Und nun zum Spocht

Jetzt, wo ich nicht mehr Hüfte hab, hab ich Knie. Und damit das nicht noch schlimmer wird, muß ich viel Gymnastik machen. Auf und nieder und immer wieder. Mach ich ja nicht so gern. Muß ich aber trotzdem, umso mehr, als die Deppen vom Schwimmbad am Samstag zum “Swimfest” eingeladen hatten und zwar jeden Hinz, Kunz, Krethi, Plethi, Jack and Diane – nur die Dicken Damen nicht.

Damit ich’s nicht so merke, mache ich meine Übungen jetzt ganz listig computergestützt.Wie das geht? Ist ganz leicht. Ich spiel “Bookworm”, springe alle paar Minuten auf und gehe ein paar Schritte. Woher ich weiß, wann ich aufspringen muß? Wenn es statt fröhlich spritzelt auf einmal eher gefährlich knackt, denn dann muß ich zum Herd und der Pfannkuchen gewendet werden. Wer mag denn schon verbrannte Pfannkuchen? Ich nicht und: Ecco!

Bitte notieren: Voraussetzungen für die erfolgreiche Kniegymnastik: 1 Computerspiel, 1 Schüssel Teig für ca. 10 kleine Pfannkuchen. Viel Erfolg!

Neues aus der Hybridkulinarik

“Was wollt ihr heute essen, Kinder?”

Die Große: “Würstchen!” – Der Kleine: “Nein, Pizza!” – Darauf die Große: “Nein, Würstchen!” – Und wieder der Kleine: “Ich! Will! Aber! Pizza!” – Die Große, zornrot: “Ich! Will! Aber! Würstchen!” – Aus dem Hintergrund das quengelnde Nesthäkchen in ansteigendem Crescendo: “Ich! Will! Auch!” Kurz luftschnappend und im weiteren noch lauter: “Würstchen-Pizza!”

Sollt ihr haben, ihr Blagen.

hotdog stuffed crust

“Mommy Makeover”*

*Schönheits-OP geplant? Und keine Ahnung, wie man den Kleinen daheim die Blutergüsse und Verbände erklären soll?

Gar kein Problem: einfach noch 20 Ocken drauflegen und sich auf Dr. Michael verlassen. Dr. Michael Salzhauer (für den Namen kann er nichts) praktiziert als Schönheitschirurg in Miami und zeichnet darüber hinaus als Autor für “My beautiful Mommy” verantwortlich.

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“My beautiful Mommy” ist ein Bilderbuch, das schon den kleinsten Nachwuchskundinnen anschaulich demonstriert, wie man seinen Körper, wenn er nicht mehr paßt, vom guten Dr. Michael wieder passend machen läßt. Wem das gedruckte Buch zu altmodisch ist, der kann auf den Online-Auftritt zurückgreifen: http://www.mybeautifulmommy.com/

Falls sich wer gefragt haben sollte: das englische Wort für “Jugendwahn” ist “youthism” und triffts noch nicht mal halb so gut.

We’ve got no power

Statistisch gesehen, höre ich heute in einer Dürre-Sondersendung*, statistisch gesehen sei jeder der knapp 320 Millionen Einwohner der USA im Jahre 2014 für 5,5 Stunden ohne Strom gewesen. Verantwortlich (doch ehrlich, der Vertreter der Energiewirtschaft sagte wörtlich “responsible”) dafür sei das Wetter. Also Regen und Schnee, Blizzards, Hurricanes, Zyklone, Tornados, Tsunamis sowie ganz generell Hitze- und Kältewellen. Und die Dürre! Die sei schuld, daß Strommasten auf einmal keine Bodenhaftung mehr hätten, die Flüsse keinen Kühlwassernachschub mehr lieferten (ganz schlecht für AKWs) und einsam in der Landschaft schattenlos stehende Trafokästen überhitzten. Das will und kann ein anderer Diskussionsteilnehmer und Umweltschutzveteran nicht gelten lassen. “Don’t blame nature. It’s that simple: The power grid is broken!” Und dafür gebe es nur einen einzigen Grund, und zwar, daß man sich in den letzten 50 Jahren ausschließlich auf den “shareholder value” konzentriert habe und keinen “bloody cent” in Wartung und Pflege investiert.

Er wage dann mal eine Prohezeihung: “It will all fall down. If we’re lucky it won’t happen at the same time.”

