Same old, same old*

Im Gegensatz zu Kalifornien, wo der Gesamtmensch im One-Stop-Für-Alles-Beauty-Salon aufgehübscht wird, herrscht in München strengste Gewaltenteilung. Für Haareschön sind die Nachfahren der Osmanen zuständig, für Finger- und Zehennägel sowie Teint Tipis Girls (s. https://flockblog.de/?p=27547). Ich fühle mich wie an der US-Westküste: ein winziger kleiner fensterloser Laden (sowas nennt man dort “Hole-in-the-Wall-Place”) im Stachus-Untergeschoß, dekoriert mit Vasen voller künstlicher Orchideen, Winkekatze, einem kleinem Altar mit Opfer-Äpfeln und Räucherstäbchen, vielen kleinen Fläschchen mit bunten Lacken, Tuben, Spraydosen, Schälchen, Bäusche, Zeugs sowie feingliedrigen Dämchen, die malerisch auf Sitzgelegenheiten herumlümmeln und miteinander schnattern.

Zu so früher Stunde ist die Kundschaft noch rar gesät. Außer mir. Prompt hat Sechsminutenzufrühkommerin Linh die Machderfraudiefüße-Karte gezogen und schnibbelt, schrubbt und werkelt an meinen Zehen herum, während Trinh, Thom und Truc (neiiin, nicht “Tick, Trick und Track” denken. Nein!) dekorativ wie kleine Kätzchen gähnen, sich strecken und durcheinander maunzen. Linh beendet ihren Service nach knapp einer Viertelstunde (sehr gut!) mit ein paar kräftigen Schlägen gegen die Fußsohlen und drängt darauf, daß ich zügig zahle und den Laden verlasse.

Als ich mich beim Rausgehen umdrehe, lümmelt sie schon mit. Sehr kalifornisch.

* In Amerika sagt man, “Same old, same old” sei die für einen Asiaten typische Antwort auf die Frage “How are you? / How have you been?”. Die Metabotschaft ist, daß nix los war, es nix neues gibt und daß das gut ist.

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