Gebt dem Kaiser

Zu den Freuden des Heimkehrerlebens gehört, dass jedes Land, in dem ich 2015 gearbeitet habe, von mir Steuern will. In meinem Fall Deutschland, die USA an sich und Kalifornien sowieso. Ich kann mich wahrscheinlich glücklich schätzen, dass König Horst bis dato die göttliche Eingebung versagt blieb, den gesegneten Einwohnern seines weiß-blauen Freistaates allein fürs Da-wohnen ein extra Geld abzuverlangen.

Das Steuern zu erklären ist eine recht umfangreiche Aufgabe und so habe ich letztes Wochenende damit angefangen, meine Belege zu sortieren – noch weit vor dem amerikanischen Tax Day am 15. April. Dabei ist mir eine Restaurantrechnung in die Hände gefallen und angesichts dieses Mottos haben sie mir anschließend für ein paar Minuten wirklich gefehlt, die Amis.

inbegriffen

Mong Telefong

Ich weigere mich, dieses Ding weiterhin als Smartphone zu bezeichnen. Wer bei den “Favourites” sämtliche Namen vergißt und mich aus den nackten Telefonnummern raten läßt, wer wohl gerade anruft, der ist nicht smart, sondern doof. Hah!

Schimpfen ändert zwar nichts, tut aber gut. Wahrscheinlich wäre es erfolgsversprechender, wenn ich beim Heiligen Steve eine Fürbitte einreichte, nämlich, dass die Jungs in Cupertino das nächste Mal erst ihre Bugs fixen und dann die Kundschaft zum update zwingen…

Suche Wohnung – Biete Stilblüten

Sonntagnachmittag. Ich warte darauf, dass sich ein update installiert und blicke sinnierend aus dem Wohnzimmerfenster ins Schneetreiben (WTF?). Noch 10 Minuten. Da könnte ich doch zwecks Wartezeitvertreib mal schauen, was zur Zeit auf dem Wohnungsmarkt so inseriert wird?

Die Lage, scheint es, ist unverändert. Nach wie vor wird die (viel zu) billige Innenstadtwohnung eines Google Translate Users angeboten: Modern, komfortabel und mit viel Stil und Raum. Die Küche ist groß, ein perfekter Ort, um einige schöne meals. Please Not der Aufzug nur so hoch wie im fünften Stock vorbereiten und dann ist es notwendig, eine Treppe zu der Wohnung zu klettern. Auch die Einliegerwohnung des Alkoholikers (und Pferdesportlers?) im “zentrumsnahen Gartenviertel” fehlt nicht, Lichtblick ist die Terrasse (umzäumt mit abschließbarer Türe Richtung Wiese / Spielplatz) Hier werden Sie im Sommer gerne sitzen um ein Glas Wein zu trinken und das Frühstück zu genießen und das Highlight der “hohen Altbauwohnung” ist das Parkett. Mit Fischkrätenmuster.

Mann, bin ich froh, dass diese Sucherei hinter mir liegt und ich wohne. Und mein upgrade ist auch fertig. Back to work.

Ich möchte ein “B” kaufen

und hinfort die deutsche Sprache um das Wort “jubbeln” bereichern, dessen Doppel-B einen wesentlich freudigeren Klang hat als das langgezogene Trauer-U in “jubeln”.

Rubbellos

Als positive Nebenwirkung der Neuwortschöpfung bliebe mir mehrfach täglich die Irritation angesichts des obigen Schiefreimes auf dem Weg von und zur U-Bahn, von und zum Einkaufen sowie überhaupt erspart.

Alsdann, Duden-Redaktion: wie isset?

Organtransplantation (für Otto P. aus D.)