 

* Zur “California Drought” (unsere Dürre, unsere kalifornische Dürre, die ganz anders ist und vor allem viel kalifornischer als eine Dürre in anderen Bundesstaaten) gibt es zur Zeit alle Nase lang Print-, TV- und Radio-Specials mit umfangreichen Sonderreportagen. Dabei alternieren die Themen wie folgt: “Die Dürre ist an allem schuld”, “Wir sind alle schuld an der Dürre”, “Die Dürre ist der Beweis, daß Global Warming längst Realität ist”, “Die Dürre ist der Beweis, daß Global Warming ein Ammenmärchen ist. Heiß und trocken wars hier früher auch schon mal”, “Nie wieder Mandeln, Avocados, Flußlachse**”, “Jetzt erst recht Mandeln, Avocados, Flußlachse” und so weiter, you get the gist.

** Weil die Aufzucht und Haltung von Mandeln, Avocados, Flußlachsen immenser Wassermengen bedarf.

*** “get the gist” ist gar nicht leicht zu übersetzen, die Leo-Foristen hatten auch Mühe: http://bit.ly/1GnGUW9 und keinen Erfolg.

Erste Welt mit Sternchen

Meine Bank (!) hat mir ein Video geschickt: http://citi.us/1SwnB5I – dauert nicht ganz 10 Minuten, fühlt sich länger an und führt in ein Universum voller Luxusprobleme. Seit ich das gesehen habe, höre ich in meinem geistigen Ohr in einer Endlosschleife Herbert Grönemeyer.

Was soll das? Oder auf fließend hiesig: What the Fuck?

Dummer Zufall

Der Begriff “Grexit” ist inzwischen abgedroschenes Allgemeingut; “Graccit”*, bezeichnend das Ausscheiden Griechenlands aus der EU aus Versehen, habe ich heute früh zum ersten Mal gehört. (Geht auf Deutsch nicht so recht: Grunfall? Nah. Grunbeabsichtig? Nah, wirklich nicht.)

Vorschlag aus meiner Wortspielküche: Grooops! Das ist universal, einprägsam und macht sich gut als Druck in dicken grellfarbenen Fonts hinter Anchorman/-woman im Fernsehstudio.

 

* Graccit ist ein Kompositum aus “Gr” (für Griechenland bzw. Greece) und “accident” (Unfall) bzw. “accidentally” (versehentlich).

Juneteenth

Am 19. Juni 1865 war es soweit, zweieinhalb Jahre nach Präsident Lincolns “Emancipation Proclamation” und dem vernichtenden Sieg der Nordstaatenarmee unter Genereal Granger gegen die von General Lee kommandierte Konföderiertenarmee, wurde auch in Texas endlich die Sklaverei verboten.

Der Rassismus freilich nicht.

 

Dem Gedenken der Opfer des Terroranschlags auf die Mother Emanuel Church in Charleston gewidmet.

Aus dem Vokabelheft

Wenn hierzulande einer was total vermasselt hat und absurderweise auch noch Lob für diese Aktion erwartet, dann bescheidet man ihn mit dem Verdikt: “This didn’t even pass the laugh test.”

Ins Deutsche übersetzen läßt sich das kaum, am nächsten dürfte noch kommen: “Wenn das ein Witz sein soll, dann ist es ein sehr schlechter.”

Wer schön sein will, lernt was

Als ich den Beauty-Salon oben am Camino betrete, liegen zwei Missen Saigon dekorativ hingegossen auf dem schwarzen Ledersofa und starren gelangweilt auf ihre wohlmanikürten Nägel. Die eine in einem Animal-Print-Catsuit, dessen Spaghettiträgerchen dergleichen Räkeleien nicht mehr lang mitmachen werden, die andere in einem gelbpastelligen Baby Doll, das mit wesentlich weniger Stoff auskommt als seine Vorläufer aus den Fünfzigern; auf dem Boden vor ihnen zwei Paar sehr hochhackiger Sandaletten mit Metallic-Absätzen und Pailletten. Kennen tue ich keine, dabei bin ich dem Laden seit sieben Jahren Stammkundin – es scheint, als habe der Pate mal wieder zugeschlagen und die gesamte Crew ausgewechselt (s. https://flockblog.de/p=9445).

