Heil angekommen und früher als erwartet

…  ist Jürgen, mit einer von XXL-Rückenwind angetriebenen Maschine und reizenden Mitarbeitern bei der Immigration. Kalifornien hat sich, entgegen der Wettervorhersage, von seiner schönsten Frühlingssonnenseite gezeigt und in Gilroy war Megasupershoppingsonderangebotsevent und nun hat er endlich was anzuziehen (ich auch, man ist schließlich solidarisch).

Diese Woche haben wir noch getrennte Pläne, Jürgen wird wieder San-Francisco-Tourist, ich bleibe Mitglied der arbeitenden Klasse, aber die Woche drauf treten wir unsere Reise in den Norden an – ich werde berichten.

Vorfreude

Morgen um diese Zeit bin ich wahrscheinlich schon ganz hibbelig (also noch mehr als jetzt), weil Jürgen im Landeanflug ist. Noch einmal schlafen, Haus besuchsfein machen und mir ein feines Abendessen ausdenken.

Unser Sonntagsprogramm steht schon: die hiesige Textilindustrie leidet noch immer Not und ihr Retter naht… Die Wallstreet meldet bereits vorab Kurssteigerungen.

Horst Seehofer

… schaut mich jeden Morgen von einem großen Plakat im Bahnhof an und will wissen, ob ich angesichts der Krise Probleme mit meiner Krankenversicherung hätte (heißt hierzulande eher positiv “health care” und ist im allgemeinen vom Arbeitgeber/-splatz abhängig). Wenn ja, soll ich ihn anrufen. Und weil er vorausschauend schon bedacht hat, dass Amerikaner möglicherweise Probleme mit seinem Vornamen haben könnten, nennt er sich entgegenkommenderweise “Chuck”.

Ich stelle mir dann immer wieder gerne vor, wie “Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer” mit einem lokalen Akzent ausgesprochen klingt. Schade, dass er den Job gewechselt hat.

Care Paket Nr. 2

Ich bin ja so ein Glückskind!

Ich habe nämlich in Deutschland ganz tolle Freunde, die, wenn ich mich am Telefon beschwere, dass meine Backwaren wegen hiesiger Zutaten nicht schmecken wie daheim, mir sofort umgehend und gleich ein Päckchen mit korrekten deutschen Ingredienzien schicken, damit ich in der Ferne weder Not noch an allzu fluffigem Marmorkuchen  leiden muss.

DANKE, IHR LIEBEN.

Eure Kampfbrigade Sauerteig

Heatwave

Jetzt wars mal zwei Tage (= ein Wochenende lang) so recht schön warm und schon berichtet der Weather Channel ganz hysterisch von einer Hitzewelle und warnt vor UV-Strahlung, Hitzschlägen, Elektrizitätengpässen wegen übermäßig betriebener Klimaanlagen und  Dehydrierung. Letzteres ist hier ein ganz großes Thema: im Drogeriemarkt sah ich gestern Pflästerchen, die man seinen Kindern aufkleben soll. Die verfärben sich je nach Flüssigkeitsbedarf; Grün ist unkritisch, Gelb steht für wässern und Rot dann wahrscheinlich für rettungslos vertrocknet…

Ich fand das Wetter einfach nur herrlich, habe mich zwei Tage lang mit wechselnden Büchern in meinem Garten vergnügt und bin knackbraun geworden. Heute Nachmittag haben wir noch 3 cm hohe T-Bone-Steaks gegrillt und sind bis vor ein paar Minuten unter dem Sternenhimmel gesessen – von mir aus darf das jetzt gerne bis November so weitergehen.

TITEL: TRASH THIEF TAKEDOWN

Die Redaktion des “Examiner” hatte heute Alliterationstag.

Ich weiß nicht mehr genau, wie die Stilfigur mit gleichlautenden Vokalen heißt, aber der Kollege, der damit dran war, hatte folgende Überschrift zu bieten: “Popular cop booted from post by outgoing boss”. Die Gesellschaftsreporterin hatte den Auftrag “I”s und “O”s unterzubringen und sich mit Bravour geschlagen: “Gibson’s longtime wife files for divorce”. Und die Jungs aus der Anzeigenredaktion waren mit “Terrific Tuesdays Happy Hour Gameday Gladness” im Spiel.

Allen meinen Dank, 20 Minuten Bahnfahrt sind wie im Flug vergangen.

Hausordnung

Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit der Überarbeitung unseres Büromietvertrages beschäftigt und bin zu dem wenig überaschenden Schluß gekommen, dass Juristenjargon wahrscheinlich in jeder Sprache dieser und aller anderen bewohnten Welten ein besonderes Phänomen darstellt.  Mit deutlicher Neigung zur Logorrhoe.