Nach drei Jahren im 24/7-Einsatz, 3,742 blogposts und ständigem Herumgeschleppe von Hüben nach Drüben sowie vielen Abstechern in Da und Dort, Here, There and Everywhere war mein Notebook fertig mit der Welt und sein Akku durch. Das ist verständlich, aber nicht schön. Ein neues möchte aber ich nicht, a) wg. Ökologie und b) haben wir uns über die Jahre so aneinander gewöhnt (bei Aussage b ist der Wahrheitsgehalt höher als bei a). “Isjakeinproblem”, denke ich mir noch, wider meine übliche Natur recht blauäugig, “besorge ich halt flitzeflott eine Austauschbatterie, schraube, wie von youtube gelehrt, das Ding auf, stecke die tote ab und die neue an, schraube wieder zu und gut ist.”

Von wegen “flitzeflott”. In einer Welt, in der ein drei Jahre altes Gerät in der Kategorie “Prähistorisch oder früher” eingestuft wird, ist es schon einmal mittelaufwendig, überhaupt jemanden zu finden, der noch ein Originalbauteil zu verkaufen hat, und wenn, dann verheißt der eine Lieferzeit von ca. mindestens drei Wochen und verlangt neben viel Geld auch noch ein halbes Kilo vom Kundenfleische. Alles, alles sollt ihr haben, nur damit das Maschinchen aufhört, so krank hektisch rot-grün zu blinkern. Und so ging es seinen Lauf, nach doch nur einer Woche kam der neue Akku an, ich habe noch einmal youtube-Videos studiert und bin zu dem Schluß gekommen, dass ich, statt den Eingriff selbst durchzuführen, lieber einem Meister assistiere. Was für eine weise Wahl!

Dr. Otto nahm den Patienten fürsorglich auf, und löste, genau wie die Vormacher in den Videos, die Schrauben am Gehäuse (das war im übrigen der Moment, wo ich mich selbst noch der Feigheit vor dem Gerät zieh) und dann die wesentlich kleineren und gemeineren um die Batterie herum. Alle. Bis auf eine. Die wollte nicht. Und saß fest. Und zwar genau über der Platine, wo gewaltsames Vorgehen auch den größtmöglichen Schaden anrichten hätte können. Schraubversuch, Werkzeugwechsel, weiterer Schraubversuch. Nichts. Das Ding saß fester als 5 Dosen Dreiwetter-Taft. Dammit! Ich erspare meiner Leserschaft die Schilderung (und mir das Noch-einmal-Durchleben-müssen) zweier aufregender Stunden mit Retter-reist-flugs-in-den-Baumarkt-und-feilt-das-dort-erworbene-Werkezeug-passend-zu, fräsen, saugen, tupfen, schwitzen, saugen, fluchen, mehr fräsen, mehr saugen, mehr tupfen, mehr schwitzen, noch mehr saugen, viel viel lauter fluchen; wichtig ist doch nur, was hinten rauskam: Nämlich ein Notebook mit neuem Akku, allen Schrauben wieder drin, einer beruhigend in stetigem Grün eine volle Ladung anzeigende LED und einer aktuellen Batterielaufzeit von knapp 8 Stunden.

Das haben wir alle großartig gelöst. Annette, die mit Mitgefühl und gutem Essen die Moral auf einem angemessenen Level hielt, Elena, die ihren Papa vom Vorlesen freistellte, Sabine, die auf Hinzuziehung eines Experten bestand (von wegen Feigheit),  und last, but best, Otto, der mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl und noch viel mehr Geduld den Austausch erfolgreich durchführte. Mein Dank, lieber Dr. Otto, kommt dir nun nicht mehr nur hüpfend entgegen, sondern schleicht dir vielmehr sehr erleichtert nach! Drah di ned um…

Ex obligo

Neulich, morgens. Die U-Bahn stottert von Station zu Station und bleibt alle Nase lang für ein unbestimmtes Weilchen im Schacht stehen. Kurz vor dem Goetheplatz befindet der Fahrer, seine Gäste seien jetzt stark genug und klärt auf: Die Ursache, sagt er, sei in der “Kleisbelächung vor uns” zu finden.

