Ablaßhandel

Wie ich gestern schon so treffend sagte: “[der] christliche Fundamentalismus ist so dermaßen auf dem Vormarsch, daß eigentlich schon alles zu spät ist!” Dabei geht mir nicht aus dem Sinn, daß es eigentlich nur einer guten Geschäftsidee bedarf, um sich von diesem Riesenkuchen auch eine Scheibe abzuschneiden, noch dazu, wo ich bei dem Verein eh noch was gut habe. Das fängt schon damit an, daß man kaum dem Mutterleib entschlüpft ganz im Sinne der christlich-abendländischen Tradition der Erbsünde bezichtigt wird und hört noch lange nicht mit den vielen widerwillig im Religions- und Kommunions- und Firmunterricht und erst recht in der kalten Kirche im Weihrauchwürgedunst abgesessenen Stunden. Am allerschlimmsten habe ich in Erinnerung, daß all diesen Anlässen ein Kleider- und Schuhkauf voraus ging. Meist mit Anreise nach Stuttgart, dem Nabel der Welt, mit mindestens einmal das ganze Auto vollkotzen und dann, nachdem irgendetwas gekauft war, das von Muttern für tauglich, weil kaschierend genug befunden war, die ganze Kotzentour nochmal zurück. Aber genug von meiner grausamen Kindheit, jetzt geht es ums Geschäft.

Wie wäre es denn, wenn ich einen geschützten Raum entwürfe, in dem der Christ in einem Aufwasch sündigen, bereuen und bestraft werden kann, um anschließend absolviert heimzugehen? Nein, nicht ein Bordell, obwohl ich immer schon gerne Puffmutter geworden wäre. Nicht direkt mein Fachgebiet, es sollte schon eine Sünde sein, mit der ich mich wirklich gut auskenne. Völlerei, vielleicht? Das kann ich. Und im Gegensatz zum Original natürlich nicht mit der Todesstrafe bewehrt, das wäre gar nicht gut für Kundenbindung und Umsatz.

Wie? Auf die Idee ist vor mir schon jemand gekommen? Das gibt es bereits? Aber ja. Aber klar. In Sin City. Wo sonst? Das Etablissement heißt “Heart Attack Grille”* (http://www.heartattackgrill.com/) und die kopieren ganz frech mein geniales Konzept.

heart attack grill

Erst verführen sie ihre Gäste zum Bestellen von kinderarmlangen Hotdogs oder Burgerstapeln in der Semmel, übrigens mit dem amerikatypischen Nebeneffekt, daß Fett- und Cholesterinaufnahme ohnehin schon als Sünde zu werten sind, dann schauen sie ihnen zu, wie sie schon beim Eintreffen der Essensberge anfangen, ihre Bestellung zu bereuen und beim Verzehr noch mehr und dann kommt der Gipfel des feuchten Puritanertraums: junge gutaussehende Frauen, in knappste “Slutty Nurse”**-Kostüme eingenäht, verhauen ihnen den Hintern, weil sie nicht brav aufgegessen haben. (Hier haben furchtlose Fresser ihre Studienreise dokumentiert: http://bit.ly/XEcfWn.)

Das wars dann mit meinem Sündenpfuhl – gegen die komme ich nicht an. Vielleicht sollte ich mich doch lieber auf meine Kernkompetenzen besinnen und schreiben. Fundamentalistisch-Christliche Erbauungsliteratur vielleicht? Wie? Der Markt ist noch abgegraster? Pars pro toto dieses geldscheffelnde gottgefällige Geschöpf: http://setapartgirl.com/leslie-ludy.

Geht doch alle zum Teufel, ihr Christen!

 

* “Grille”. Als ob meine These, daß man Läden mit angehängt-obsoletierendem “E” nicht über den Weg trauen kann, noch einer weiteren Bestätigung bedurft hätte. Trau keinem Shoppe, keinem “Ye Olde Wasweißich” und erst recht keinem Grille. Alles Halsabschneider, Nepper, Schlepper und wahrscheinlich auch Bauernfänger.

* Das kennen wir von Halloween, da leben Amerikanerinnen ihre Schlampenphantasien aus. Amerikaner auch.

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