Genug ist genug! Der Wecker hat ja keine Ahnung.
Merksatz #3
Sobald der ohnehin magere Bestand an Nähzeug inklusive der paar Sicherheitsnadeln als leichtes Zufüllmaterial in einem der Bücherkartons und dieser recht mittig in einem der “Books”-Schachteltürme verstaut ist, reißt der Spaghettiträger.* Das gibt dem Kartonpacken kurzfristig eine Russ-Meyer-Note, aber nur so lange, bis sich die kluge Frau besinnt, daß sie ja viel unterwegs ist und IMMER ein kleines Notfallnähetui im Waschbeutel hat. Jetzt sitzt der Träger wie angeschweißt und ich kann wieder nach draußen, zum umpfzigsten Mal was wegwerfen.
* Es ist so heiß, daß man selbst mit kurzen Hosen und knappem Hemdchen zu warm angezogen ist. Aber wem sag ich das? Und nein, das ist keine Beschwerde. Ich beliebe meine Aktivität hinfort Bikram Packing zu nennen und das ggfs. anderen Hitzeliebhabern als Geschäftsidee zu präsentieren.
Merksatz #2
Bloß, weil man in Deutschland irgendwie nie dazugekommen ist, Halldór Laxness doch eher langatmig betuliches Werk “Die Islandglocke” zu lesen, bedeutet das nicht, daß man in sieben Jahren Amerika die Muße dafür findet. Auch nicht in der wunderschönen Ausgabe der Anderen Bibliothek. Weil man sich ja auch im Rahmen seiner bescheidenen Fähigkeiten stets bemüht, mit dem hiesigen Kanon aufzuschließen und tausendundeine andere Sachen zu tun findet und, nun ja, weil die Geschichte vom unter dänischer Herrschaft stehenden Island des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts halt immer noch sehr langatmig daherkommt.
Wer, wie mein Bruder das als kleiner Junge zu nennen pflegte, “mit den Möbeln verreist”*, bedenke tunlichst, daß sich in einer neuen Umgebung Interessen ändern werden und gute Vorsätze noch nie und von niemandem wirklich umgesetzt wurden.
Es würde mich aber doch interessieren, wo das Buch nach meiner großzügigen Spende an die San Bruno Public Library letztendlich landet. Ich tippe auf Wiederverwertung in einem Zellstoffprodukt.
* Ja, meine Familie ist bis zu meiner Einschulung ca. einmal pro Jahr umgezogen. Noch Fragen?
Merksatz
Ablage unabgelegt in einen Umzugskarton zu packen, mit dem guten Vorsatz, sie im neuen Domizil ordentlich in Ordner zu verbringen, führt nur dazu, daß sich beim nächsten Umzug der Ausstoß an (unabgelegtem) Altpapier erhöht.
Heiß heute?
Und wie! Dazu fällt dem hiesigen Kaltsuchtel immer nur eins ein: Klimaanlage auf Schockfrosten stellen. Und wie reagiert PG&E, unser Energieversorger? Richtig: mit dem ersten ordentlichen Stromausfall des Sommers. Mir ist nicht ganz klar, warum die Computerstimme neben der Tatsache, daß der Strom weg ist und einer Zeitschätzung, in der die unermüdlich für mich und meine Sicherheit schuftende Reparaturmannschaft den Mißstand voraussichtlich behoben wird, auch noch erzählt, daß außer mir in meiner Gegend weitere 1449 Haushalte betroffen sind. Soll mich das trösten?
Es war nur ein klitzekleiner “Glitch” und die Lichter binnen einer Viertelstunde wieder an, ich habs ja auch nur gemerkt, weil das Internet aus war. Lyn hingegen ist gar nicht zufrieden mit Amerika: jeden Sommer das gleiche Gschieß. Die korrekte Antwort wäre gewesen: “Stimmt doch gar nicht, Frau Nachbarin: ist doch im Frühling, Herbst und Winter genauso. Man nennt das mangelhafte Infrastruktur.” Ich habe stattdessen gesagt, daß ich so ein bissel Licht aus gar nicht so schlimm finde, wenn’s draußen eh länger hell ist. Kann sie nicht gelten lassen: in ihrem Kühlschrank wars dunkel.
