Gelesen: Madeline Miller – “Circe”

Circe? Ja, das ist die, die wir aus Homers Odyssee kennen. Die, die Männer in Schweine verwandelt.

Das tut Millers Circe auch, aber nur mit Männern, die es auch verdienen – quasi eine Me-Too-Geschichte aus der Antike mit angeschlossener Selbstjustiz. Nach 400 Seiten, gut geschrieben, phantasievoll und spannend habe ich gelernt, dass man es als Halbgöttin nicht leicht hat, in einer Welt, in der die “alten” Götter noch nicht ganz durch sind mit ihrem Kampf um die Vorherrschaft, Mischwesen aller Art Wasser, Luft und Land bevölkern und dann auch noch Sterbliche. Der Mensch an sich, das personifizierte Durcheinander.

Miller, eine gelernte Historikerin, läßt ihre Heldin alle vorstellbaren Qualen und Freuden durchleben, ganz im Sinne des Geheimen Rats aus Weimar*. Dabei mögen die Götter sie gar nicht. Aber ihre Autorin mag sie, und läßt daher auf ein gutes Ende hoffen. Mehr sag ich mal nicht, soll doch jeder und jede selber lesen.

Zu Miller und ihren Romanen demnächst mehr. Ich glaube, ich höre vorerst mit den Roman-Interpretationen antiker Nebenfiguren (meist Frauen, denn von den Männern wissen wir seit Homer genug) erst einmal wieder auf. Es besteht ein Risiko von Übersättigung.

* Johann Wolfgang von Goethe, 1777:

Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

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