Heute lernen wir mal nichts.
So wie in: “Das wird nix” oder “His chances are close to zilch”.
Heute lernen wir mal nichts.
So wie in: “Das wird nix” oder “His chances are close to zilch”.
Man hat ja hier als Supermarktkunde nach dem Vielegängeweitlauf nicht mehr sehr viel mehr zu tun, als seine Einkäufe hinter dem “Divider” aufs Band zu laden, auf daß die Kassenkraft scanne und kassiere und die Einpacker einpacken (in die mitgeführten Mehrwegtaschen). Meistens geht das ganz flott, es sei denn, irgendwer am Anfang der Kassenschlange findet den Geldbeutel nicht, löst Coupons ein oder bezahlt mit Scheck. Das dauert. Weil der Geldbeutel nie in einer der vielen Taschen aufzufinden ist, egal wie oft man draufklopft, und der Großeinkauf wg. Storno komplett quasi rückwärts über den Scanner gezogen wird, die Coupons abgelaufen sind und der Kunde trotzdem auf seinem Preisnachlaß bzw. dem Zupack für umsonst besteht bis der Manager kommt oder der Scheck ausgefüllt, vorsichtig aus der Gummierung gelöst und aus dem immer zu engen und zu steifen Plastikfenster des Schutzbüchleins genestelt wird und dann doch meistens noch einmal eine Schleife zwischen Kassenkraft und Kunden zieht, weil die Unterschrift fehlt.
Für solche Wartezeiten sind die Zeitschriften im Kassenbereich vorgesehen; ich habe noch nie gesehen, daß jemand eine gekauft hätte. Super! Die meisten sind bunter als Regenbögen, voll mit “shocking news” über Royals (Ausland) und darstellendes, singendes oder politisierendes hiesiges Gschwerl (Mehrfachnennungen möglich) sowie Koch-, Dekorations-, Landser- und Diäthefterl und jede Menge Fernsehzeitungen. Außerdem Cosmopolitan. Genau, das laut Eigenwerbung Blatt für die moderne Frau, das auch Männer gerne lesen. Diese Ausgabe bestimmt, Cosmo ist nämlich in der Welt der Same Sex Relationships angekommen und macht auf mit: “28 Mind-Blowing Lesbian Sex Positions”. Ich habe mir die “geschmackvollen Zeichungen” angesehen. Alle 28. (http://bit.ly/UyooK2) Wenn ich das recht verstehe, kneifen lesbische Frauen beim Sex die Augen ganz fest zu, haben keine Körperbehaarung (noch nicht mal Augenbrauen), scheuen offen zur Schau getragene Brustwarzen und ihr Schambereich entspricht Position 19 (dem “Bermuda Triangle”). Spaß zu machen scheint es ihnen nicht.
Habe mir fest vorgenommen, bei meiner nächsten Zeitreise mit einigen Tonnen Sekundenkleber sicherzustellen, daß diese Drecks-Mayflower und ihre ganze Flotte in England kleben bleiben. Plymouth den Puritanern! Aber nicht die Neue Welt. Nicht nochmal.
Lyn von nebenan ist neben dem Wetter offensichtlich auch für die Seismik in Kalifornien zuständigt und hat ihr eine Entschuldigung geschrieben*. Erdbeben kenne man hier sonst gar nicht.
Ja. Genau. Und die Erde ist eine Scheibe.
* Ich habe nämlich nicht aufgemacht, als sie heute früh um 7:00 Uhr klingelte. Mir ist war das Risiko zu hoch, daß sie daraus ableitet, daß ich sonntags um die Zeit immer schon wach bin.
Wenn hierzulande einer ordentlich angeben will und sich zu diesem Zweck extra bescheiden gibt, dann nennt man das “to humble brag”.
Beispiele: “Ich weiß nicht, warum ausgerechnet ich den Job bekommen habe. Die anderen Bewerber hatten doch bestimmt auch Doppelabschlüsse von Harvard und Yale.” Oder (den Beispielsatz mag ich sehr.) “Igittigitt! Ich bin vorhin in Kaugummi getreten. Jetzt aber mal ehrlich, was für ein Untier spuckt seinen Kaugummi ausgerechnet auf dem Roten Teppich aus?”