Tiger-Lily fragt nach meinen Wünschen (Pediküre und Brauen zupfen, bitte), nickt gelangweilt und vermittelt dabei anschaulich, daß dergleichen Tätigkeiten unter ihrer Würde sind und allenfalls ins Aufgabengebiet der Azubine fallen. Die wird denn auch herbeizitiert, auf Vietnamesisch instruiert und dann fällt Lily erschöpft auf die Couch zurück und muß ruhen.

Die Kleine scheint frisch von der Kosmetikschule zu kommen und darf noch nicht in mutigen Outfits auf dem Sofa lümmeln, sondern trägt Jeans, T-Shirt und ein Hoodie, wg. Klimaanlage und muß was tun. Sie arbeitet streng nach Lehrbuch und ohne Konversation, weil sie schließlich nicht zum Englischlernen auf dem College war, sondern zum Andereschönmachen. Zupfen tut sie zügig, aber als die Füße drankommen, wird das für mich zur Geduldsübung. Da noch nachfeilen, hier noch ein Schwämmchen, dann noch dieses, da abreiben, hier schmirgeln, noch ein Häutchen schnipsen, dann da nochmal nachbessern, hier rubbeln, da peelen, dann erst dieses Tonikum, dann jenes, dann Schläppchen an die Füße und Wattestränge zwischen die Zehen, Gundierung, einmal aufstreichen, nachstreichen, überlackieren – wer mich wirklich haßt, der schenke mir einen Tag mit alles im Beauty-Salon und treibe mich damit in den Wahnsinn.

Nach über einer Stunde (gefühlt ca. mindestens drei) ist sie (und ich) endlich fertig und ich darf aufs Bänkchen sitzen, um meine leuchtend korallenroten Zehennägel unter einem kühlen Luftstrom zu trocknen. Jetzt hat Tiger-Lily ihren Auftritt. Runter vom Sofa und rein in die Hacken: sie macht das Finanzielle. Und wünscht mir nach abgeschlossener Transaktion noch einen schönen Abend, der dank meiner derzeitigen Arbeitszeitgestaltung (früh kommen UND früh gehen) trotz stundenlangen Nägelanmalens noch ein ganzes Ende früher anfängt als sonst.

Ich hatte mir schon lange vorgenommen zu recherchieren und heute dank der schweigsamen Azubine wieder sehr viel Zeit, um darüber nachzudenken: woran liegt es, daß das Nagel- und Haarbusiness hierzulande so fest in vietnamesischer Hand ist? (In Kalifornien werden 80% dieser Läden von Vietnamesen betrieben.)

Jetzt weiß ichs: Wir erinnern uns, daß sich die Amis unbedingt in Indochina einmischen mußten und daraufhin ab Mitte der Siebziger Jahre vietnamesische Kriegsflüchtlinge (die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch an die “Boat People”) zu Hauf in die USA kamen. Tipi Hedren (die Blonde aus “Die Vögel”) war für eine Hilfsorganisation in einem der Auffangzeltlager im Einsatz und “They loved my fingernails. So I thought, ‘I’m going to bring my manicurist.’ She came up once a week and gave them a lesson. They’d all practice on each other; they’d practice on me.” Diese Schönheitsspezialistinnen und alle, denen sie ihr Wissen weitergaben, waren über viele Jahre lang häufig die einzigen Reisverdiener ihrer Familien. Eine Generation später gründete ein junger Mann, der 1975 als Baby mit seinen Eltern aus Vietnam geflohen war, das “Advance Beauty College (ABC)” in Orange County und bis heute haben sie mehr als 30.000 diplomierte “nail technicians” auf amerikanische Finger- und Zehennägel losgelassen. Dergleichen Schulen gibt es inzwischen wie Sand am Meer und bis heute ist Unterrichtssprache oft ausschließlich Vietnamesisch.

So, jetzt wissen wir das auch und brauchen uns nicht mehr zu wundern.

Energiesparmaßnahme

Mein Energieversorger schreibt:

NO AC1Überraschung! Tatsach? Ich hatte keine Klimaanlage an? Da schau her. Es mag daran liegen, daß ich a) keine habe und b) keine brauche. Im folgenden Abschnitt fragen sie mich, ob ich gerne wissen wolle, wie ich diese Zahl senken könne.

Das, PG&E, würde ich wirklich gerne. Mein mathematisch nicht über die Maßen ausgebildeter Verstand sagt mir, daß ich, um eine negativen Kühlwert zu erreichen, eigentlich heizen müßte. Sagt mal, habt ihr sie noch alle?