und “Laura!!!!!!!”. Laura ist meine Physiotherapeutin und wie man an der Anzahl der Ausrufezeichen ablesen kann, hätte ich noch vor Weihnachten einen Kontrolltermin mit Fortschrittsvorturnen bei ihr absolvieren sollen.

Na guuut! Dann nehme ich mir den Freitag eben frei “to run some errands”. So heißt das hier, wenn man dies und das zu besorgen und zu erledigen hat. Laura hatte mir bestellen lassen, daß dieser Termin ausschließlich der Evaluierung gewidmet werde, “this is not a spa day!” Im Denglischen hieße das “Wellness”, was in Lauras Sprache bedeutet, daß sie keine drei Zentimeter tief unter der Haut gelegenen Triggerpunkte aktiviert und ich meine Dehnübungen selbst machen muß. Eine schweißtreibende Dreiviertelstunde schließe ich mit dem Gesamturteil 2-3 ab. Vieles ist schon richtig gut, das meiste fällt in die Kategorie “Fürwerktaglangts”. Wogegen wir (also ich) jetzt kämpfen müssen, ist Kompensation, also den Umstand, daß die stärkeren Muskeln für die schwächeren übernehmen und über die Zeit eine andere und neue Fehlhaltung entwickeln. “Solidarity is a risk”, sagt sie, und das werden wir (also ich) denen schleunigst austreiben. Ich werde mit einer Liste neuer schmerzhafter Übungen für jeden! Tag entlassen – sie sagt, ich könne den Fortschritt daran bemessen, daß diese, wie meine alten Übungen, irgendwann nicht mehr wehtäten. Hmmm. Dann vielleicht doch lieber der Fortschrittsbalken auf dem Kindle? Pfui, Sabine, sowas darf man als williger Jungathlet noch nicht mal denken.

Tägliche Übungen zur Liste hinzugefügt, alles andere nicht ausgestrichen – mir ist da nämlich was dazwischengekommen. Man hat ja auch seinen Bücherstapeln gegenüber eine Verpflichtung und so hatte ich am Donnerstagabend angefangen, “The Secret Place” von Tana French zu lesen. Mord in einem irischen Mädcheninternat und – von einem kleinen und vollkommen unnötigen und von der Autorin glücklicherweise nicht weiter verfolgten Ausflug ins Übersinnliche abgesehen – so sauspannend und gut geschrieben, daß ich nichts anderes mehr tun konnte, als lesen, umblättern, weiterlesen.

Zum Glück sind mir die Listengötter wohlgesonnen und haben am Montag einen Feiertag draufgelegt. Offensichtlich ohne sich mit den Wettergöttern abzusprechen, die haben den schönsten und sonnigsten Vorfrühling ausgerufen und die Art Wetter, bei dem Stubenhocken eine Todsünde ist. Plan für morgen: Das erste Dicke-Damen-Wassertritscheln der Saison – und zwar für Fortgeschrittene, ohne Neoprenjackerl, dann Dicke-Damen-Lunch, dann Errands. Eventuell.

Politikverdrossenheit*

Die Wahlbeteiligung in Kalifornien war bei den Wahlen im letzten Herbst so gering wie noch nie zuvor. Eine daraufhin mit viel Aufwand betriebene mehrwöchige Analyse des Nichtwählerverhaltens hat nun, unter anderem, zu dem Ergebnis geführt, daß es für einen jungen männlichen Kalifornier in der Altersgruppe von 19-21 Jahren statistisch wahrscheinlicher war, verhaftet und in Handschellen abgeführt zu werden, als bei einer Wahl abzustimmen.

Ich weiß schon, es ist keiner Statistik zu trauen, die man nicht selbst gefälscht hat – trotzdem bin ich erschrocken.

 

* Sehr nette Beobachtung am Rande: die Autokorrektur kann mit dem Begriff “Politikverdrossenheit” gar nichts anfangen und schlägt verzweifelt vor, und zwar die ganze Zeit über, bis das ganze lange Wort zu Ende ausgeschrieben ist, ich meinte doch gewiss “Politikverständnis”. Nein. Tu ich nicht. Lies den Blogpost, Autokorrektur!

Obstorakel

Texas SweetieMein Vorrat von den Lone Star Citrus Growers ging zur Neige. Es sind gerade noch genug Orangen für zwei Gläser Saft dieses Wochenende und ich hatte mich schon damit abgefunden, fürderhin ein trauriges Leben ohne Texas Sweeties zu fristen. Muß ich aber nicht, denn gestern Abend stand vor meiner Haustür wieder eine 10-Kilo-Kiste.

Kombiniere: Mein lieber Nachbar Sam ist nicht nur der beste Sam von allen, sondern auch ein begnadeter Disponent.

Jeden Tag eine gute Tat

Gute Tat

(Verzwickte Situation: gemäß “Harassment-Protocol” (zu deutsch: Mobbing-Richtlinie) müßte ich mich jetzt bei mir über meine Ausländerwitze reißende Kollegin beschweren. Dabei finde ichs einfach nur komisch.)

