Gelesen: Jeff Lemire, Mike Deodato Jr. – “Berserker Unbound” Vol. 1

Hmmm. Dass ich ein großer Fan von Lemire bin, ist nicht neu. Dass ich seit neuestem auch ein großer Fan von Deodato jr. bin, möglicherweise schon, aber hiermit auch nicht mehr. Großartige Bilder, intelligent und spannend gesetzte Panels, tolle Kampfszenen. Ja, doch, den muss ich mir merken.

Allein, die Story hat mich nicht ganz hinter dem Ofen hervorgelockt. Ein muskulöser fell- und sonst wenig tragender Schwertberserker aus einer sehr frühen Zeit (man denke an den jungen Schwarzenegger in Conan, der Barbar) wird durch ein böses Steinkreiswurmloch in die Jetztzeit katapultiert und gehört da halt einfach nicht hin. Leider bezieht die Geschichte ihren ganzen Witz aus diesem Umstand. Er sagt “Met”, wenn er Alkohol meint, er brüllt “du blutest mich”, wenn er ausdrücken will, dass ihn wer im Kampf gerade ziemlich schwer verletzt. Das trägt nur mit allergrößter Müh und Not.

Die – noch einmal – wirklich tollen Bilder retten die bis dato magere Story durch den ersten Band. Am Ende sind der Held und sein neuer “Buddy” (ein schwarzer Penner) bereit, zu neuen Wurmlochufern aufzubrechen. Dann wollen wir mal hoffen, dass das nur die Einführung war und im zweiten Teil die Inhalte den Zeichnungen angemessen sind.

Aus dem Vokabelheft

Es scheint, dass man im Ukrainischen Komposita anders zusammensetzt als hierzulande. Diesen Verdacht hege ich, seit die Kollegin vom Büro gegenüber heute erfreut feststellte: “Oh, du magst auch Futterstudenten.”

C-Schnipsel – Wieder mal eine Sprachschöpfedition

Ob er denn, wird der GRÖMAZ befragt, mit den Ergebnissen des Ipfels einverstanden sei. Und obwohl der größte Maggus aller Zeiten gleich staatstragend lossalbadert während die Radiosprecherin schnell schamvoll die Korrektur “Impfgigpel” einwirft, bekomme ich davon wenig mit.

Mein Hirn hat zu tun. Es denkt sich Reime aus, Gipfel-Wipfel-Kipfel-Zipfel, auch Kombinationen mit anderen Vokalen wie Apfel-Zapfel*. Opfel und Upfel geben gar nichts her, erst beim E wie Äpfel werde ich wieder fündig. Ja, nur lautgleich und ein Plural, aber wer wird kleinlich sein?

Was? Er, höre ich, weiß es besser, macht es besser, ist sowieso der Beste. Also nichts Neues. Außer Ipfel. Das nehme ich. Und werde es behalten.

*Doch, das gilt. Ist was Regionales. Irgendwo. Bestimmt.

“Pink Moon”

…heißt das Phänomen, das letzte Nacht, wohl in der irrigen Annahme, wir hätten eine Verabredung, alles dafür getan hat, dass ich zwischen wirren Träumen nicht gut schlafen konnte.

Grammatik-Polizei

Sehr geehrter Herr Kaufmann, wahrscheinlich waren Sie krank, als die Anredepronomen durchgenommen wurden. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es lohnt, sich damit zu beschäftigen. Wenn Sie das tun, erwarte ich eine Prämie.

Ach genau,

letzte Nacht gab’s Oscars. Es hat mich noch nie so dermaßen nicht interessiert, who “the winner is”.

Trotzdem Glückwunsch den Frauen von Nomadland, der göttlichen Frances McDormand und der mir bis dato unbekannten Chloé Zhao.

