Hach, Kalifornien!

OystersDa bescherst du mir schon den wärmsten Winter seit 1956 und nun als Spätfolge eine Austernschwemme. Die gibts grade im Supermarkt für ein Fuffzgerl das Stück und jetzt muß ich sie nur noch aufkriegen. Hallo, Internet, hier Sabine: Wie öffnet man Austern? Kein Problem, Youtube hat viele Videos. Und in allen Videos haben die Austernknacker Austernmesser. Ich nicht.

Zehn Minuten und ein paar Schweißausbrüche später:

Fünf Austern auf, schlürf, fünf Austern leer. Messer tot. Nur der dicke Oschi, ganz vorne im Bild, leistet noch Widerstand. Warte nur, bis ich morgen meinen Leatherman finde…

Für die Inner and Outer Nerds

In Nerd-Country wird heute ein hoher Feiertag begangen. Man trifft sich zum Puzzeln, Wortspiel*-Kuchen essen (das Stück zu $3.14) und reißt wahnsinnig witzige Mathematikerscherze.

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* Get it? Pi und Pie. Werden genau gleich ausgesprochen. Urkomisch, gell?

Ukraine. Ist auch wichtig.

Ich bin arg müde und meine Hirn schon schwachsinnig. Dann kann es einem schon mal passieren, daß eine Frage wie diese aus den geistigen Untiefen hochblubbert: Wie ist das eigentlich, wenn bei uns im Radio bei der Berichterstattung über die Krim (hier “Krimea”*) der “Villain Joe Stalin from Georgia” erwähnt wird? Übersetzen die dann bei Bayern Fünf eigentlich auch und machen aus Herrn Dschughaschwili den “Stalin  Sepp, Haderlump aus St. Georg”?

Bonusfrage: Wie nennen sie ihn in Frankreich?

* Wenn ich das ausgesprochen höre, also “Kreimia”, dann assoziiere ich immer Nivea-Creme, von einem Faulenzer abgekürzt.

Heiliger Bimbam!

Am Montag ist St. Patrick’s Day. Statt traurig zu sein, daß ihr Lieblingsfeiertag auf einen Wochentag fällt, feiert die pfiffige irische Gemeinde in San Francisco einfach ein Wochenende lang vor: “Get ready for a big three-day St. Patrick’s Day weekend outdoor party with exclusive Irish food truck specials, green beer, Guinness, free green beads, green beer, live music all day, and green beer.” Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß möglicherweise Alkohol gereicht wird. Auf das nämliche Wochenende fällt Purim, eine Art “Jewish Halloween”, mit Verkleiden und Süßigkeiten satt. Außerdem viel Essen und Trinken.

Wenn er sich’s aussuchen könnte, sagt der Kollege beim Mittagessen, dann wäre er in den nächsten drei Tagen gerne irischer Jude oder jüdischer Ire. Egal, Hauptsache eine Leber aus Stahl.

Cripple Class

Ich werde in ein paar Wochen meinen Wert massiv steigern und morsche Knochen gegen Titan austauschen lassen. Bevor ich auf den OP-Tisch darf, muß ich jedoch “total joint replacement-classes” besuchen, in denen zukünftige Patienten darin unterwiesen werden, wie sie aus ihrem post-operativen Leben das beste machen. Ich nenne diesen Unterricht flott “cripple class”, was den amerikanischen Kollegen die kalten Schauer über den Rücken treibt. “Sowas” darf man doch nicht sagen. Noch nicht mal über sich selbst und schon gar nicht im Spaß. Aber, wende ich ein, ich werde doch für eine Weile ein Krüppel sein, das ist doch nichts schlimmes. Ja, schon, aber es sei doch nur für einen begrenzten Zeitraum und der sei doch eher “challenging”. Wißt ihr was, ihr politisch Korrekten? Ihr könnt mir so dermaßen den Buckel herunterrutschen. So dermaßen!

