Neues aus dem Wahlkampf

Seit den letzten beiden Wahlkämpfen weiß es jeder: Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika kann nur werden, wen die hispanische Bevölkerung unterstützt.

Was genau Donald Trump geritten hat, bei seiner Kandidatur um das höchste Amt im Staate alle Mexikaner als Drogenhändler, Mörder und Vergewaltiger zu bezeichnen und auf Nachfrage sogar nochmal nachzulegen (“Who’s doing the raping?”), weiĂź ich nicht. Mehrheitsfähiger Kandidat wird er mit solchen Provokationen nicht. DafĂĽr will keiner mehr seine Miss Sonstwas-Wahlen ausstrahlen und Sears hat die Dollarzeichen-Manschettenknöpfe und andere Produkte aus der Donald-Trump-Reihe aus den Regalen genommen. (Die will er ĂĽbrigens alle wegen ĂĽberpolitisch korrekt und vertragsbrĂĽchig verklagen.)

Und was sagt man in Mexiko?

donald trump pinata

Falls jemand das Piñata-Prinzip nicht kennen sollte: es handelt sich um Pappmaché-Figuren, auf die an Kindergeburtstagen mit viel Hallo und Geschrei mit Stöcken eingeschlagen wird. Wenn sie aufplatzen, regnet es Süßigkeiten. Im Falle der Trump-Piñata ist Vorsicht angeraten; die ist wahrscheinlich mit Scheiße gefüllt, so wie das Original.

Golden Rules

Wie lautet die erste Regel?
Niemals und unter keinen Umständen Lebensmittel offen herumstehen lassen! NIEMALS und unter KEINEN UMSTÄNDEN! SIR!

Wie lautet die zweite Regel?
Immer und alles nach Gebrauch sofort abspülen! IMMER und ALLES! SIR! Anschließend Spülstein mit Essigwasser reinigen. Denn JEDER BRÖSEL IST EINE EINLADUNG!

Was haben wir bis heute nicht gewußt? Die kleinen Wuselspinner drehen diesen Sommer vollkommen durch und interpretieren den Kaffeesatz von gestern als Einladung zum Schlammbad. Und so kam es, daß ich heute früh noch vor der ersten Tasse Kaffee erst einmal eine halbe Stunde lang Ameisen gejagt, ersäuft und gegelt, die French Press dekontaminiert und eine dritte Regel verfaßt habe. Hrrrrgnnn!

Aus dem deutschen Vokabelheft

Wie nennt man den Umstand, daĂź einem jemand, mit dessen Wegen sich die eigenen vor Jahren mal beiläufig gekreuzt hatten, mit Hilfe eines Dritten wieder nähergebracht werden soll? Genau: “Wiederkontaktaufnahmeanbahnung”. Hab ich selbst erfunden und bin stolz darauf. Hat den anderen beiden Beteiligten so gut gefallen, daĂź jetzt ein “Ich-habe-das-längste-Kompositum”-Wettbewerb ausgebrochen ist.

Aktuell fĂĽhrt: Fussbodenschleifmaschinenverleih1

Alle Jahre wieder

Der 4. Juli naht, in und um San Bruno schieĂźen Feuerwerksverkaufsstände wie die Pilze aus dem Boden und die Nachbarn in meiner StraĂźe böllern sich schon seit Tagen warm. Alle anderen Gemeinden auf der Peninsula hingegen warnen mit groĂźen Blinkeanzeigen, daĂź “Städtchen XYZ has Zero Tolerance for Fireworks” und drohen zuwiderhandelnden Pyromanen mit hohen Geldstrafen und schlimmstenfalls Gefängnisaufenthalt. (Wenn zB eine Millionärsvilla Feuer fangen sollte. Oder das Poolhaus. Oder der dritte Baum von links im Zaun.)

Ich weiß zwar nicht und habe auch nicht herausfinden können, welcher Präsident (die sind hier zuständig für Federal Holidays) als erster gemerkt hat, daß man in Amerika mit Feier- und Urlaubstagen traditionell ein bißchen knapp wirtschaftet, und es gemein wäre, dem gemeinen Arbeitnehmer das bißchen freie Zeit auch noch zu beschneiden. Dieser kluge Mann hat auf jeden Fall dankenswerterweise die Regel eingeführt, daß ein Samstagsfeiertag am Freitag frei ist und ein Sonntagsfeiertag am Montag.

Und darum fällt der vierte Juli dieses Jahr auf den dritten und ich hab übermorgen frei.

