1000 x Nebel

Hinter einem Vorhang wogender Pastellschleier in Fastschonweiß-Gelb bis Sooooknappvorlila läßt sich Frau Sonne, gehüllt in ein Négligée in mutigem Waldbrandloderrot in ihre pazifischen Wasserpfühle sinken. Wie jetzt? Nebel? Ach so ja, weiß ich doch eigentlich. Hier läßt der Lenz nicht sein blaues Band flattern, sondern graue Schwaden wabern.

Schönen Frühlingsanfang allerseits.

Bumper Sticker

bumpersticker TrabantMein Co-Auto-Eigner ist ja total gegen Unordnung im Fahrzeug. Deswegen wackelt meine Hula-Dame auf der Lautsprecherbox daheim und Aufkleber haben wir auch keine. Aber heute habe ich einen gesehen, der selbst vor seinen strengen Augen bestehen können müßte.

Oder?

“Our Vision is to improve yours”*

Ich werde mich sicher irgendwann daran gewöhnen, daß das Anbieten ärztlicher Leistungen hier genauso ein Geschäft ist wie Gemüsehandel oder Autoverkauf. Mit Rabatten aushandeln und Werbegeschenken. Heute bekam ich als “Welcome Gift” beim neuen Augenarzt gleich eine Plastiktüte mit kleinen Gimmicks. Brillenputztücher, gut das liegt noch nahe. Augentropfen, jeeiiin, ohne Untersuchung und Diagnose. Weiß nicht recht. Der Clou war der Coupon in Knallorange und von der Sprechstundenhilfe zeremoniell mit dem Tagesstempel versehen: wenn ich heute eine neue Brille verschrieben bekommen sollte und die auch sofort anschließend gleich nach dem Arztbesuch heute anmessen lasse und bezahle, dann bekomme ich auf Fassung und Gläser einen Discount vom praxiseigenen Optikerladen im Wartezimmer. Danke. Aber nein danke.

Beim Rausgehen springt mich die “Scheduling Specialist” schier an, es sei wegen des Kontrolltermins. Ja, aber, den hatte ich doch gerade? Schon. Aber der nächstes Jahr sei doch noch nicht im Kalender und wir könnten doch gleich… Herrschaften, ihr habt das vielleicht noch nicht gemerkt, aber es gibt einen Unterschied zwischen Kundenbindung und grober Aufdringlichkeit. Möglicherweise ist das nun wieder so ein”cultural” Ding und was ich lästig finde, ist im Verständnis des gemeinen Amerikaners nur guter customer service. Wurscht, ich will nicht sofort eine Brille und auch keinen Termin für nächstes Jahr. So lange im Voraus plane ich nicht.

 

* Ach, Herr Schmidt, wenn Sie wüßten… Hier haben die Ärzte Visionen.

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Luiserl hat zu ihrer erfreulich hinterfotzigen Mama Bavaria gefunden, Amelie Fried und Co-Moderator Christoph Deumling sind adabei und immer sehr froh, wenn sie nach einer Weile nix Gscheits daherreden zu Hof- und Saalberichterstatterin Eva “The Dirndl” Mähl umschalten können und dem Rosi ist in seinem Singspiel die ganz hohe Kunst aus dem Ruder gelaufen – das hätte er a bisserl derber besser machen können. Uli “Ude” Bauer ist jetzt arbeitslos (sehr schöner Abschied für sein Rollenvorbild Christian) und Bayern offensichtlich vollends zur Horstokratie verkommen.

Die Krüge hoch auf den Urhorst. Meine Fresse! Ist das wirklich so schlimm?