Wie überall gehört zum Mietvertrag als Anlage die Hausordnung, “RULES AND REGULATIONS”, und natürlich gibt es lokale Besonderheiten…

Ein- und Ausgänge zum Beispiel sind zum ein- und ausgehen vorgesehen, nicht zum Sachen reinschmeißen oder gar herumwobbeln.

wobbeln

“Sidewalks, halls, passageways, exits, entrances, elevators, escalators, stairways, and other common areas shall not be obstructed by Tenant or used by Tenant for any purpose other than for ingress to and egress from the Premises.  …  Nothing shall be swept or thrown into the corridors, halls, elevators or stairways.”

Besonders wichtig ist dem Vermieter auch, dass Toiletten nicht zweckentfremdet, schon gar nicht mit ausländischen Substanzen kontaminiert werden. Frage: ist der Urin eines deutschen Staatsbürgers als ausländische Substanz zu werten? “The toilet rooms, toilets, urinals, washbowls, plumbing fixtures and any other Building apparatus shall not be used for any purpose other than that for which they were constructed; and no foreign substance of any kind shall be thrown therein.”

Ganz streng verboten ist es dem Mieter, Radio oder Fernsehen zu stören (unabhängig davon, wie man das als natürliche Person überhaupt hinbekäme) – damit ist meine Idee mit dem Piratensender aus dem Büro wohl gestorben… “Tenant shall not interfere with any radio or television broadcast or reception from within the Building.”

Auch was das Mitführen von Tieren oder anderen Lebewesen angeht, hat der Landlord eine gewisse Abneigung. “!No animals (other than those assisting the handicapped), including reptiles, birds, fish (or aquariums), or other non-human, non-plant living things or organic Holiday décor of any kind shall be allowed in the Building.”

Und dann kommt es wirklich knüppelhart: kein Schnaps, keine Drogen (im Menschen), keine Waffen (am Menschen), keine Massen – ja will der Landlord denn gar keine Locals im Gebäude? “Landlord reserves the right to exclude or to expel from the Building any person who, in Landlord’s judgment, is intoxicated or under the influence of liquor or drugs, or who is in violation of any of these Rules and Regulations. … No firearms or weapons of any kind are allowed within the Premises or the Building. No tenant shall invite to its premises, or permit the visit of, persons in such numbers or under such conditions to interfere with the use and enjoyment of any of the plazas, entrances, corridors, escalators, elevators, and other facilities of the Building by other tenants. Landlord shall have the right at any time to install and utilize metal detectors or similar security screening devices in the Building and to deny access to persons who create an unreasonable risk of bodily harm to tenants or other persons lawfully present in the Building.

Darüber hinaus verboten: Handtuch-Service, noch nicht einmal ein Barbier oder Nebenerwerbsstenographie sind erlaubt – ich frage mich langsam, ob man das nicht bei irgendeiner Antidiskriminierungskommission anzeigen sollte: “No tenant shall obtain for use in its premises ice, drinking water, food, beverage, towels or other similar services; or accept barbering or shoe shinning services in its premises from persons not authorized, or within the hours specified, or under regulations fixed by Landlord, except as otherwise set forth in the tenant’s lease. No tenant shall sell or permit the sale of newspapers, magazines, periodicals, theater tickets or other goods or merchandise in or on its premises; nor shall any tenant carry on, permit or allow any employee or other person to carry on the business of stenography, typewriting or any similar business in or from its premises for the services or accommodation of occupants or any other portion of the Building.”

Doch zum Schluss scheint ihnen aufgefallen zu sein, dass sie vielleicht ein wenig zu streng waren: “These Rules and Regulations are provided as a general guideline.

Ah. Jetzt. Ja. Spätestens seit den Karibenpiraten wissen wir ja, was von solchen “Richtlinien” zu halten ist… Also, los. Bringen wir alle unsere berauschten Freunde und ihre Haus- und Gartentiere sowie ihre Lieblingsgemüse mit zur Roof-Party. Und hinterher wobbeln wir gemeinsam durch die Waschräume.

Osterspaziergang

Ostern in Kalifornien?

Klar, nix wie an den Strand… Für (insgesamt) eine heldenhafte Viertelstunde, wärmstens eingepackt, geht das auch gut. Anschließend ein größeres Heißgetränk ist auch sehr von Nutzen…

Von San Bruno aus fährt man mit dem CalTrain und der N/Judah-Line ein Stündchen bis direkt an den Pazifik. Am Embarcadero lang, im Tunnel unter der Market Street, durch Castro (Regenbogenfahnen und Gebrauchtlädenklamotten der Aids-Hilfe mit sehr spannender Textilienauswahl) und via Haight/Ashbury durch Upper und Lower Sunset – und schon ist man angekommen…

Weitere Details zum Osterausflug in der nachfolgenden Bildergeschichte:

http://picasaweb.google.de/mucbiene/OceanBeachGoldenGatePark?feat=directlink