Mehr Bär

Dieser Mr. Grey, schimpft mein in diesem Bereich wohlbewanderter Kollege, sei eine Schande für die ganze Bondage-Zunft. Auch als Bär. Wenn schon Teddy, dann so:

oder so

bondage_bearz_23jpg

Aber doch nicht dieses Schattengesülze. Das gehe ihm ja sowas von auf die cojones!

Beware of the Bear!

Blumen? Blingbling? Butterscotch? So langsam wirds knapp für die, denen immer noch kein Geschenk für ihr Valentine eingefallen ist. Sie müssen nicht verzagen, es gibt doch http://www.vermontteddybear.com/. Die haben sich unter dem Motto: “Dominate Valentine’s Day” das da ausgedacht:

50 shades of grey bear

Aber auch für SM-Bären gelten Grenzen; aufgemerkt:

1. Mr. Grey Bear ist ein “adult gift”, d. h. nicht der kleinen Nichte zum Geburtstag schenken! Erst, wenn sie über 18 und keine Nichte ist.

2. Nein, wir sind nicht im Menschenhandel tätig, unsere Werbung ist bloß voll irreführend!

3. Wir betonen noch einmal: die Dame ist im Versand nicht inbegriffen! Das Set besteht aus Bär und sparsamer Nachtbekleidung, vulgo “Midnight Fantasy PJs”.

4. Ganz wichtig! Zum Bären gehören Kleinteile, das ist nichts für die Kleinen. Siehe hierzu unsere “SAFETY WARNING: Contains small parts. Not suitable for children.”

50 shades of grey bear signatureDafür bürge ich mit meinem guten Namen…

 

 

Reschbeckt! Die Vermonter Bärenbastler surfen gleich auf einer Doppel-, ach was Trippelwelle: Valentinstag und der Filmstart von “50 Shades of Grey” upon us und dann noch aus der Faszination des Puritaners für den alten Marquis aus Frankreich Kapital schlagen. Holla!

50 shades fof grey cardPassende Grußkarten gibts auch an jedem Eck; sieht aus, als wäre der Valentinstag nicht mehr länger Rosa. Zumindest nicht in diesem Jahr.

Vielleicht kommt dann nächstes Jahr mal Mr. Blue zum Zuge? Oder die Herren Red, Green, White, Black, Yellow oder sonstwie?

Das Fundstück verdanke ich übrigens meinen Freunden von NPR (National Public Radio), die sich ihr Abendprogramm in der Vorvalentinswoche von der Vermonter Bärenschmiede sponsorn lassen. Tagsüber werben sie brav-puritanisch jugendfrei für “Pink Heart Family Hoodie-Footies” (Ganzkörperstrampelschlafanzüge in Rosa und mit Herzchen) der Firma Pajamagram.

Ende einer Ära

In den letzten Jahren war, wer auf sich hielt, ein “Foodie”, das heißt jemand, der gerne ißt und gegebenenfalls auch kocht. Ganz wichtig für den Foodie sind gute und frische hochwertige Zutaten, was dann zu diesem unerträglichen “ich kenne da einen kleinen Familienbetrieb in der humpfzigsten Generation”-Geraune führt. Sei es Winzer, Bäcker, Metzger, Fischer, Food Truck*; die, die er irgendwo gefunden hat, sind die allerallereinzigsten, bei denen man dies und das beziehen kann, wenn man wirklich gut speisen und trinken möchte. Und er, der Foodie, kauft natürlich nur dort und schwört auf seine Geheimtips. Diese Typen gibts überall auf der Welt, das besondere hier ist nur, daß die Bewegung noch so jung ist.

Und offensichtlich schon wieder vorbei. Gestern im Museumscafé mitgehört, wie ein Feinschmecker seinen Tischgenossen ganz wichtig verkündet, daß er nunmehr “Post-Foodie” sei. Für ihn zähle nicht mehr das Besondere, sondern nur noch das Neue.

Was man nicht alles lernt, wenn man ein Technologie-Museum besucht.

 

* Food Trucks sind hier in den letzten paar Jahren in Mode gekommen. Das ist wie Essen auf Rädern ohne Freihauslieferung. Vielmehr steht der Gourmet in langen Schlangen vor Guerilla-Küchen an und kauft für teures Geld irgendwas wahnsinnig kreatives vom Cross-Over- oder Fusion-Chef (Chef = Koch) und schlingt es dann auf dem Truck-Parkplatz vom Plastikteller. Die Rauner wissen natürlich immer, wo gerade wann die besten Lasterküchen stehen…

Smells like…

girl scout cookie candle3Die Firma Yankee Candle, die sich für keine neue Gestanksrichtung zu schade ist, besticht in dieser Saison mit einer Pfadfinderinnen-Kerzen-Edition. Nein, Mr. Hamilton, die Duftbolzen riechen nicht nach jungen Mädchen, sondern nach den grausigen Kekssorten, die sie feilbieten.

@ Kurt C. aus Seattle: Nein, man kann sich nicht zwei Mal umbringen. Leider.