Münchener Herbst

Jetzt ist sie da, die Zeit von Bodenfrost und Frühnebel. Morgens trägt die Dame an der S-Bahnhaltestelle zu kondensierten Atemwölkchen gerne einen dicken warmen Wollmantel – wie gut, daß sie vorausschauend ein Vielevorjahresmodell im Keller der Gastfamilie gebunkert hatte. In der Stadt haben die Trachtenvögel ihre nackten Beine und Schlüsselbeine wieder unter dicklagigen Plusterdaunen versteckt. Keiner hat mehr lustige Hüte auf, stattdessen tragen fast alle dicke Halswickel und tröten aus roten Schniefrotznasen. Gegen Mittag dann haßt die Dame ihren dicken warmen Wollmantel; alles nur Ballast unter der vom weißblauen Himmel strahlenden Goldsonne. In der Luft liegen Röstaromen, die ersten Streberblätter leuchten in Rotbuntflammentönen und bei der MVV-App dreht sich keine Wartebrezel mehr. Irgendwo blühen bestimmt schon Herbstzeitlosen.

Ich bin dann mal weg. Richtung Allee.

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