Daddy Makeover

Wg. Ausgewogenheit. Siehe: https://flockblog.de/?p=27610

Erst hab ich ja gedacht, ich poste nur schnell dieses unsägliche Geweihlogo und einen kurzer Absatz darüber, daß es die Redewendung vom gehörnten Gatten im Angelsächsischen nicht gibt*, aber dann habe ich das Startbild auf der Mannsollschönerwerden-Website gesehen.

Ihn. Auf Leder. Jung. Knackig. Nase. Der Single Malt doppelt so alt und die Cohiba von Fidels schönster Geliebter auf den Oberschenkeln gerollt. Ganz ganz langsam.

Manland

Er also, ich möchte ihn Juan nennen, ist der Vorzeigemann von Marina ManLand, wo die Kombination Mann & Messer nicht fĂĽr Tod, sondern fĂĽr Liebreiz steht. In “The Lion’s Den” (Löwenhöhle) wachsen dem “follically challenged” Mann neue Haare, in “The Bear’s Lair” (Bärenhöhle) verschwinden die alten – burn, Baby, burn – und im “Doghouse”** (HundehĂĽtte) kriegt der Mann eins in die Fresse, ein “Free ManLand Facial” nämlich. Wessen Sinne Abercrombie&Fitches Todesschwaden ĂĽberlebt haben, der genieĂźt wahrscheinlich sogar, daĂź beim Straffen, Zupfen, Zerren, FĂĽllen, Brennen der allgegenwärtige Duft von Leder und Neuwagen (“New Car Smell”) die Nasenschleimhäute betäubt, während er sich zwecks Ablenkung vom Aua dem Studium der Bademodenausgabe von “Sports Illustrated” hingibt. Wohlgemerkt: dem Film (Werkausgabe: “Behind the Scenes”). Botox ist fĂĽr Mädchen. Richtige Männer fĂĽllen ihre Falten mit Zement. Nein, falsch! Mit BroTox!

Wenn diese Klischeegemengelage*** wirklich das ganz groĂźe MännerglĂĽck sein soll, dann fehlt eigentlich nur noch ein schönes kaltes Bier und daĂź es das nicht gibt, liegt gewiĂź nicht am GrĂĽnderdoktor Grant Stevens. Der hats versucht. Mehrfach. Doch bis dato verweigern die medizinischen Aufsichtsbehörden seiner Klinik die Lizenz fĂĽr den Ausschank alkoholischer Getränke. Sowas von engstirnig. Dabei hätte ein Blick ins Geschichtsbuch der Werbung gereicht, wo die Madmen vorgemacht haben, wie simpel es ist, Schwerhochprozentiges unter dem Decknamen “Stärkungs”-Tonikum ganz harmlos als Muttis freundlichen “Little Helper” zu etablieren. Kleiner Tip fĂĽr den Doc: nennt den Booze doch einfach nicht Bier, sondern zum Beispiel “Stierblut” oder so.

Darauf ein Stamperl Frauengold!

 

* Die Suche nach “gehörnt” ergab kein Ergebnis auĂźer “horned” (das bedeutet aber bloĂź “mit Hörnern versehen / ausgestattet” und hat auch nichts mit “horny” zu tun). Erst der Begriff “Hahnrei” fĂĽhrte zum Resultat “cuckold” = man with an unfaithful wife.

** Das Idiom “To be in the doghouse” bedeutet eigentlich “In Ungnade gefallen sein” oder “In Schwierigkeiten stecken”.

*** Das gildet und gibt beim Scrabble eine Phantastillion Punkte.

Rage against the Machine

kaputt1Seit Outlook bei mir fĂĽr drei verschiedene e-mail-Konten zugleich zuständig ist, ist es manchmal ĂĽberfordert und tut nicht wie vorgesehen. Das kann passieren, fĂĽr sowas gibt es workarounds; ich krieg bloĂź jedes Mal Zuschtänd, wenn ich nach der Mitteilung: “Hat nicht geklappt” gefragt werde, ob mir die Information hilft. Ein fĂĽr alle Mal: Nein, du Blechdepp!

Da sei, sagt die Kollegin, gar nix. Sie nämlich habe eigens vor dem Mittagessen einen Prozess aufgesetzt, damit der schon mal mit einer Stunde Vorsprung loslaufen kann und bei ihrer RĂĽckkehr folgende Meldung vorgefunden: “Does nothing, successfully.”

Falls es noch eines Beweises bedurft hat: Menschen sind Maschinen beim Erfinden von Ausreden total ĂĽberlegen.

