Alle Footballspieler heißen “Baby”

und der Vorname scheint im allgemeinen ein orgiastisch in dunklen Vokalen langgezogenes “OOOOOOAAAAAAAAAAAAUUUUHHHH” zu sein. Das habe ich am Samstag gelernt, beim Besuch meines allerersten Footballspiels überhaupt, in Stanford.

Stanford Cardinals vs. San José Spartans.

Was ich gesehen habe, war eine große Famillienunterhaltungsshow zu erstaunlich vertretbaren Preisen (ein Ticket um die 10 Dollars). Man bringt Kinder und Großeltern mit, trifft Freunde, ratscht, brüllt

ißt unglaubliche Mengen Junk Food (Zuckerwatte in Regenbogenfarben, ellenlange süße Brotstäbe, säckeweise Popcorn, kübelweise Eis, Hot Dogs, die man sich an den dafür vorgesehen Stationen selbst mit frisch geriebenen Zwiebeln, grünem Relish, Senf, Ketchup und so fort aufmotzt, Soft Pretzels und und und), geht im Stadion spazieren, kauft im Stanford Shop ein und so nebenher spielen Horden von großen Kerlen Football. Das Publikum ist geneigt, auch das zur Kenntnis zu nehmen, ich hatte aber nicht den Eindruck, als sei das Spiel die Hauptsache.
Jede Mannschaft hat einen riesigen Troß dabei. Dazu gehört eine Big Band, Einpeitscher, die den Zuschauern die Slogans vorbrüllen, die Chear Leader, je ein Maskottchen (bei den Cardinals ein zweimannhoher güngefiederter Vogel, bei den Spartans ein Wesen in Inka-Maske, Römer-Irokesenhelm und gelb-blau-gestreiftem Röckchen, das sie in Sparta sofort in die Grube geschubbst hätten), Fahnenschwinger, Netzheraufundherunterzieher und alle anderen. Und schätzungsweise jeweils so an die fünfunddreißig Spieler.
Ein Spiel dauert 4×20 Minuten, in den Pausen gibt es Werbung und die Regeln sind nicht intuitiv. Ich werde sie nachlesen bzw. ein offenes Ohr haben, wenn jemand den Versuch unternehmen möchte, sie mir zu erklären.
Da ich die Regeln nicht verstanden hatte, hab ich mir Publikum angeguckt und mit Freude festgestellt: wenigstens zwei der Mitglieder von Grateful Dead leben noch und saßen in der Reihe vor mir. Der eine an die 150kg schwer, grauer Pferdeschwanz und langer Zauselbart ging vollkommen in der Show auf – von ihm habe ich auch das oben schon zitierte “Oh Baby” gelernt; der andere etwas leichter, dafür mehr und längere Haare war dabei, um sich vom Dicken das Spiel erklären zu lassen. Ich hatte Spaß!

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