3:22 Uhr. Das ganze Haus scheppert und kracht, irgendwas klirrt, irgendwas fällt, mein Bett hoppelt umeinander, wie ich das eigentlich nur aus ganz wenigen Vollsufferinnerungen kenne, wo es hilft, einen Fuß auf den Boden zu stellen. Hilft dieses Mal nicht. Das Gerumpel ist aber auch bald vorbei. Aufstehen, Zeug aufklauben (eigentlich nur zwei Frühstücksbrettchen mit Sinnsprüchen, die sonst auf Türstürzen stehen sowie ein Ladegerät, das zu nahe an der Tischkante balancierte). Glück gehabt. Nirgends Scherben, alle Bilder hängen noch, nichts kaputtgegangen.
3:45 Uhr. Ich bin dann mal hellwach. Wir hatten ein “Rolling Quake” der Stärke 6,1 am sonst stockfaulen und inaktiven North-Bay-Graben. Am stärksten betroffen ist die Region um Napa, knapp 60 Meilen weiter nördlich. Verletzte, eingestürzte Häuser, Feuer, Stromausfälle.
Man solle sich für den Rest der Nacht und die kommende Woche auf Nachbeben einstellen und sein Quake Kit lieber mal auf Vollständigkeit überprüfen. So ein Köfferchen enthält das Nötigste, um 72 Stunden ohne Strom und Wasser und möglicherweise Dach über dem Kopf auszukommen. Weil ich eh grad nix besseres zu tun habe, studiere ich die empfohlene Ausstattung. Bis auf eine Trillerpfeife und eine Notflagge hätte ich alles im Haus, wenn auch eher dezentral gelagert.
Inzwischen ist es fast 5:00 Uhr, der Morgen graut so langsam und für heute Nacht sind Nachbeben ausgeblieben. Ich gehe dann mal wieder schlafen. Die rechte Ruhe will sich nicht einstellen, Hubschrauber in nie gekannter Zahlen flappen im Tiefflug übers Häuschen. Dann stehe ich halt auf und schreibe, daß sich wegen mir keiner Sorgen zu machen braucht. Dieses Mal.
Als ich hier noch neu war, war ich wie jede/r Zugereiste erschüttert, daß ich von jedem Supermarkteinkauf mit mindestens 10 neuen Plastiktüten zurückkehrte. Ich habe sie wenigstens als Mülltüten weiterverwendet, kannte es aber aus amerikanischen Haushalten, daß die Plastiktüten zu Hause einfach im Abfall landeten – in einer eigens dafür gekauften und als solche ausgewiesenen Mülltüte natürlich. Außerdem in windigen Straßenfluchten und im Pazifik.
Vor gut zwei Jahren war Schluß mit lustig und einige kalifornische Städte, unter anderem San Franciso, Los Angeles, San Jose haben dem Lebensmittelhandel die kostenlose Weitergabe von Plastiktüten schlichtweg verboten und ihn außerdem dazu verdonnert, für Papiertüten 10 Cents zu verlangen. Und siehe da, die Welt ist nicht untergegangen. Inzwischen kann fast jede/r eigene Einkaufstaschen mitbringen.
Nun geht Kalifornien noch einen Schritt weiter. Letzte Woche wurde ein Gesetz verabschiedet, das Plastiktüten im Einzelhandel ganz und gar verbietet. Das Gesetz sieht darüber hinaus vor, darbenden Einmalplastiktütenherstellern einen 2 Millionen Dollar Zuschuß zukommen zu lassen. Für die Umschulung ihrer Mitarbeiter auf die Herstellung wiederverwendbarer Einkaufsbeutel. Geht doch.
Abfahrt vom Büro bei strahlend blauem Himmel und schon sehr schräg stehender Sonne. Nach zwei Dritteln Strecke geht ohne Scheinwerfer nichts mehr. Vom Flughafen sieht man nur noch die ersten Gebäudestockwerke, über allem drüber suppt ein gemeinroter Nebel, der aussieht, als sei er gerade dabei, die vor ein paar Minuten steil aufgestiegenen Flugzeuge inklusive Füllung zu verdauen.
Mir ist heute ganz stark nach Bodenhaftung.
Dranbleiben soll ich, sagt der Mann im Radio. Gleich nach der Verkehrsdurchsage habe er ein Schmankerl für mich und werde “Best Deal” spielen. Während sein Kollege Unfälle, Car Fires und Staus aufzählt, kontempliere ich, daß der passende Titel für eine Band dieses Namens eigentlich nur “Sonderangebot” sein kann. Dann ertönt das erste “Eh-eh-o eh-o” und ich kontempliere für den Rest des Heimwegs, daß ich die Amis manchmal wirklich gefressen habe. Bloß weil einer von Berufs wegen Musikkapellen ansagt, macht er sich doch nicht die Umstände herauszufinden, wie “Bastille” korrekt auszusprechen sei. Zu diesem Zwecke hätten sie sich schon einen ordentlichen englischen Namen geben müssen.
http://bit.ly/1fwstWh Refrain: But if you close your eyes, / Does it almost feel like / Nothing changed at all? / How am I gonna be an optimist about this? Ja, genau das frage ich mich manchmal auch.
