Für Annette Humpe*

Mein Optiker hat mich neulich per Brief wissen lassen, dass die Garantie meiner Brille bald auslaufe und er mir anbiete, sie durchzusehen, damit mir nicht etwa ein Rechtsanspruch auf kostenlose Reparatur entgehe. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, war denn auch, “wie nett, das mache ich”. Dafür ist man schließlich Schwäbin. Der zweite, “ist das echt schon wieder zwei Jahre her?” Muss sein, die Anproben waren noch maskenfrei.

Also habe ich am Samstag vorgesprochen, meine Augengläser seinen fähigen Händen übergeben und getan, was man tut, wenn man beim Optiker warten muss: die Auslagen angeguckt und anprobiert. Gleich das erste Modell war “es”. Die neue Brille. Als er mit meinem generalüberholten Altmodell zurückkam, blieb mir nur die Frage, ob er eigentlich noch ein teureres führe, als das, das ich ausgewählt habe. Tut er. Bei den Herren, weil mehr Material. Aber bei den Damen habe ich zielsicher nach dem Hyper-Titan-Luxus gegriffen.

Mit den Gläsern wird die neue teurer als ein kurzer Urlaub. Aber hey. Wer reist derzeit schon…

* Zur Erläuterung für junge Menschen, die mal wieder keine Ahnung haben. Annette Humpe war eines der Gründungsmitglieder der West-Berliner (Berlin war damals noch geteilt, aber das führt jetzt zu weit, das müßt ihr selbst recherchieren), also Gründungsmitglied der West-Berliner Band “Ideal”, die die Szene mit Liedern wie “Deine blauen Augen” und “Ich steh auf Berlin” und “Rote Liebe” aufmischten. Einer meiner Allzeit-Lieblingssongs ist “Luxus” (https://www.youtube.com/watch?v=dBTGzjftLnA) und damit ist der Kreis auch für euch, junge Menschen, hoffentlich geschlossen.

So halbwegs aktuell auf Amazon Prime – “Queens of Mystery” (2 Staffeln)

“Ein artig Filmchen” hätte es der Geheime Rat zu Weimar genannt, wenn es zu seiner Zeit schon Kinematographen gegeben hätte und er für “Whodunnit”-Kriminalgeschichtchen aus der Very British Kleinstadt einen Deut gegeben hätte. Weil auf mich, obzwar nicht Geheimrätin und eher im Süden Deutschlands ansässig, beides zutrifft, bin ich für diese Kritik eigens auf den Dachboden gestiegen und habe die staubige Kiste mit den obsoleten Wörtern herausgekramt.

Wir befinden uns in einer herzallerliebsten Welt, in der eine Tasse Tee immer ein Allheilmittel gegen Unbillen ist, ob das Leid nun kalte Füße, der Tod des geliebten Gatten oder Hamsters oder der Verlust irdischer Güter sein sollte. Erst mal “put the kettle on” und dann sehen wir, versorgt mit heilendem Heißgetränk, weiter. In dieser Welt ist das Städtchen Wildemarsh Heimat der drei tollen Tanten, Jane, Beth und Cat sowie Matildas, ihrer an Kindes statt angenommenen Nichte. Die Tanten schreiben und sind naseweise Einmischerin, Mattie ist Kriminalerin. Soweit, so missmarpelig.

Hätte können werden recht langweilig und betulich, ist aber pfiffig. Allein schon die Namensgebung der örtlichen Lokalitäten: The Crepe Gatsby Restaurant, Flight Club Travel Agents, The Sound & The Fury Records, The Call to Arms Arms Public House, The Donquix Hotel und die Dorfkneipe, The Embittered Hack. Hach! Dann die Tanten. Doppelhach! Alle nach Königinnen benannt und dessen mehr als würdig. Alle Kriminalautorinnen. Alle Archetypen. Jane (Siobhan Redmond), Jungfer, Besitzerin der lokalen Buchhandlung (Triple-Hach!!), “the Uber Rational”, in deren Sci-fi-Krimis ein Android Fälle löst, Beth (Sarah Woodward), Arztwitwe und langjährige Hebamme, die Intuitive, deren Held ein Kleriker ist und Cat (Julie Graham), die einsame Wölfin, Ex-Mitglied einer Frauen-Rockband, die – natürlich – Graphic Novels zeichnet. Ganz ganz noir. Außerdem Mattie (Olivia Vinall), ihre Nichte. Nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Mutter Eleanor früh verwaist, von den exzentrischen Tanten zur Normala aufgezogen, ein schmales puppiges Geschöpf mit platinblondem Bob, in großgemusterten hochgeschlossenen Blusen und immer irgendwas in leichtem Lichtblau drüber. So dermaßen kostümig, dass sie in der zweiten Staffel mit einer anderen Schauspielerin (Florence Hall) ausgetauscht wurde, ohne dass es wesentlich auffiel…

So ermittelt sich das Quartett durch seine höchst unterschiedlichen Fälle, ab und an spielen Männer (der Polizeichef (Martin Trenaman), der Junior-Kriminaler (Michael Elcock, ein ganz wunderbares Slapsticktalent), der Pathologe (Andrew Leung) sowie andere als Opfer und Täter) mit, und sie alle tun das in einer opulenten Ausstattung in sehr bunten Farben, in der jeder Buchrücken, jedes Plakat, jedes Zeilchen Text eine (meist literarische) Anspielung sind. Mir macht sowas Spaß und hinzu kommt noch, dass diese Serie ihren ganz großen Charme unter anderem daraus bezieht, dass eine allwissende Erzählerin (Juliet Stevenson; viele viele Hachs!) mit einer unglaublich schönen geschulten Stimme und ebenso unglaublich unnötig präzisen Detailangaben stets das Geschehen kommentiert.