Gelesen: Kieron Gillen, Dan Mora – “Once & Future” Vol. 1 “The King is Undead” und Vol. 2 “Old English”

Ganz wunderschön! Man könnte sie vom Blatt wegfilmen, diese Geschichte über die pensionierte älteste Monsterjägerin Britanniens (Dame Helen Mirren, falls mich wer fragt), ihren Enkel (bitte gerne gebaut wie Chris Hemsworth, aber nicht so gefällig hübsch) und ihren Kampf gegen die wiederaufgestanden (-geweckten) mythischen Sagengestalten der Insel. Arthur, den once and future King (viel Maskenbildnerei), Sir Galahad (Tom Hiddleston), Nimue (eine gelebt habende Frau um die 40, Caroline Peters, zum Beispiel), Beowulf, Grendel, andere Scheusale (s. Arthur) und die so viel mehr als Sidekick spielende Rose (Margot Robbie, weil sie alles kann und eine gar so schöne Stimme hat).

So lange das keine*r drehen mag, schau ich mir die Comics an und bin begeistert.

Der 3. Sammelband kommt im Juli raus. Ich fürchte, da ist immer noch viel Zeit, um auf dem Balkon zu lesen, lesen, lesen!

Ein Blick hätte genügt…

Es werde, sagt der Herr im Radio an, gleich ein britisch-kanadisches Sangesduo seinen neuen Titel “Holy go lightly” zum Vortrage bringen und ich denk’ noch, dass das ein nettes Wortspiel ist und der leichte Schritt sehr schön zu Audrey Hepburn passt, da singen sie auch schon den Refrain und da ist nix holy, sondern alles Holly und der Moderator kennt bloß seinen Truman Capote nicht.

Gelesen: Elly Griffiths – “The Postscript Murders”

Wenn

in einem malerischen englischen Küstenstädtchen, in einer Pensionisten-Siedlung voller neugieriger alter Miss-Marple-Verschnitt-Damen, der Held ein vom-Glauben-abgefallener-jungfräulicher-Ex-Mönch-jetzt-“mindful”-milchschäumender-Barista und die Heldin eine bisexuelle-hochbegabte-Mathematik-studierte-Ukrainerin-mit-kriminieller-aber-eigentlich-doch-unschuldiger-Kryptowährungs-sowie-kriegstraumatisierter-Vergangenheit-jetzt-(aufpassen!)-Altenpflegerin ist, die Beiden sich, weil das einzige im jugendlichen Alter passende Paar, trotzdem kriegen (was erfahrenen Leser*innen beim ersten Zusammentreffen klar ist und erwartbar weitergeht), dabei als Sidekick ein vereinsamter-sehr-gepflegter-saugut-gekleideter-nie-geouteter-schwuler-alter-Gentleman herhalten muss und das sehr gegensätzliche Ermittlerpaar (Überraschung!) aus einer hyperklugen-lesbischen-zweite-Generation-von-Glasdecken-gebremster-Einwanderertocher namens Harbinder* und einem bio-britischen-mega-maskulinen-Muskelpaket-Simplizissimus-unterdrückt-von-toughen-Boss-Ladies konstruiert ist sowie darüber hinaus das Mehrere-Morde-Mordmotiv in der Krimiliteraturszene liegt…

… dann

hat man die Bauanleitung dieses “Cosy-Crime**” Murder Mystery, die Domenica de Rosa (Künstlername: Elly Griffiths) offensichtlich in Massen ausstößt, durchschaut.

Ich bin anfangs auf witzige Randbemerkungen reingefallen, wie wohl auch die empfehlende Dame von NPR. Sie scheint das Romänchen nicht zu Ende gelesen haben. Ich schon. Und kann mit Fug und Recht feststellen: das bissele Ironie reicht nicht, um dieses unnötig mit Mahlzeiten, Toilettenbesuchen und Schöne-Landschaft-Schilderungen zeilenschindend aufgebauschte Machwerk mit seinen zerfahrenen Handelssträngen irgendwem mit gutem Gewissen zu empfehlen.

Nicht lesen!

* Der Witz an “Harbinder” soll wohl die klangliche Ähnlichkeit mit “Harbinger” sein (deutsch: Herold, Vorbote. Meist negativ besetzt). Ein Mal ist das komisch. Ein zweites Mal auch noch. Dann verliert es. Stark.

** “Elly” erspart Rezensent*innen die Mühe, einen Begriff für die Art Krimi erfinden zu müssen und führt ihn auf der letzten Seite gleich mal selbst ein.