Ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll. Wahrscheinlich am einfachsten mit Dank an alle, die angerufen und geschrieben, mir ein Fest ausgerichtet und mit mir hier gefeiert haben. DANKE!!
Der Tag fängt schon wunderbar an: Morgens fahren wir mit Enid quer über die Insel, zum südwestlichsten Zipfel, an den Playa Sucia, einen der weltweit allerschönsten Strände überhaupt. Vorbei an Obstplantagen, verlassenen Zuckerrohrfabriken, durch Dörfer mit knallbunten flachen Bungalows, über eine kleine Bergkette, der unser POS*-Leihwagen beinahe keuchend erliegt, vorbei an “Las Tetas”, zwei nur durch eine kleine Einbuchtung getrennten, ebenmäßig geformten Hügeln, die, so weiß unsere lokale Begleiterin, vor ein paar Jahren zum Streitgegenstand zwischen zwei Gemeinden wurden, weil jede eine der Titten für sich reklamierte. Weiter, über immer kleinere und verwinkelte Nebensträßchen bis ins Naturschutzgebiet, durch Mangrovenwälder und zum schönsten Strand, den ich je gesehen habe.
Wir sind schon richtig gut geworden im “living life the easy way” und liegen entweder faul auf dem Wasser (sehr salzhaltig) oder am Strand und schauen dem Tag beim Vorbeigehen zu. Zwischendrin ist glücklicherweise immer noch Zeit für ein Schläfchen. Enid koordiniert nebenher Partyvorbereitungen mit ihrem Smartphone und in einem Maschinengewehrfeuerspanisch – so, und nun müssen wir los. Nicht ohne noch zum Leuchtturm hochzulaufen und den Blick von der anderen Seite des Halbinselchens zu bewundern. Im Sonnenuntergang und solchermaßen photogen, dass sich unser Aufbruch noch eine Weile verzögert.
Eilig hat es hier sowieso nie irgendwer. Die Verwandtschaft fragt gelegentlich nach, wo wir sind, und wie lange es wohl noch dauert, aber hetzen tut keiner, sie feiern eh. Ob mit oder ohne uns. Als wir bei Onkel Schorsch und Tante Debi, die für mein Fest in ihr Haus geladen haben, ankommen, ist die ganze Besetzung von Sonntag und noch ein paar Freunde und Verwandte mehr fröhlich dabei, sich mit hiesigem Bier einzutrinken. Weil wir inzwischen genauso Familie sind, werden wir geherzt, geküßt, gedrückt und dann muss ich die Geburtstagsdekoration bewundern. Flatterglittermobiles, Luftballons, ein feliz cumpleaños-Bäumchen und ein Spruchband über die ganze Wand – so bunt hat noch nie jemand für mich dekoriert. Toll! Ich kann’s eigentlich kaum fassen, ich kenne die alle erst seit zwei Tagen und die machen hier ein Fest für mich – und, ach nein, ehrlich? Und sie haben einen riesigen Geburtstagskuchen besorgt. Den gebe es aber erst später mit viel Eis. Eigentlich ist es ein Malus, dass ich kein Bier trinke, man sieht’s mir aber nach, als ich den lokal schwarz gebrannten Moonshine-Rum probiere (mehrfach, damit ich mir meines Urteils auch sicher sein kann: 50% und ganz weich im Abgang, sssehr gudr munschn).
Mama Maggi und Tante Debi servieren Tortillachips mit ganz vielen verschiedenen Salsas (müßig zu erwähnen, dass wir immer die ersten bekommen und wenn’s uns schmeckt, immer “un segundo”) und Onkel Schorsch grillt Burger für alle. Onkel Schorsch ist ein Gentleman-Griller, das heißt, er macht das arbeitsteilig mit Tante Debi. Die ist für alle Hilfs- und Handlangerarbeiten zuständig (Burger-Patties anschlepppen, Käse- und Speckscheiben auspacken und anreichen, Tomaten und Salat und Zwiebeln schneiden, Müll wegschaffen, Einzelburger bei Onkel Schorsch abholen, dekorieren, servieren, abräumen). Onkel Schorsch läßt sich loben. Anschließend nehmen alle Aufstellung und es wird gesungen, erst “Happy Birthday”, dann “Feliz Cumpleaños” und dann das ganze noch einmal in der puertoricanischen Version, mit Fingerschnippen und Hüftschwung. Ein bißchen verlegen bin ich schon, aber, hey, dafür ist jetzt echt keine Zeit! Kuchen anschneiden, verteilen, Eis drauf, weitertrinken. Morgen ist ein Arbeitstag, alle müssen früh ‘raus, ignorieren das erfolgreich und halten lange durch, damit ich ein schönes Fest bekomme – mucho appreciado, muchas gracias.
Außerdem haben sie mich eingeladen, an Weihnachten wiederzukommen. Weil ich noch Oma Miriam kennenlernen muss. Und ein paar Tage in Debis Strandhaus verbringen. Und da sein, wenn man ein ganzes Schwein grillt und dann mitessen. Bei Oma Agnes würzen lernen. Und frühmorgens um die Häuser ziehen, laut singen und erst aufhören, wenn einen die Bewohner mit Alkohol beschwichtigen (“It’s like Halloween, just for adults and only on Christmas”). Ich konsideriere das. Äußerst wohlwollend.
*POS = “Piece Of Shit”
PS: Die credits für alle geposteten PR-Bilder gehen an Christoph, der nicht nur wunderbar photographiert, sondern abends auch immer ordentlich herunterlädt und für meinen Bedarf .jpgged.


Irgendwo in MeckPomm:
Rechte Terrorgruppe feiert 20.April.