Man mag die “Queens of Mystery” entweder sehr oder gar nicht, wie seinerzeit “Pushing Daisies” (s. https://flockblog.de/?p=35490). Ich für meinen Teil vergebe mehrere Hachs und hatte mit den Damen ein paar ausgesprochen nette Abende.

Gut gemeint?

Anscheinend habe ich mich nicht klar ausgedrückt…

Nochmal, zum Mitschreiben: Frau Sabine flockblog ist kein Fan* von Einhörnen. Selbst dann nicht, wenn sie zum Aufziehen sind und dann surrend über den Tisch sausen, wie dieses schnuckelige Vieh, das mir ein Freund (?) dieser Tage geschenkt hat.

Nochmal, KEIN FAN!

* Fan. Hmmm. Beim Schreiben gegrübelt, wie wohl das korrekte Femininim heißt. “Fännin”? Nah, ned schee. “Fanista” hingegen? Das hat was. Nehm ich.

Ich aber sage euch: a meme is born

Der Maler Jon MacNaughton findet seine Erfüllung darin, Fantasy-Gemälde von Trump, The Greatest zu malen. Zum Beispiel dieses:

Von links nach rechts: Jefferson, Reagan, Washington, Trump, Lincoln, Roosevelt (TR), JFK.

Das Internet wiederum hat seinen Spaß daran, alternative Versionen dieses Machwerks zu publizieren. Diese zum Beispiel:

Oder jene:

Carry on, ihr Internet-Kreativen, carry on!

Neu im Kino: Sing 2

Kind ausleihen, anschauen, Spaß haben.

Mir hat die Fortsetzung mit Road Trip nach Vegas, Baby! noch besser gefallen als der erste Teil, den ich schon sehr mochte, und weil mir keiner ein Kind geliehen hatte, konnte ich den Film im Original anschauen. Bono als grumpy Musikproduzent Clay Calloway ist echt eine Schau. Und Echsenfans werden die sehr präsente Miss Crawly (Garth Jennings) lieben.

Schon alt im Fernsehen: “Endgame” – 1. (und letzte) Staffel (2011)

Kurz zum Inhalt: Arkady Balagan (Shawn Doyle) ist nach dem Autobombenanschlag auf seine Lebensgefährtin traumatisiert. Er kann sein Luxushotel nicht mehr verlassen, ohne schlimme Angstattacken zu erleiden. Er hat aber auch, weil Schachgroßmeister, ein geniales Gehirn und das braucht Beschäftigung, also löst er neben den vielen Rent-a-Großmeister-gegen-Geld-online-Schachpartien auch Verbrechen. Weil er ja nicht rauskann, helfen weniger Traumatisierte. Alle Archetypen. Von der Latina-Zimmerfrau (Witwe, sechs Kinder, viele Enkel) über die Barfrau (interessante Vergangenheit, großes Herz) bis zum Hotel-Security-Chef (Ex-Cop mit diffuser Wie-ich-die-Force-verlassen-habe-Geschichte sowie dick und doof).

Eine richtig nette “Whodunnit”-CanCom*: Doyle spielt seine Figur mit soviel Spaß und mindestens so dick aufgetragen wie seinem russischen Akzent, dass man ihn nur mögen kann. Überhaupt macht der ganze Cast den Eindruck, als hätten sie am Set viel Spaß gehabt. Muss man nicht sehen, ist aber gut unterhalten, wenn man es tut.

* “CanCom” habe ich als Äquivalent zu “BritCom” kreiert. “Endgame” spielt in Vancouver.

Aba heid is koid

Freuen soll ich mich, sagt der Mann im Autoradio, denn heute sei Weltschneemanntag. Also echt jetzt? Wirklich freuen tut mich nur, dass er mit Trübsal in der Stimme davon spricht, dass man zum Schneemänner bauen an diesem heutigen Feiertag bis auf die Zugspitze fahren muss. Haben sie ihn endlich umgesetzt, die Wettermacher, meinen schon seit Urzeiten vorgebrachten und häufig wiederholten Vorschlag: die Schneefallgrenze für München, sie möge ab Garmisch beginnen.

Falls wer mehr wissen will, sei ihm dieses, vom Radiomann mehrfach angepriesene “Feature” empohlen: https://bit.ly/3fCVVPI. Die anderen sollen es halten wie ich und von erstrebenswerteren Temperaturen träumen.