In meinem Kurs heute waren 10 angemeldet und nur ich bin gekommen. Und hatte alle für mich. Vier Personen. Die Oberschwester, die die medizinischen Abläufe und die Betreuung vorstellt und zur Besichtigungstour in den dritten Stock einlädt, wo jedes Zimmer einen sowieviel Zoll Flatscreen habe. Toll. Ich komme aber eigentlich nicht wegen des Fernsehens. Macht nix, ich kann auch eigene DVDs mitbringen. Auch Bücher? Ja, klar. Auch Bücher. Brauchts aber nicht, denn jedes Zimmer hat einen sowieviel Zoll Flatscreen. Dann erklärt der Physiotherapeut mit kleinen Lehrfilmen, wie ich wieder liegen, sitzen, gehen, stehen usw. lernen werde und daß mein Bett daheim falsch rum steht. Aber kein Problem, einfach das Kopfkissen ans Fußende und mich andersrum hinlegen und dann steht das Bett richtig. Als nächstes ist die Occupational Therapist dran, die lauter Spielsachen mitgebracht hat. Einen Badeschwamm mit langem Griff  (gut auswaschen, sonst schimmelt der sofort), Schuhlöffel an langen Stangen (kann ich mir vielleicht sparen, Anfang Mai ist hoffentlich schon Sandalenwetter), einen Greifer mit Magnet am Ende (der aber keine Kupfermünzen kann, das habe ich an einem gefundenen Penny sofort ausprobiert), ein Sockenanziehgerät (s. Schuhlöffel) und Sitzkissen und Keile und dies und das und das allerbeste: das kann sie mir alles unfaßbar günstig besorgen. Kann ich das eventuell auch ausleihen? Nein, verliehen wird nix. Es scheint allgemein die Meinung vorzuherrschen, daß, wer sich so eine sündteuere OP leisten will, auch genug Kohle für die Spielsachen haben muß. Dann verabschieden sich die drei und lassen mich mit der Vertreterin der Pharma-Industrie allein. Die soll mir schmackhaft machen, daß ich einen Sensor in meine neue Hüfte einbauen lasse, denn damit könne man wichtige Daten über die Lebensdauer meines Titangelenks sammeln. Mein Mithilfe werde in den von mir auszufüllenden “surveys” in den nächsten Jahren unendlich wertvoll sein. Hier, ein Stift, um die Einverständniserklärung zu unterschreiben und meine Sozialversicherungsnummer einzutragen. Die “SSN” ist die wichtigste Nummer im Leben eines Amerikaners und begleitet ihn von der Wiege bis zur Bahre. Ohne die ist man hier nichts. Warum, will ich wissen, will die Pharma-Industrie die von mir? Na, das Krankenhaus dürfe sie doch des Datenschutzes wegen nicht weitergeben. Ja? Und? Und deswegen soll ich sie selbst eintragen. Ja? Und? Wofür? Tja. Öhm. Kopfkratz. Die brauche man eben. Ich solle doch auch mal die Vorteile bedenken: man werde noch mehr aufpassen, daß ich vor Infektionen geschützt sei und für meinen Arzt sei es auch sehr hilfreich, wenn alle seine Patienten bei der Studie… Moooment! Das muß ich mir gut überlegen. Ich nehme jetzt alle die Zettel mal mit und lese mir das am Wochenende in Ruhe durch und dann sehen wir weiter. Und dann der Brüller: eigentlich gebe sie die Unterlagen ungerne aus der Hand. Normalerweise würde das gleich hier ausgefüllt und sie nehme das dann mit. “Seriously? Ohne daß der Patient eine Kopie davon hat?” Das, meint sie, werde eigentlich nie nachgefragt. Ich glaube, ich spinne. Entweder ich nehme das mit, lese es durch und entscheide dann, oder die Studie hat sicher eine Teilnehmerin weniger. “Your choice.” Sie entscheidet. Ich darf die blaue Mappe mitnehmen. Und sie zeigt mir sogar noch den Weg zur stationären Reha-Abteilung, der “Skilled Nursing Facility”.

Davon erzähle ich ein anderes Mal. Nur so viel: ich werde das Durchschnittsalter dort gründlich senken. Man baut im hiesigen Gesundheitssystem doch eher auf Nachsorge durch “friends and family” und gelegentliche Halbstundenhausbesuche von Physiotherapeuten. “Rehab” bringt man eher mit Drogenentzug in Verbindung. Nicht mit Muskelaufbau.

Ich nehm’s zurück

Soooo schlecht ist das mit der Sommerzeit doch nicht. Ich schreibe dies beim Abendessen, im Garten bei untergehender Sonne, dem Duft frisch gemähten Grases (bester Sam von allen) und knapp 24°C. Hach! Und jetzt noch ein Camparerl. Das Licht schwindet, es langt gerade noch zum Durchblättern eines Kataloges. Katalog? Ja, mein Badeanzuglieferant ist im Nebenberuf Adressenhändler und der irrigen Annahme, daß ich gerne “clothing  home  beauty” von “Soft Surroundings – my time, my place, my self” zu beziehen wünsche.

Was haben wir denn da? Ein Vorwort. Öha! Robin, President & Founder, leitet mit “What a winter we’ve all had” ein und plaudert anschließend über unser aller Sehnsucht nach Frühlingsfarben für Körper und Heim und ihre anstehenden Einkaufsreisen, alas, nicht ohne Schattenseiten. “The only hard part about travelling is leaving our goldendoodles, Molly & Zoe.” Sie schließt nach weiterem Geseire mit “Stay warm and take the time to smell the flowers.”

before boob tubeIch werde bei Robin, die offensichtlich in einem kalten Bundesstaat lebt, puschelige Hunde hält und Ampersands in geradezu inflationären Mengen raushaut, nichts bestellen. Sie neigt, im Gegensatz zu mir, zu großblumigem Flatter sowie viel Pink, Rüschen, Pleureusen und Spitzen, auch fürs Dekolleté. Und weil ihre Zielgruppe nicht die Janet Jacksons dieser Welt sind, sondern prüde Ladies  – die meisten der Stores sind in den Südstaaten, wobei Texas um Längen führt – kann man bei ihr “boob tubes” kaufen. Also schon was in der Bluse haben, aber erst herzeigen, wenn der Preis stimmt.

