Booze and Beauty

Der Gesetzgeber hatte ein Einsehen und seit heute dürfen Barber Shops und Beauty Salons auch ohne Alkohollizenz* ihrer Kundschaft geistige Getränke ausschenken. Unter einer Bedingung: sie dürfen fürs “a Glaserl Prosecco, die Dame?” kein Geld verlangen.

Ich halte das für eine sehr vernünftige Einrichtung; manchen Haarschnitt muß man sich einfach schön saufen – wieder ankleben geht ja nicht.

 

* In Kalifornien gibt es vier verschiedene Liquor License-Varianten, wobei die Preise zwischen $3,000 (nur Wein und Bier) bis $400,000 (“Full License” in Nachtclubs in exklusiver Lage und Kundschaft über 21 Jahren) variieren und unter staatlicher Aufsicht von lizensierten Liquor License Brokern gehandelt werden.

Rabotti! Rabotti!

Ich habe gerade in der Arbeit so richtig ausgewachsen scheißviel zu tun und meine Tage laufen alle gleich ab: früher aufstehen, um daheim noch was geschafft zu kriegen, bevor ich den ganzen Tag im Büro wirbele und abends daheim das fertigmachen, was vor zwei Wochen schon wirklich hätte abgeschlossen sein sollen. Dann ist das erledigt und ich auch und es reicht gerade mal für noch was essen und spätestens in der Mitte einer Folge einer Zeichentrickfilmserie für Kinder ab 8 auf dem Soffa einschlafen. In solchen Phasen verliert man leicht mal das Zeitgefühl. Daß heute Freitag ist, weiß ich auch nur vom Unterhosenorakel. Da habe ich nämlich die letzte frisch gewaschen vom nie in den Schrank verräumten Wäschestapel aus dem Korb genommen.

Die korrekte Antwort auf die Frage “Und, wie geht’s dir?” ist in solchen Zeiten “I’m hanging in there” und der Ausdruck ist, wenn man Wikipedia glauben darf (http://bit.ly/18YKflX), von diesem “Motivational” Poster abzuleiten.

hang in there baby

“Mögest du in interessanten Zeiten leben” ist wirklich ein Fluch. Ein ganz perfider. Man sieht ja, wohin das führt. Ich hätte nie geglaubt, daß ich jemals ein Katzenbild posten würde. Ich rede mir das damit schön, daß es sich a) um ein Internet meme handelt, b) einer “educational”Absicht dient und ich c) nicht ein Fotoposter eines echten süßen kleinen Flauschekätzchens ausgesucht habe. Nämlich.

The Geek Whisperer

Durch den Zuzug von ordentlich Tech Money in der Bay Area sind nicht nur Mieten, Restaurantpreise und überhaupt die Lebenskosten ganz allgemein durch die Decke gegangen*, nein, auch Psychotherapeuten berechnen mindestens drei Mal so hohe Stundensätze wie noch vor fünf Jahren. Die Rechnungen zahlt nicht etwa der Patient, sondern meist das Tech-Unternehmen, bei dem er angestellt ist. Dort hat man nämlich irgendwann bemerkt, daß die gescheiten Geeks und Nerds, die man sich aus der ganzen Welt zusammenkauft, zwar hochbegabte Softwareentwickler sind, aber starke Defizite im Sozialverhalten aufweisen. (Überraschung!) Ein Arzt hat heute früh begeistert berichtet, daß er die weniger harten Fälle schon nach einem Dreivierteljahr mit zwei Sitzungen pro Woche soweit hat, daß sie bei der Frage “Wie geht es dir?” nicht mehr nur mit verschrecktem Blick und hochgezogenen Schultern “mdzphmfztphnmmdfndzd” nuscheln und dann weglaufen, sondern manchmal sogar fähig sind, ihre Befindlichkeit zu artikulieren. Meiner Erfahrung nach mit “Gut. Wieso?”.