Wie ich gestern schon so treffend sagte: “[der] christliche Fundamentalismus ist so dermaßen auf dem Vormarsch, daß eigentlich schon alles zu spät ist!” Dabei geht mir nicht aus dem Sinn, daß es eigentlich nur einer guten Geschäftsidee bedarf, um sich von diesem Riesenkuchen auch eine Scheibe abzuschneiden, noch dazu, wo ich bei dem Verein eh noch was gut habe. Das fängt schon damit an, daß man kaum dem Mutterleib entschlüpft ganz im Sinne der christlich-abendländischen Tradition der Erbsünde bezichtigt wird und hört noch lange nicht mit den vielen widerwillig im Religions- und Kommunions- und Firmunterricht und erst recht in der kalten Kirche im Weihrauchwürgedunst abgesessenen Stunden. Am allerschlimmsten habe ich in Erinnerung, daß all diesen Anlässen ein Kleider- und Schuhkauf voraus ging. Meist mit Anreise nach Stuttgart, dem Nabel der Welt, mit mindestens einmal das ganze Auto vollkotzen und dann, nachdem irgendetwas gekauft war, das von Muttern für tauglich, weil kaschierend genug befunden war, die ganze Kotzentour nochmal zurück. Aber genug von meiner grausamen Kindheit, jetzt geht es ums Geschäft.
Wie wäre es denn, wenn ich einen geschützten Raum entwürfe, in dem der Christ in einem Aufwasch sündigen, bereuen und bestraft werden kann, um anschließend absolviert heimzugehen? Nein, nicht ein Bordell, obwohl ich immer schon gerne Puffmutter geworden wäre. Nicht direkt mein Fachgebiet, es sollte schon eine Sünde sein, mit der ich mich wirklich gut auskenne. Völlerei, vielleicht? Das kann ich. Und im Gegensatz zum Original natürlich nicht mit der Todesstrafe bewehrt, das wäre gar nicht gut für Kundenbindung und Umsatz.
Wie? Auf die Idee ist vor mir schon jemand gekommen? Das gibt es bereits? Aber ja. Aber klar. In Sin City. Wo sonst? Das Etablissement heißt “Heart Attack Grille”* (http://www.heartattackgrill.com/) und die kopieren ganz frech mein geniales Konzept.
Erst verführen sie ihre Gäste zum Bestellen von kinderarmlangen Hotdogs oder Burgerstapeln in der Semmel, übrigens mit dem amerikatypischen Nebeneffekt, daß Fett- und Cholesterinaufnahme ohnehin schon als Sünde zu werten sind, dann schauen sie ihnen zu, wie sie schon beim Eintreffen der Essensberge anfangen, ihre Bestellung zu bereuen und beim Verzehr noch mehr und dann kommt der Gipfel des feuchten Puritanertraums: junge gutaussehende Frauen, in knappste “Slutty Nurse”**-Kostüme eingenäht, verhauen ihnen den Hintern, weil sie nicht brav aufgegessen haben. (Hier haben furchtlose Fresser ihre Studienreise dokumentiert: http://bit.ly/XEcfWn.)
Das wars dann mit meinem Sündenpfuhl – gegen die komme ich nicht an. Vielleicht sollte ich mich doch lieber auf meine Kernkompetenzen besinnen und schreiben. Fundamentalistisch-Christliche Erbauungsliteratur vielleicht? Wie? Der Markt ist noch abgegraster? Pars pro toto dieses geldscheffelnde gottgefällige Geschöpf: http://setapartgirl.com/leslie-ludy.
Geht doch alle zum Teufel, ihr Christen!
* “Grille”. Als ob meine These, daß man Läden mit angehängt-obsoletierendem “E” nicht über den Weg trauen kann, noch einer weiteren Bestätigung bedurft hätte. Trau keinem Shoppe, keinem “Ye Olde Wasweißich” und erst recht keinem Grille. Alles Halsabschneider, Nepper, Schlepper und wahrscheinlich auch Bauernfänger.
* Das kennen wir von Halloween, da leben Amerikanerinnen ihre Schlampenphantasien aus. Amerikaner auch.