Gaaahhh! Prüdes Pilgerpack! Sink the Mayflower!

Ein ganzer Kerl

Sein Auto: Ein Dodge Ram in Camo-Grün mit abgedunkelten Fenstern. Sein Kennzeichen: *He-Man 1*. Seinen Kennzeichenrahmen bezieht er vom NRA-Store, mit eingebauter Warnung an Zudichtauffahrer: http://bit.ly/1nIK93L und seine Aufkleber kauft der echte Mann naürlich nur bei: http://patriotdepot.com/.
bumpersticker NRA

bumpersticker 4 trillion USD

Nein, ich bin nicht auf der “Redneckin-sucht-Redneck”-Partnerbörse gesurft. Ich bin bloß bei hellem Sonnenlicht im Heimweg-Stau gestanden. Hinter dem Dodge.

bumpersticker american flagUnd da fragt man sich doch sehr: Sommerzeit – Fluch oder Segen?

NorCal on Speed

Wenn eine Wiltrud am Donnerstag ankommt und sich freitags und samstags durch zwei Konferenztage in Berkeley jet-lagged, dann bleiben Wiltrud und Sabine nochmal zwei Tage, um sich eine schöne gemeinsame Zeit zu machen, bevor wir Dienstagmittags schon wieder zu meinem ungeliebten Departures-Schalter aufbrechen müssen.

Haben wir ganz toll hingekriegt!

st francis winerySonntag: Ein wunderschöner Ausflug ins Wine County und statt langweilig Sonntagskaffeeundkuchen Weinpröbsche beim Heiligen Franziskus im Sonoma Valley mit unserem personal Hospitality Host Alan, einem Ex-Banker, der schon überall auf der Welt gewohnt hat und ein paar Brocken in jeder Sprache radebrecht. Fazit: Weißwein macht wacher als Kaffee und man nimmt die winding roads ein ganzes Ende beschwingter. Außerdem: Grissini, auch mehrere, sind kein angemessener Ersatz für ein Mittagessen und resultieren in einem Tisch voller Schüsselchen und Tellerchen beim Abendessen wegen Augen größer als Mägen. Viel größer!

santa cruz sealsMontag: Mit dem frühlingsbegrünten Highway One angeben und ganz gemütlich nach Santa Cruz gondeln, wo riesige Seal-Rudel um die Wharf herumblödeln. Immer, wenn sich einer verschluckt, muß er husten und dann machen alle Zuschauer unisono “OOOOUUUHHHH”, weil es doch gar zu süß klingt. Dann haben Wiltrud und ich ein Sonnenbrändle und fahren wieder heim und sind ganz begeistert, wie schön es wieder war.

Bye bye! Flieg vorsichtig und komm ganz bald wieder!

Mamma Mia, here I go again

“It’s such a nice day. Und darum will ich dir, Sabine, heute eine Freude machen und spiele die ganze Doppelstunde lang ABBA. Die magst du doch so gern.” Ach Desha, woher sollst du wissen, daß die Fee an meiner Wiege nicht für die Gabe des Komponierens von Symphonien oder die Entdeckung des Flock/Boson-Teilchens zuständig war, sondern für das Talent, Texte, die mit Musik unterlegt sind, ohne Mühe und nur vom Zuhören auswendig zu lernen. Ich war 13, als die blonde Hitmaschine aus Schweden den Grand Prix d’Eurovision gewann und noch leicht prägbar. Kein Wunder, daß ich j-e-d-e-n, und ich betone  j-e-d-e-n Hit von Abba mitsingen kann und das Revival vor ein paar Jahren hat das nur verfestigt. Das ist kein Zeichen von besonderer Sympathie, sondern nur von seltsamer Fee. Aber gut, zum Turnen taugen sie allemal.

Wir Dicken Damen schlagen Wellen, die einen Wetterbeobachter eine Tsunamiwarnung ausrufen lassen und irgendwie hat das ganze Schwimmbad Spaß. Die Poolmoms legen eine heiße Sohle auf den Asphalt, wobei sie darauf achten, hinter Säulen außerhalb der Sichtweite ihres trainierenden hoffnungsfrohen Nachwuchses zu hüpfen. Sie wollen sich heute wenigstens eins von den vielen “Mama, du bist so peiiiiiinlich” ersparen. Die Life-Guardessen erinnern sich daran, daß sie in einem anderen Leben Cheer-Leaders sind und geben in knappen Bikinis eine heiße Animiernummer. Mir scheint, der Wasserspiegel im großen Becken steigt vor lauter Altherrensabber. Desha hetzt uns umeinander und die liebe Sonne lacht.

Alles gut. Außer, daß zum ersten Mal in diesem Jahr 3mm Neoprenjackerl ein bißchen zu viel sind. Das läßt hoffen.