“Ick bün ein Shnappshnjaga”

… verkündet die britische Kollegin heute bei der Zigarettenpause im Brustton des Stolzes. Deswegen sei sie auch seit der Ankündigung des jetzt-aber-wirklich-echt-harten Lockdowns nur auf Einkaufstour gewesen. Ich könne mir ja gar nicht vorstellen, was die Geschäfte gerade alles ganz besonders billig heraushauen.

Doch, kann ich. Im Klamottenladen in der Passage unten war gestern schon und eben als ich heimkam wieder die Hölle los. Dicht an dicht drängelte es sich da drin und schwer gebeugt unter der Last ihrer Beutetüten verließen siegreiche Einzel(handels)kämpferinnen das Etablissement.

Sie hätten sonst wahrscheinlich Weihnachten nackich feiern müssen.

US-Wahl

Jetzt, wo selbst Putin gratuliert, gilt es aber. Oder?

Sehr nett, 45s Jahr 2020 in Hashtags.

Türentag

Es gibt so Tage. Da muss ich, wegen Viel-zu-früh-dran, das vollautomatische Garagentor händisch entsperren, damit ich auf die Straße, und dann die dreifach gesicherte Haustür des Bürogebäudes entriegeln, damit ich an meinen Schreibtisch darf. Abends dann dasselbe in reverse.

Es sind dies keine guten Tage. Sie machen mich müde. Sehr müde.

Kontext ist alles

Sonst bliebe nur die Vermutung, dass Überschrift und Werbung versehentlich aneinander geraten sind und das Vakzin möglicherweise gar keine Kohle enthält…

Apropos Altpapier

Meine Tüte ist diese Woche nicht nur um ein Buch schwerer, sondern auch um ein ganzes Bündel Prospekte der Vogelschisspartei. Die haben in den Infokästchen an den MVV-Entwertern nix zu suchen.

Gelesen: Blake Crough – “Recursion”

“Recursion” fällt in die Kategorie “Ein Buch, das ich gelesen habe, damit andere nicht müssen”.

Das Thema ist so zeitgeistgemäß wie vorhersehbar: eine Forscherin (! jaha, eine Frau, noch dazu blond, aber hey, 21. Jahrhundert, da geht alles) erdenkt eine Methode, um Erinnerungen von Menschen aufzuzeichnen und wieder in deren Gehirn zurückzuspielen. Warum: um ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter noch ein paar schöne Jahre zu bereiten. Aber ach, die Entwicklung des Prototypen ist teuer, “der Stuhl” (ich hatte das ganze Buch über eine Art elektrischen Stuhl vor Augen, weiß aber nicht, obs an mir liegt oder am Autor) braucht Unmengen an Rechnerleistung, ach je, ach jemine… Auftritt des steinreichen Silicon-Valley-Tycoons, der unserer Heldin eine Vertrauchlichkeitsvereinbarung sowie Geld und Personal und eine Forschungseinrichtung in Form einer umgebauten Off-Shore-Ölbohrinsel zu Füßen legt und – zu ihrer ganz großen Überraschung (blond halt) – ganz andere Pläne mit der Technologie hat. Nicht einer davon edel, ausnahmslos alle ausschließlich seinem weiterem Macht- und Vermögensgewinn dienlich. Wer hätte das gedacht? Uiuiuiui.

Der Rest des Buches handelt davon, wie Heldin Helena und ihr Sidekick, der hart-aber-herzliche-New-York-Cop Barry gemeinsam versuchen, die Büchse der Pandora wieder zu schließen und artet streckenweise in unsäglichen Katastrophenporno aus.

Wie einleitend gesagt, das muss keiner lesen. Schade, dass ich keinen Kamin habe. Sowas dem Altpapier zuzuführen ist nur halb so befriedigend.

Screenshot

… aus der jüngsten Jimmy Kimmel Show.

Der 2020-Christmas-Elf, Godfather der Corona-Abstands- und Hygienevorschriften

Es hilft, wenn man das Elf-on-the-shelf-Konzept kennt. Weil Santa ja immer so viel zu tun hat in der Vorweihnachtszeit, schickt er seine Spion-Elfe (“scout elves”) aus, die bei den Kindern daheim auf dem Kaminsims sitzen und an den Nordpol berichten, ob die Blagen denn “naughty or nice” gewesen seien, wovon nun wieder die Qualität und Quantität der Geschenke abhängt (s. hier: https://bit.ly/3nfCgap).

Ich finde das, genauso wie Liedzeilen “he sees you when you’re sleeping/he knows when you’re awake/he knows if you’ve been good or bad…” ziemlich gruselig und eher die perfekte Vorbereitung auf ein Leben in einem Überwachungsstaat. Aber was weiß ich schon von Weihnachten?

C-Schnipsel – Die “Bald-ist-Harter-Lockdown”-Edition

# Was auch immer kommen mag, nicht vergessen: “Es handelt sich um eine temporäre, behördlich angeordnete Vorsichtsmaßnahme”.

# Es gab Zeiten, da stellten sich Menschen in Schlangen an, weil sie hofften, dass ihre Geduld Abhilfe von einem Mangel schaffen werde. Die (sehr) Älteren mögen sich noch an langes Warten auf Lebensmittel erinnern, die (nicht mehr so) Jüngeren rufen sich bitte die Zeiten in Erinnerung, als sie ohne das allerneueste iPhone ganz bestimmt den nächsten Tag nicht erlebt hätten. Die Pandemie bringt es nun mit sich, dass sich Sendefreudige heutzutage schon eine Viertelstunde vor der Öffnung schwerst beladen und mit vorbildlichem Abstand zu den Wartenden vor dem Paketshop gesellen und die Packerl-für-Tante-Emmi-Schlange in der Zeit, die ich brauche um zwei Semmeln und eine Zeitung zu kaufen (bin jeweils die 2. Kundin im Geschäft, geht also flott), auf die dreifache Länge anwächst.

# Bin gespannt auf heute Abend. Wenn die Nachrichtensprecher*innen der Nation mit Fassungslosigkeit in der Stimme die Bilder aus überfüllten Fußgängerzonen und Geschäften kommentieren werden.

# “Harter Lockdown” oder, wie’s der Spiegel zu betiteln beliebt:

# Die Süddeutsche weiß heute zu berichten: “Die Schweiz will nicht mitmachen beim europäischen Alpen-Lockdown”. Alpen-Lockdown. Darauf muss man auch erst einmal kommen.

# Die Lage ist wirklich ernst. Söder trägt FFP2 mit Raute.