Pat Barker, die sich in ihrer literarischen Karriere nach dem ersten Weltkrieg (s. https://flockblog.de/?p=48007) der Antike zugewandt hatte (s. https://flockblog.de/?p=47689) schrieb und schreibt gelegentlich selbst Rezensionen.
Ich habe es gerne, wenn mir Autoren, die ich schätze, Autoren, die sie schätzen, ans Herz legen, weil ich ja dann immer überzeugt bin, dass die so falsch nicht liegen können. Andere Kritiker waren auch sehr begeistert: “A wonderful retelling of the encounter between Achilles and the Trojan King Priam in prose that’s so good you want to eat it, Observer”. Oder, very very British: “A marvel – beautifully written, surprisingly moving… rather brilliant, Daily Mail.”
Sie haben einerseits recht: brillant geschrieben ist das Büchlein. Allerdings nicht so brillant, dass nicht zu spüren ist, wie sehr sich Malouf manchmal an der eigenen Könnerschaft berauscht. Das kann nerven.
Ansonsten ist es faszinierend, wie sehr ein fiktives Ereignis, nämlich die Ilias, wenn nicht gleich der ganze Trojanische Krieg, bis heute Autoren inspiriert, ihre eigenen Geschichten dazu zu erfinden. Hier geht es um den trojanischen Herrscher Priamus, der aller königlichen Insignien ledig, in das griechische Feldlager vor Troja reist, um vom siegreichen Achilles den Leichnam seines Sohnes Hektor gegen ein Lösegeld (“Ransom”) einzutauschen, auf dass er ihn endlich bestatten könne.
Malouf schildert die eigentliche Begegnung zwischen den beiden Männern eher kurz. Wichtiger ist ihm der Weg und die Erkenntnisgewinne des Priamus und die Auswirkung dieser humanitären Geste auf den schon todgeweihten Achilles.
Nett. Aber ich glaube nicht, dass mein Leben ärmer gewesen wäre, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte.