Doch’n Feiertag

Gestern ist Toni wieder heil aus dem Weihnachtsurlaub gelandet und traditionell beginnt der Feierabend am Tag danach mit Kühlschrank-Auffüll-Einkäufen. Was ist denn bloß auf dem Parkplatz los? Viel zu viele Menschen unternehmen in viel zu großen Fahrzeugen seltsame Wende- und Parkmanöver und am Drive-Thru beim Drugstore nebenan steht eine lange Schlange. Mit laufenden Motoren, versteht sich.

senior dayAh! Wenn man schon keine heiligen Dreikönige feiert (siehe den vorigen blogpost), dann aber immerhin “Senior Savings Day”. Heute kriegt jeder, der alt genug ist, 20% Rabatt auf alles im Geschäft, sogar auf Tiernahrung – und auf OTC-Medikamente*. So, wie hier die Greise kreisen, scheint sich das richtig zu lohnen. (Es kann natürlich auch einfach am hiesigen und altersunabhängigen Schnäppchenwahn liegen, ich habe das nicht verifiziert. Wir sind gleich nach dem Lebensmitteleinkauf wieder weg von diesem Irrsinn.)

Bei Walgreens und vielen anderen muß man fürs Sparen durch Mehrshoppen nur ein Mindestalter von 55 Jahren nachweisen; bei WalMart hat man sich der Bevölkerungsentwicklung schon stärker angepaßt und Rabatt gibts nur, wenn Einkaufswillige das gesetzliche Rentenalter von 65 Jahren erreicht oder überschritten haben.

Da bleib ich doch lieber noch eine Weile young, strong and healthy.

* OTC = “Over the Counter” = rezeptfrei.

Dreikönig

ist hierzulande kein Feiertag. Was gäbs denn wohl auch zu feiern, wenn sich drei Terrortypen aus dem Nahen Osten in Drags, mit Drogen und Gold (Geldwäsche? Bestimmt. Geldwäsche, was sonst?) im Gepäck und einem offensichtlich frei erfundenen Reisezweck  wie “dem Stern gefolgt, um das Kindlein zu preisen” durch die Immigration mogeln wollen? Das ist weder anständiges Business noch Tourismus. Wer glaubt, daß ihm dafür ein – noch dazu – bezahlter Urlaubstag zusteht, macht sich gleich mit verdächtig.

Weitergehen! Hier gibts nichts zu sehen!

Nimmer ganz neu im Kino: “Pride”

“Pride” ist wie ein Blondinenwitz. Nein, damit meine ich nicht unkomisch, sondern total vorhersehbar. Was bedauerlicherweise nicht daran liegt, daß eine wahre Begebenheit nacherzählt wird, sondern am Erzählstil. Worum gehts? In den brutalsten Jahren des Thatcherregimes in England organisiert eine Londoner Schwulen- und Lesbengruppe in Eigenregie eine Unterstützungskampagne für Bergleute in Wales. Es prallen aufeinander: Großstadtsubkultur und Salz-der-Erde-Dorfgemeinschaft, Gender-Aktivisten und Arbeitskämpfer in der x-ten Generation, Klemm- und “Say-it-out-loud”-Schwule, tolerante Provinzler und vernagelte Metropolenbewohner, Stockböskonservative, in Maßen Lernfähige und Gutmenschen auf beiden Seiten – es menschelt. Weil aber kaum einer die Chance kriegt, sich zu entwickeln und gut gut bleibt, und böse böse (außer dem Klemmi, der in dem Jahr, in dem die Story spielt, zum Aktivisten wird – und auch das ist vorhersehbar), typelt es eher.

Der Film bedient Tränendrüsenmomente, findet wieder zurück zur Komödie und dann zum Pathos – wenn Busladungen voller Bergleute die Gay Pride Parade anführen und Billy Bragg dazu die “Power of the Union” besingt, dann ist das ein Bild, bei dem die linke Hand sich quasi automatisch zur Faust ballt. (Pete Seeger war mit “Solidarity” schon am Anfang dran.) Trotzdem, es bleibt der Eindruck von Film-AG-baut-und-filmt-ein-Drehbuch-nach-Schema F. Herzerwärmend wie Pilcher.

Das hätte man besser machen können. Schade.

End of Season

Christbaumleichen säumen die Straßen. Allüberall klettern Männer auf Leitern herum und demontieren Blinkelichter. Weihnachten ist offiziell rum.

Fürchtet euch nicht: in kaum 11 Monaten jingeln die Bells wieder…

Ausflug

Mir ist nach Meeresluft und Auslauf; dieses Mal auf meiner Seite des Pazifik (das ist da, wo’s viel viel kälter ist, dafür dauert die Anreise aber nur 20 Minuten), auf meinem Steg in Pacifica.

Oben: Krabber, Fischer, Angler, Hunde, Kinder, Touristen und andere Müßiggänger, Essenholer, Fangmelder (“It moves, Dad. It mooooves!”), Sitzer, Steher, Geher, Schläfer, Ordnungshüter, Schwarze, Weiße, Braune, Rosige, Elfenbeinfarbene, Mütze-Schal-Handschuh-Anorak-Eingepackte,  Frettchen (1), T-Shirt-Shorts-Schlappen-Spinner, Leise, Laute, Möwen, Spatzen, Stare, Pelikane, Zappelfische (= “Life Bait”), tote Fische, Kartoffelchips.

Unten: Wellen, Regenbogen, Fischlein, Seelöwen, Surfer, Schalentiere, Haie. Jawohl. Zwei sogar. Sagen die Fischer. Da, dreieckige Rückenflossen! Sieht aus, als finge das neue Jahr meeressäugermäßig genauso gut an, wie das alte aufgehört hat.

008

Nachlese

Frau macht sich ja Gedanken, wenn sie lange nicht mehr alleine auf Reisen war – der erste: kann ich das überhaupt noch? Antwort: klar, das ist wie Rad fahren, das verlernt sich nicht. Und Spaß macht es auch. Wohlgemerkt: Spaß – nicht Fun! Wahrscheinlich wegen ungewohnt habe ich dieses Mal unwillkürlich oft verglichen: Was ist anders?

Die Abende sind viel länger. Zu zweit kommt man von irgendeiner Aktivität zurück, duscht, ruht und zieht wieder los, zum Abendessen. Jede andere Mahlzeit in den Ferien nehme ich gerne aushäusig ein, aber abends mag ich nicht alleine an einem Einzeltisch sitzen und frischgeduschten anderen Touristen beim Tagnacherzählen zusehen. (Noch weniger will ich zwangseingemeindet und -vergesellschaftet werden, darum sind All-Inclusive-Gruppen-Fun-Angebote gar nichts für mich.) Auch der Alkoholkonsum ist wesentlich geringer. Eigentlich aus dem gleichen Grund: tagsüber kann und will ich nichts anderes trinken, als Wasser oder gelegentlich was Frischgepreßtes; abends alleine vor einem Kübel Happy-Hour-Magarita zu sitzen ist nicht meins. Als „Bar Fly“ auf dem Lehrplan stand, war ich wohl gerade beim Kreide holen oder hatte die Nase tief in einem Buch.

Apropos Buch: Alleinreisezeit ist Lesezeit. Es fehlt allerdings der Moment, wo man sich an einer Formulierung so sehr erfreut, daß man seine/n Reisepartner/in mit den Worten „Ich MUSS dir das vorlesen“ aus der eigenen Lektüre reißt. Ich habe nur englisch gelesen, soviel, daß selbst des Nachts die Träume auf einmal auf auswärts daherkamen.

Alleine reisen trainiert den Instinkt – ist der Mensch, der mir gerade den Weg weist oder Essen, Unterstützung oder einen Transport von hier nach da anbietet mir wohlgesinnt, oder will er mir mein Geld nehmen oder meine Tugend? Ich habe in den vielen Jahren nie erlebt, daß einer richtig übel war. Zu mir sind Menschen meist freundlich und hilfsbereit; ich hatte eher das Gefühl, privilegiert zu sein – quasi: „Die ist allein, auf die passen wir besonders gut auf.“

Der Idealzustand beim Zuzweitreisen ist die organische Rollenverteilung ohne sich lang abzusprechen. Einer kann gut mit Menschen und übernimmt Verhandlungen, der andere hat den besseren Orientierungssinn und macht die Routenplanung (ja, ich spreche aus Erfahrung, warum?),  keinem machts Mühe, beide haben was davon. Aber nix is fix, mal treibt der eine, mal der andere, und weil jeder jeden läßt, trabt man halt auch mal wohin mit, wohin man alleine nicht gegangen wäre und schon wird einem der Horizont weiter. Alleine ist das ganz anders: Man kann tun, was man will. Die ganze Zeit. Man kann lassen, was man will. Die ganze Zeit. Keiner hat andere Ideen und Vorschläge, keiner geht einem auf den Senkel, weil er JETZT Hunger hat…  (Nein, ich nenne keine Namen. Aber auch nur, weil ich weiß, daß ich in dem Zustand mindestens genauso schlimm bin.) Keiner freut sich mit. Keiner ärgert sich mit. Keiner weist einen auf lustige Apothekenschilder hin, keiner findet es auch absurd, daß der andere schon wieder an irgendeinem gottverlassenen Ort Geld findet. Alles muß man selbst machen: Der Alleinreisende ist auf sein lumpiges Paar Augen und Ohren gestellt, mehr sieht und hört er nicht. Weil aber der Mensch ein soziales Tier ist, werden die Blogposts länger.

Genug nachgedacht. Ich kanns noch und schön wars, und falls wer Lust hat, nehme ich ihn/sie das nächste Mal mit.

Sturm und Drang

Den Winds, einer recht weitläufigen und nicht eben freundlichen Familie, hat es heute gefallen, Onkelchen Sturm und seine neue Freundin Frona (von den Coast-to-Coast-Winterstorms) loszulassen. Holla, the Forest Fairy! Draußen treiben Äste, Sachen, Plastiktüten vorbei und Stromleitungen schwingen in Loopings, drinnen wackeln Wände und Türen. Den gröbsten Durchzug habe ich inzwischen mit Handtüchern abgedichtet, dennoch schlägt der Fleckerlteppich im Flur immer noch kleine Wellen. Bahhhh! Das wird zunehmend grausliger und lauter, bin ich froh, daß ich nicht raus muß.

“A Miracle Plumbing”

Ich hatte es sooo satt mit der ewigen Pümpelei in der nicht wirklich spülenden Toilette und dem Brühenrücklauf in die Badewanne, und als heute früh nach dem Wäschewaschen in meinem Vorgarten Seifenschaum stand, war das Maß voll: ich brauche einen Klempner. Am besten heute. Am besten sofort. Mein Vermieter stimmte zu, ich solle einfach mal alle Rohre flushen lassen, das habe früher auch immer geholfen – “it’s a known problem”. Bei Yelp gibts nur einen Plumper in der Gegend, bei dem sich die Kundschaft mit Fünfsternekritiken geradezu überschlägt, den will ich auch. Und weil ich ein Glückskind bin, kam er kaum zwei Stunden später, besah sich die Bescherung und diagnostizierte: “You have a sewer problem, lady” und wollte wissen, wo denn hier der zentrale Ablauf (oder wie das heißt) sei. Ich habe keine Ahnung, woher in exakt diesem Moment Nachbar Francisco auftauchte, aber er war da und konnte Klempnerwunder Lonnie mit fachmännischem Rat zur Seite stehen. Als sie sich soweit auf die Vorgehensweise (das Klo muß weg) geeinigt hatten, verschwand Francisco wieder, genauso unauffällig, wie er gekommen war.

Lonnie ging mit seiner “Snake” zu Werke, fluchte, dem Anlaß angemessen, “Shit! Shit! Shit!” und stocherte im Trüben, bis die Wände wackelten. Irgendwann klang das “Shii-iit” anders, das war, wie er mir erklärte, “The Break-Through”. Der Blockierer war ein Stoffetzen, wahrscheinlich so alt wie das ganze Haus. Zwei Stunden später war alles wieder gut, ich habe sogar eine schriftliche Garantie bekommen, daß er wiederkommt und die Prozedur nochmal und kostenfrei durchführt, wenn das Problem in den nächsten 15 Tagen wieder auftritt. (“With them old pipes you never know.”) Der Boden ist gewischt und die Badewanne geschrubbt, der leichte Merde-Odeur mit Sandelholzduft übersprüht – und wenn alles gutgeht, dann sehe ich Lonnie nie wieder.

Ein Wunderwerk der Klempnerei – ja! Darauf auch von mir fünf Sterne!