Aus dem Vokabelheft

Auf der Weltuntergangsuhr ist es fĂĽnf vor zwölf und auĂźerdem steht uns das Wasser bis zum Hals? Ganz klarer Fall von “doom and gloom”.

Die Knie beeeuuugt!

Noch nix vor am Wochenende und keine Lust auf Gay Pride? Wie wärs denn stattdessen mit Turnen für Veteranen?

give them 20

Wer nur 10 geben will, kann natĂĽrlich auch einfach sein Haustier kastrieren: http://bit.ly/1JKeKvw. Whatever tickles your fancy.

Findelbeitrag, sehr lesenswert

s. a. https://flockblog.de/?p=27629

 

If President Obama Can Say It, You Can Too von John McWhorter; Time Magazine 22. Juni 2015

Policing language prevents us from badly-needed discourse, as President Obama made clear this week

In many traditional cultures of Australia, it used to be taboo to use normal language with your mother-in-law. Instead, you had to use a whole set of different words and even grammar rules with her. She had to talk that way to you, too.

That’s the kind of thing we learn about in anthropology classes. But we reveal ourselves as more like those tribal people than we suppose in the way we police language such as the N-word. A perfect example is that we even bat an eye when President Barack Obama says to Marc Maron that racism is “not just a matter of it not being polite to say nigger in public” in an interview released Monday.

The issue isn’t whether Obama called someone the N-word. It has for decades been Civility 101 in American society that one does not do that without severe sanction. Where things have gotten complicated is the idea that it is equally sinful to even use the word at all. People have had a hard time wrapping their heads around the fact that referring to the word is not the same as using it.

At the University of Virginia in 2003, a medical-center employee said having a football team called the Redskins is as “derogatory to Indians as having a team called Niggers would be to blacks.” This sparked a protest by the black staff, with her union head suggesting she be fired. When civil-liberties advocate Wendy Kaminer used the N-word to criticize it in a panel discussion at Smith College last fall, she was roasted for committing an “explicit act of racial violence.”

According to the rules of our taboo, black people are allowed to use the word (including with one another to mean “buddy,” a complex matter in itself) because we have been the ones subjected to its abusive usage. Yet, it seems almost as awkward when the president, a black person, uses the word in that way as when a white one does.

Is that because using the word even to refer to it should be considered beneath the dignity of anyone regardless of color? I suspect that analysis misses something. To many, hearing blacks use the N-word, even to refer to it, is awkward because of how arbitrary it seems that whites are tarred as racists when they, too, are simply referring to it.

For example, I myself occasionally use the actual word in just the way that Obama did in my classes, when a societal issue comes up and I want the rhetorical clarity of the word itself rather than a coy euphemism. Occasionally one of my more vocal white students has jokingly commented “See, you can say it!” The comment carries an implication (which he would never venture out loud) that it seems a little arbitrary that I am allowed to say it just because I’m black. I just say “Yep!” and we all laugh a little and move on. But we know it feels arbitrary, not quite fully thought out, that they aren’t allowed to use the word even to refer to it.

There is also the unfortunate term “Niggeritis” that refers to someone being tired after eating a lot of food. I learned of it from a white guy who couldn’t bear to utter the actual word and instead described it and let me figure it out. “Oh, just say the damned word!” I was thinking—and he should have been able to. I felt like we were Australian tribespeople drinking Sauvignon Blanc.

Obama should not have to say “the N-word” when referring to the word, and I’m glad he didn’t. Whites shouldn’t have to either, if you ask me. I am now old enough to remember when the euphemism had yet to catch on. In a thoroughly enlightened 1990s journalistic culture, one could still say the whole word when talking about it. The very first media interview I ever did, a local one on the history of what I would now have to call “the N-word,” would now sound like a period piece simply because it was still OK for me to utter the word I was referring to.

What have we gained since then in barring people from ever uttering the word even to discuss it—other than a fake, ticklish nicety that seems almost designed to create misunderstandings?

Aus dem Vokabelheft

“Himmelherrgottnochamal, räum doch endlich deinen Kruscht amal auf!” Oder wie ein hiesiger Elter sagen wĂĽrde “I am sick of all that crapola scattered around the house”.

“Crapola” ist ein Kompositum aus “crap” (ScheiĂźe, Dreck, auch ScheiĂźendreck) und “-ola”, einer Nachsilbe, die man als Angelsachse gerne anhängt, um Worten einen vermeintlich humorvollen Beiklang zu geben.