Höhepunkt des Tages scheint in diesem auf Körperfunktionen (und beileibe leider nicht nur der eigenen) reduzierten Mikrokosmos die Nahrungsaufnahme zu sein; das Anrollen der Essenswägen drei Mal am Tag ruft Pawlow’sche Reflexe hervor: Totgeglaubte können sich auf einmal rühren, Tiefschläfer erwachen und nesteln ihre tischtuchgroßen Erwachsenenlätze im lustigen Schrebergartenkarodesign um sich herum und hätten sie schon Besteck oder Blechnäpfe: sie würden lautstark damit klappern.
Noch schöner ist zu beobachten, was geschieht, wenn Diätberater Dimitri (fürderhin: DD) auftritt. Der gottgleiche DD weiß nämlich schon heute, was in der nächsten Woche gekocht werden wird und trägt aus seinen Schriften vor, auf dass die Gläubigen daraus wählen. Das tun sie, mit großer Sorgfalt und viel Zeitaufwand (irgendwie muß der Tag ja rumgebracht werden) und trotzdem – oder gerade deshalb – besteht anschließend der größte Spaß bei den Mahlzeiten darin, daran herumzumäkeln “weil’s DD (in diesem Kontext für der “Depperte Depp”) falsch aufgeschrieben hat.” Mich mag DD nicht; ich hab mich nicht mit Einzelbestellungen aufgehalten, sondern einmal durchgehend vegetarisch bestellt und verlasse mich ansonsten auf Snickers-Nachlieferungen. Ich bin eh auf Diät, solange Charybdis noch zeitgleich mit mir Mahlzeiten einnimmt. Sie setzt, weil wir “unter uns Madln” sind, ihre “unbequemen” Zähne nicht ein (aus dem selben Grund trägt sie auch keine Unterwäsche) und schlürft und schlingt, als sei sie zu knapp dran für den einzigen Bus, der im Wochenrhytmus in die große Stadt fährt. Desgleichen praktiziert sie “Trinken ohne Zähne”, dafür aber auch ohne Glas.
Was machts schon, wenn ich dann von Tentakeln mit riesigen Saugnäpfen träume, die langsam und mit einem Geräusch, als sögen 50 alte Damen ohne Zähne die letzten Tropfen aus Plastikflaschen, an der Aquariumswand abrutschen…
Keine Mordpläne, lohnt nicht: ihr Transport kommt morgen.