Ja mei.
Retourkutsche

Ich habe meine Zweifel an der Glaubhaftigkeit Donald Trumps, aber wenn’s doch wahr sein sollte, ist es schon sehr komisch.
Aus dem Vokabelheft
Heute ein ganz hübsches Idiom aus den guten alten Westward-Ho!-Zeiten vor noch nicht ganz 200 Jahren, wo es als Gründung einer Siedlung galt, wenn sich dort ein Pionier, ggfs. mit einem 1-PS-Planwagen und Familie auf einem Flecken Land niederließ. Bis heute heißen solche Winzweiler “One-Horse-Town”. (Maßstab ist die Abdeckung des Bedarfs an Transportmitteln.)
Und ein Bildle gibts auch:
Allons enfants!
Neben Highways adoptieren Amerikaner auch sehr gerne anderer Leute Feiertage. Der heutige Bastille-Day*, so empfiehlt der Radiosprecher, sei doch geradezu ideal, die Trikolorendeko vom 4. Juli wiederzuverwenden. Stimmt schon, man darf es nur mit der Reihenfolge der Farben nicht ganz so genau nehmen. Außerdem, sagt er, solle man heute Baguette, Camembert** und Croissants auf seine Einkaufsliste setzen, denn “I hear the holiday is big in France”***. (Ich wäre gerne überzeugt, daß er den letzten Satz ironisch gemeint hat.)
Eßt doch Kuchen!
* Bastille wird in hiesig übrigens wie “Best Deal” ausgesprochen. Ich hab erst gedacht, es gibt wieder wo Sonderangebote.
** Wie der Weichkäse klingt? Wie “Come on, Burt.”
*** “I hear something is something…” bedeutet “dem Vernehmen nach”.
Pluto Drive-by
Ich finde das sehr sehr schön: www.youtube.com/watch?v=sEg4D7s3fOs
Sonntags nie. Und mittwochs auch nicht.
Vor ziemlich genau einem Vierteljahr hat Governor Jerry Brown seinen kalifornischen Bürgern par ordre du mufti befohlen, daß sie mit einem Viertel weniger Wasser auskommen müssen, als noch im Vorvorjahr. Seitdem wird man in Wassersparideen geradezu ersäuft (hihi). Zum Beispiel Lebensmittelreste nicht mit Gewalt in den “garbage disposal” im Spülbecken stopfen, den dann einschalten (Strom sparen!) und schließlich mit ordentlich heißem Wasser nachspülen, sondern kompostieren. Oder nur nach jedem zweiten Pipi abziehen (findet meine Kollegin total “yuckie”). Oder gar einen Papierkorb nebens Klo stellen und nicht jedes Mal Berge mehrlagiges “extra-plush” Toilettenpapier durch die Kanalisation spülen. Das geht gar nicht, sagt die Kollegin. Der “Eklig”-Quotient sei da doch viel zu hoch. Die war eben noch nie in irgendwelchen meditarenen Ländern in Ferien.
San Bruno, zum Beispiel, hat das Rasengießen jetzt ganz streng reguliert: In der Woche höchstens zwier, und zwar vor 10:00 Uhr früh und allerallerhöchstens für ein Viertelstündchen.* Wer eine gerade Hausnummer (“even address”) hat, darf an Diens- und Freitagen wässern, ungerade Hausnummern (“odd address”) und Obdachlose (“no address”) an Mon- und Donnerstagen. Vielen ist das entweder zu doof oder sie nehmen sich das mit dem Wasserkonservieren endlich wirklich zu Herzen. Woran immer es nun liegen mag, man sieht zunehmend mehr braun-gelbe verdörrte Vorgartensteppen. Bravo, Jerry!
*Menschen sind angehalten, nur noch maximal fünfminütige Duschen und diese nur einmal am Tag zu nehmen, das gleicht sich dann mit dem Rasen halbwegs aus.
