Werte Mitpatienten, leiht mir euer Ohr

Nach ein paar Tagen und Konversationen in der Heileinrichtung kann ich sicher sagen: es gibt hier nur eine Bezugsgröße. Nämlich ICH und die wird von der Angst umgetrieben, bei irgendetwas zu kurz zu kommen, so wie in “Was hat der/die, was ICH nicht habe?”

Warum kriegt die am Nebentisch Karottensuppe zum Abendessen (und ich nicht)? Weshalb kriegt der beim Sprunggelenk Reha (und ich mußte das zu Hause auskurieren)? Warum haben ihre Krücken Rücklichter (und meine nicht und außerdem die falsche Farbe)? Wieso hatte er schon zwei Mal ADL-Kniegruppe (obwohl ich schon länger hier bin)? Wieso hat mein Bad keinen Föhn? / Mein Balkon (k)einen Bergblick? / Ist die Welt so schlecht und ungerecht (zu mir, mir, mir)?

Meine Fresse: wir haben hier Logis in einer wirklich schönen Gegend gleich am Wasser und im Einzelzimmer mit Bad und Fernseh und alles (sogar fleckiges W-Lan), kriegen drei wohlschmeckende Mahlzeiten pro Tag frisch zubereitet und drei Mal die Woche putzt wer hinter uns her; zudem arbeiten reizende Menschen mit uns daran, dass wir wieder gut beweglich werden…

Könnt ihr da nicht diesen kleinlichen Neid bleiben lassen? Bitte?

Danke!

Titel

Auf den gelben Bloß-nicht-auf-dem-nassen-Fußboden-ausrutschen-Aufstellern im Krankenhaus habe im immer gelesen, dass sie vor dem “Overmop” warnen (und von Overmop bis Overlord war’s dann für meine oxygestützte Phantasie noch nicht mal ein Kätzchensprung).

Wünsche daher, Herrn Recep Tayyip Erdoğan zum knapp gewonnenen Verfassungsreferendum zu gratulieren und werde ihn, falls es sich je ergeben sollte, mit “Eure Övermöpschöft” ansprechen.

Walk the Walk

Es ist naß und kalt und greislig draußen, um die Kampenwand jagen nicht etwa Nebelschwaden, sie ist vielmehr hinter einem dicken Grauschleier ganz und gar verschwunden. So ein Neukniekrüppel wie ich leidet dann doppelt und dreifach:

  1. Sowieso. Wg. Scheißwetter
  2. Wie soll ich denn jetzt draußen laufen? Wenn die Krücke rutscht und die Pausenbankerl klatschnaß sind?
  3. Hmmmm?

Heute habe ich Abhilfe geschaffen, indem ich den Bauch dieses Heilhauses besichtigt habe und Therapiezimmer sowie Wartebereiche, Lernküche, Schwimmbad, Schienen- und Prothesenabteilung sowie dies und das erforscht habe, damit ich am Dienstag dann da hinfinde, wo ich vorgesehen bin.

FaltkissenWeil es aber noch ekliger werden soll, habe ich mir außerdem ein superduper faltbares leichtes Thermo-Sitzkissen bestellt, mit Beutel sowie wasserdicht und isolierend (s. links), das übermorgen ankommen wird. Dann sind mir nasse Bankerl wurscht und ich wieder unterwegs. Mein aktuelles Ziel ist, in spätestens 10 Tagen ohne Krücken zu laufen.

Daumen drücken!

Am Nebentisch mitgehört

“Und morgen erzähle ich Ihnen die Geschichte von unserem Carport. Erinnern’S mi dro. Des is a Fuim, do konnst a Buach drüber schrei’m.”

Komplimento con Gifto

“Sie tragen heute aber ein schönes Kleid. [Pause, in der ich mich für das Kompliment bedanke. Fortsetzung:] Es muß doch toll für Sie sein, daß es heutzutage auch für Menschen mit Übergröße ansprechende Kleidung gibt.”

Ungeklärte Frage

Was ist das mit deutschen Menschenaufbewahrungsinstitutionen und dieser Besessenheit, zum Abendmahl roten Tee zu servieren?