Neu im Kino: Veronica Mars

Ich habe die Serie schon als sie in Deutschland im Nachtfernsehen lief ganz gern gemocht, kannte aber eigentlich niemanden sonst, der sie sich ansah. Die Geschichte von der bad-ass High School Detektivin wurde denn auch nach drei Staffeln wieder abgesetzt – guckt ja keiner. Oder doch? Kaum fragt Autor-Regisseur Rob Thomas bei Kickstarter die Geek-Community, ob man denn Vroni wiedersehen wolle, kommen statt der angestrebten zwei Millionen Dollar fast sechs zusammen und der Film in die Kinos.

Veronica und alle anderen sind ein paar Jahre älter, aber ohne Schule und alte Freund- und Feindschaften geht es halt doch nicht und so trifft man sich in Neptune, CA zur High School Reunion. Und dann ist es wie früher: Lügen, Intrigen, Korruption, Stutenbissigkeit, rivalisierende Lover, Show Business, unanständiger Reichtum und dazwischen die kleine Blonde, die inzwischen Harvard UND Stanford mit Auszeichnung abgeschlossen hat und die Schnüffelei doch nicht lassen kann. Schon gar nicht, wenn ihre alte Immer-Wieder-Oder-Doch-Nicht-Flamme unter Mordverdacht steht.

Die alten Fans werden gut bedient, ich weiß nicht, ob man als Erstseher alle Feinheiten versteht, ich weiß aber auch nicht, ob man das muß. Gut gemacht.

Jetzt wird es allerhöchste Zeit, daß sich jemand der Serie “Firefly” annimmt. Einmal “Serenity” reicht nicht!

San Jose Sharks vs. Anaheim Ducks

Haie gegen Enten? Im wirklichen Leben hätte man da einen klaren Gewinnfavoriten, anders ist das beim Eishockey.

So sind sie halt, “unsere” Sharks. Immer das Maul weit aufreißen und “fin to win” (fin = Flosse). Man wird sehen, wie das am Donnerstag ausgeht. Ganz sicher sind sie schon jetzt ein Fall für die Wortspielpolizei…

Leider aus im Fernsehen: “True Detective”

Mit meiner Begeisterung über Matthew McConaughey bin ich nicht gerade ein Einzelfall, die Presse hier hat in den letzten Wochen “The Year of McConaughey”, vereinzelt sogar “The Era of McConaissance” ausgerufen. Für “True Detective”, wo er die eine Hälfte eines sehr ungleichen Ermittler-Duos spielt (die andere ist der großartige Woody Harrelson) habe ich meine Regel “Eine-Staffel-auf-einen-Sitz” gebrochen und jeden Sonntagabend voller Hochspannung herbeigefiebert und bin nicht ein einziges Mal enttäuscht worden. Stimmt das? Nicht ganz. Ein winziges Wermutströpfchen haben sie mir doch reingerührt. Dabei sahs zunächst so gut aus für ein sehr blutiges Ende für die beiden Detectives.

[Achtung: Spoiler!]

 

Und dann das: Ambulanz kommt gerade noch so ganz knapp vor rechtzeitig im allerhintersten Bayou an, Notarzt, Hektik, Krankenhaus, Koma, Familienzusammenführung und auf einmal beide zwar geschunden, aber halbwegs wieder heil. Entweder trauen die Macher ihrem eigenen Konzept nicht und Matt und Woody machen doch noch zusammen weiter oder sie haben ganz viel Geld aus den Werbetöpfen für Obamacare gekriegt. Nach dem Motto: wenn unser Gesundheitssystem jemanden sogar nach so schweren Verletzungen wieder auf die Beine kriegt, dann könnte Joe Sixpack doch eigentlich auch erwägen, ein paar Dollar für seine Krankenversicherung locker zu machen. Oder noch schlimmer, sie trauen ihren Zuschauern nicht zu, daß sie einen bzw. zwei Heldentode (Heldentods, Heldentödte?) wegstecken können. Dabei sollte das seit Game of Thrones wirklich kein Problem mehr sein, da sterben gerade Hauptdarsteller wie die Fliegen.

