Sie wolle, verkündet das kleine Mädchen am Nebentisch, kaum dass der Kellner mit gezücktem Block auftaucht, in jedem Falle Naschtisch.
Als Hauptgang akzeptiert sie auf Nachfrage sauberen Reis.
Sie wolle, verkündet das kleine Mädchen am Nebentisch, kaum dass der Kellner mit gezücktem Block auftaucht, in jedem Falle Naschtisch.
Als Hauptgang akzeptiert sie auf Nachfrage sauberen Reis.

Ach Weltgeist, wenn du dir schon sowas Hübsches ausdenkst, hätte es nicht gleich der Sauenclub Mettwurst sein können?
Nächstes Mal dann, ja?
Das sächsische Rentnerehepaar vom Nebentisch berichtet der Frau Wirtin von den Abenteuern des Vortags. Man habe, wie empfohlen, in der Mühle gegessen, sei aber doch arg enttäuscht. Doch, doch, die Forelle sei frisch gewesen und die als Beilage gereichten Salzkartoffeln sowohl vorschriftsmäßig mehlig wie reichlich. Aber das Rotkraut, wie man es aus der Heimat gewöhnt sei, das habe schon arg gefehlt. “Nur Budder duds nisch”, lautet der abschließende Befund.
Hingegen habe man noch gar nicht vom kulinarischen Hochgenuß des Donnerstags erzählt. Man sei beim Fidschi gewesen und habe landestypische Küche gewählt und das Schnitzel genommen. “Isch sare Ihnen: so weisch, da gonn sisch manscher Deudsche eine Scheibe von abscheidn. Un die Bommes, die worn bärfekt.”
Heute Abend steht da Marco auf dem Programm. Schalten Sie auch morgen früh wieder ein, zur nächsten Episode von “Sachsen auf Reisen”.
…also ähbäh, kalt, windig und regnerisch ist es heute, das Wetter aufm Hunsrück. Die funktionsgekleideten Menschen in Frau Wirtins Frühstücksraum besprechen Alternativprogramme, wobei recht häufig das Wort Wein fällt. Gerne in Kombination mit Stube oder Stübchen, Probe und Pröbchen oder direkt und ohne Umweg, Kaufen und Trinken. Ich hingegen knuspere an dem für mich eigens besorgten Krassong mit hausgemachter Mirabellenmarmelade und freue mich, dass ich mich nicht ägern muss, weil draußen schönes Wetter ist, während ich zu arbeiten habe.
…und weil ich am Wochenende noch einmal im Hunsrück nachsitzen muß, hat mir die liebe Frau Wirtin wieder Blumen aufs Zimmer gestellt.
Tut schon gut, dass sich jemand um so lieb um die Söldnerin aus dem fernen Süden kümmert.
Eigentlich fängt man hier immer schon sehr früh an zu arbeiten, weil man ja nachmittags immer noch irgendwas am Heim zu werken oder im Garten zu tun hat und schon allein deswegen nicht bis spätabends uff Arbeit rumhängen kann. Heute morgen jedoch blieben Büros und Gänge seltsam leer, an der Kaffeemaschine gabs eine ganze Auswahl von Tassen und es war sogar noch Milch da. Hmmmm? Hab ich den Hunsrücker Hurricane verpaßt? Wird irgendwo eine Wein-(Beeren-, Birnen-, Rüben)-Königin gekrönt und das Volk ist zum Zwangsjubeln vorgeladen? Ist mir ein lokaler Feiertag entgangen, den ich gegen meine durchgearbeitete Mariae Himmelfahrt tauschen könnte?
Ach was, alles ganz anders. Auf der A61 ist der Laster des Sandmanns umgekippt und bis der ganze Sand wieder zusammengeschüppt war, standen die Kolleg*innen schimpfend im Stau.
Herrschaften, seid doch froh, ey. In China wärs Reis gewesen…
Das letzte Mal hat man mir einen teufelsschwarzen SUV mit eingebautem “Hau ab von meiner Straße” geliehen. Dieses Mal ist es ein Kleinwagen aus einer koreanischen Manufaktur geworden, der mir ehrlich gesagt viel sympathischer ist, weil handlicher und weniger wuchtig. Bloß, dass der Zwerg so ein unglaublicher Angsthase ist, das geht mir schon ein bißchen auf die Nerven. Alle Nase lang bimmelt und bammelt er (und es ist ein recht nerviges Bimmeln und ein erst recht obernerviges Bammeln) und schreibt mir dann, ich möge doch bitte die Hände nicht vom Lenkrad nehmen.
Nichts läge mir ferner, Kleiner. Und ich verspreche, mir selbst bei ganz schiimm juckender Nase das Kratzen zu versagen, wenn du mir dafür im Gegenzug versprichst, die Lärmerei zu lassen. Okay?
Titel, Ambiente, Wortwitz, Sauwetter, schräge Dialoge, Tragikkomik – man wähnt sich im Weimar der Tschirner/Ulmen-Tatorte. Ist dann aber doch nur das triste Frankfurter Umland, das sämtliche Innenarchitekten seit den Achtzigern fluchtartig ver- und fürderhin sich selbst überlassen haben.
Die Geschichte ist nichts besonderes: verzweifelte Menschen täuschen ein Verbrechen vor, Schmalspurschurken versuchen sich an der Erpressung der Laienverbrecher und werden ihrerseits von den ganz großen Gangstern vorgeführt und die Polizei guckt ratlos zu.
Dennoch sind Buch und Regie von Emily Atef ausgesprochen komisch, die Besetzung grandios. Sie alle scheinen einen Riesenspaß dabei gehabt zu haben, ihre seltsamen Charaktere zu spielen. Allen voran Katharina Marie Schubert, deren scharfschießende (Ooops, I did it again) Biggi zum Niederknien ist. Überhaupt, die Frauenrollen. Ob die Neuwitwe in Beige (Judith Engel), die in ihrer beigen Wohnung ihre beige Ehe Revue passieren läßt oder die männerfressende Gangstergattin im Pelz (Johanna Wokalek) oder die Kommissarin (Margarita Broich), die sich den Avancen des sehr klein geratenen Staatsanwalts ausgesetzt sieht. Eine jede ein Genuß. Aber ich will nicht diskriminieren: die Männer sind nicht weniger komisch. Pars pro toto Ronald Kukulies, der einen wunderbar in Wolliges gepackten Nerd spielt, dessen Vorstellung vom guten Leben in einem vollen Kühlschrank und seinem Flugsimulator besteht, auf dem er die Strecke New York-Frankfurt fliegt. In Echtzeit.
Frau Atef zitiert sich hemmungslos durch die Filmgeschichte (Taxi Driver, Fargo), kann sehr albern, aber manchmal auch so fein und herzberührend, dass es schier wehtut. (Es gibt eine Szene, in der sich Biggi am Krankenbett die Hand ihres Hajo vom Kommissar zurückerobert – schöner gehts nicht.)
Der Tatort dürfte noch eine Weile in der Mediathek sein und sollte angesehen werden.