Da sage noch einer, für schöne neue Wortschöpfungen müsse man immer die koksende Kreativbranche bemühen.

Die Zeit ist aus den Fugen

Es gibt einen alten jiddischen Witz und der geht so:

Die Taschenuhr eines russischen Bäuerleins versagt den Dienst, also geht er zum Uhrmacher. Als der die Uhr hinten öffnet, fällt aus den Zahnrädchen eine tote Wanze heraus.  Daraufhin schlägt sich der Bauer verständnisinnig an die Stirn und konstatiert: “Ah, Maschinist kaputt!”

Ich bin sehr gespannt zu hören, zu welcher Diagnose die Blau-T-Shirt-Geniusses im Apfelladen kommen, wenn ich denen mein No-longer-very-Smart-Phone vorstelle, das seit neuestem gerne mal 10 Minuten nachgeht.

Neu im Kino: The Big Short

Besetzt zum Fingerabschlecken: Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling, Brad Pitt, gescheit, witzige und pointierte Dialoge* und lehrreich noch dazu – es gibt ü-ber-haupt keinen Grund, sich diesen Film nicht zügig anzusehen!

Also ab ins Kino! In München läuft er vielerorts im Original, meist mit Untertiteln, und seit gestern weiß ich endlich, dass die opportune Übersetzung für das “Fuckface” die “Arschgeige” ist. (Hätte in dem Kontext keinen Besseren treffen können.)

Anschauen! Anschauen! Anschauen!

* Für den Vorgeschmack und zum Nachgenießen: imdb.to/1RPohFT

Komme gleich

Ba-rrrimm! Ba-rrrimm! Och nö! Nicht jetzt! Viel zu früh und ganz falsche Schlafphase, so kann ich nicht arbeiten! (Hysterischen Regisseurston dazudenken, bitte.) Was in CalTrain-Zeiten nie gegangen wäre (und in S7-Zeiten auch nicht so recht), ist mit einer Wohnung in U-Bahn-Nähe und einem morgendlichen Fünf-Minuten-Takt gar kein Ding. Einfach den Wecker auf eine halbe Stunde später stellen, sofort wieder einschlafen, sich nunmehr erquickt von Eos’ Rosenfingern wachstreicheln lassen und auf dem Weg ins Bad den Wecker vor dem zweiten Lärmen ausschalten.

Wie einen doch sieben Jahre Nahverkehrsentzug die guten Münchener Verkehrsbetriebe schätzen lernen lassen.

Über die Psychologie der Fußbekleidung

“Boots”, lerne ich gestern beim Schaufensterbummel, sind “Best Buddies”, “Flip Flops” machten “Fun Friends”, und “Peep Toes” seien “Freche Gören”. Ich hülfe den Marketinglern ja gerne mit einer weiteren Alliteration aus, allein “Pißnelke”, wiewohl zutreffend, ist wenig verkaufsfördernd und “Pippi Langstrumpf” erhöbe wohl einen zu hohen Anspruch an die Trägerin. Ich meine, wenn die Schuhe schon Pippi sind, was bleibt denn dann für die Frau darin noch übrig?

Außerdem liegen sie vollkommen falsch. “Peep Toes” ist, wenn Sabine bei der Abreise aus Amerika ihre eh schon häufig getragenen Lieblingssocken für den Aufenthalt im Dürrnhaarer Gastheim einpackt, sie dort wenigstens einmal wöchentlich durch die Waschmaschine jagt und dies auch im neuen Heim fortsetzt. Irgendwann bricht das harte Münchener Wasser selbst die strengste Faser und mir bleiben nun nur zwei Möglichkeiten: Socken stopfen oder Nachfolger einarbeiten und Trennung.

So, wie ich mich kenne, werde ich am Wochenende mein Nähzeug suchen. Bis auf die paar Löcher sind die Dinger schließlich noch pfenningguad…