Egal was der Grund war, die letzte Folge hätte nach meinem Dafürhalten ein paar Minuten eher und mit zwei Ermittlerleichen enden müssen.

Sie wurden assimiliert

Noch vor drei Jahren fand ich es geradezu impertinent, als mich eine Kollegin anging, warum ich denn am St. Patrick’s Day nicht Grün trage. Heiß’ ich vielleicht Brigitte? Oder womöglich O’Flock? Eben. Und überhaupt, ich trinke noch nicht mal Guiness.* Und heute bin ich eine in den “Twelve Shades of Green” bei uns im Büro. Und es hat dazu nicht einmal Borg gebraucht. Bloß Amerika. Obwohl…

* Wobei das seit der heutigen St. Patrick’s Day Parade in New York ein schlechtes Beispiel ist, weil Guiness die wegen Grün-geht-nicht-mit-Regenbogenfahnen nicht mehr sponsort.

Milch und Kekse

milk shot1. Seit Doris Day weiß man, daß das amerikanische Kind nachmittags ein Glas Milch und ein Cookie (nicht unter 10cm Durchmesser) bekommt.

2. Wer geglaubt hat, nach Cronut, Bruffin und Cragel könne kein Hybridgebäck mehr kommen, der kennt den Bäcker Dominique Ansel aus (natürlich) New York nicht. Bei dem gibt es seit neuestem Milk Shots: Milch aus dem Plätzchenbecher.

Ich nehme an, es empfiehlt sich, sie auch wie Shots zu trinken. Nämlich zügig.

Pazifik für Anfänger

Was macht man, wenn eine frühere Kollegin aus heiterem Himmel anruft und vermeldet, sie sei in San Francisco und habe den ganzen Samstagnachmittag Zeit, was Schönes zu unternehmen? Ganz genau, man lädt nach dem Dicke-Damen-Schwimmen Toni zu und unternimmt etwas Schönes. Erst mal nach Pacifica, auf den Steg, zum Kaffeetrinken und Anglerazubis dabei zusehen, wie sie beim Angelauswerfen Möwen von Laternenmasten holen und es gar nicht fassen können. “Did I really hit the bird? I am sooo sorry.” Daß der Profikollege dann noch minutenlang Schnur und Lampenpfosten trennt, bekommt er vor lauter Sorge um den armen Vogel gar nicht so recht mit. Wir fahren weiter.

Nächste Station: Fitzgerald Marine Reserve. Kompliment, die haben alles richtig gemacht! Es ist Ebbe und die Tidepools voll. Auf den Felsen lümmeln malerisch Seelöwen. Dann kommt der Wind, vor dem wir schon die ganze Zeit geunkt haben (“nimm ein Hoodie mit, das hier ist Nordkalifornien”) und dann zieht auch noch ganz dramatisch der Nebel auf – wie aus dem Bilderbuch. Wir sind sehr stolz auf Moss Beach. Und fahren weiter.

Falsch. Wer jetzt Barabara’s Fishtrap und Wassertiere essen vermutet hat, war da noch nie mit Toni. Toni läßt Barbara rechts liegen und fährt dafür mit uns durch den inzwischen wieder sonnigen Spätnachmittag bei Halfmoon Bay in die Berge und zum Abendessen zu einem netten Chinesen, dessen Speisekarte er traut. Dann ist es auch schon sehr dunkel und wir müssen uns zurück nach San Bruno sputen, damit die Ex-Kollegin nicht vor lauter Begeisterung ihren Rückflug verpaßt.

Ich habe diesen Ausflug jetzt schon zich Mal gemacht. Mit jedem Besuch oder mal als Wochenendnachmittagszeitvertreib mit Toni und/oder Christoph oder alleine und es wird nicht langweilig. Wenn dieser majestätische Ozean mit seinen Wellen schlägt und diese wunderschöne Küste sich in allen Wetterlagen vor die Augen schmeißt – davon kann man gar nie genug bekommen!