Da bleibt für andere natürlich nicht mehr so viel Sprechstundenzeit übrig, und darum hat eine wohltätige Organiation jetzt eine sogenannte “Warmline” ins Leben gerufen, für die, denen alles über den Kopf wächst und die einfach mal mit jemandem über das quatschen wollen, was sie so umtreibt. Ohne dafür bezahlen zu müssen, weil sie im Zweifelsfall auch nicht können. Wer übrigens akut suizidgefährdet ist, soll da nicht anrufen. Für den gibt es eine Hotline, an der am anderen Ende nicht helfersyndromgeplagte Laien abnehmen.

Und weil wir im Silicon Valley sind, gibts noch ein ganz spezielles Therapie-Angebot: Paarberatung für Unternehmensgründer (Couple Counseling for Founder), die sich nach der gemeinsamen Gründungseuphorie über die weitere strategische Ausrichtung ihrer Firma in die Haare bekommen haben. Die Praxis boomt, derzeit beträgt die Wartezeit auf einen Termin zwischen drei und vier Monaten.

 

* Hier heißt der Fachbegriff “to sky-rocket”. (Einfach flott ein Substantiv verbalisieren, so kommt die englische Sprache natürlich leicht zu ihren knapp 15 neuen Wörtern pro Tag. Das neueste Verb, das man hier in der Gegend ständig hört ist “he/she/it is ‘uber’ing’ it”; das heißt, bedient sich eines Transports durch das Quasitaxi-Unternehmen Uber. Und ja, Umlaute können sie immer nicht, außer sogenannte “metal umlauts” wie in Bandnamen wie “Mötley Crüe”.)

1 +1 = ??

Am ersten Mittwoch im März ist der Welttag der Mathematik. Der Kollege, mit dem ich dieses frisch erworbene Wissen teile, darauf: “That does not compute. There is a day for everything except Common Sense Day.”

Frei übersetzt: “Das paßt irgendwie nicht zusammen: Es gibt einen Tag für so ziemlich alles, außer für gesunden Menschenverstand.”

Der Mann hat ja so recht.

Aus dem Vokabelheft

Wenn der australische Kollege nach einem längeren Telefonat wieder ins Büro zurückkehrt und erkennbar genervt nur noch ein “What a WOFTAM!” ausstößt, dann will er damit ausdrücken, daß er während dieses Gesprächs ein Quantum wertvolle Lebenszeit vergeudet hat:

A Waste of Fucking Time and Money!

Jodeldiplom

Wenn das San Franziskaner Rathaus lila angestrahlt wird und sich zigtausende Menschen zwecks Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde einer “Simultan Yodel Challenge” stellen, dann ist nicht etwa der Herr von Bülow auferstanden, sondern ein Silicon Valley Unternehmen nur noch einen Geburtstag vom “Legal Drinking Age” entfernt.

Für Nichtamerikaner: die von den Herren Jerry Yang und David Filo gegründete Internetklitsche Yahoo! wurde am 1. März 1995 “incorporated” (also quasi ins Handelsregister eingetragen) und feiert sich heute dafür.

Darauf ein herzliches: http://bit.ly/1BB3o8t!

Aus dem Vokabelheft

Hungrig (hungry)? Und weil keine Nahrung in Sicht ist, zunehmend unausstehlicher und gereizter (angry)? Den Zustand kennen wir alle, den angelsächsischen Fachbegriff habe ich heute erst gelernt; dann ist der Mensch nämlich “hangry”. Ich finde das sehr hübsch und habe es darum zur Wiederverwendung umgehend in meinen Wortschatz aufgenommen.

Smells like… looks like… WTF?

Jahrelang (oder sind das etwa schon Jahrzehnte?)  waren “Fisch und Fahrrad” die so ziemlich unsinnigste Kombination in meinem Universum. Seit neulich bin ich nicht mehr sicher, aber ich glaube “Pizza und Nagellack” laufen ihr gerade den Rang ab.

Pizza-Hut nail polish

Aus dem Vokabelheft

Meine Muse fühlt sich offensichtlich durch den an die Fenster schlagenden Regen inspiriert (von “Trommeln” zu sprechen wäre eine schiere Untertreibung) und hört einfach nicht auf, mich zu küssen. Dazwischen flüstert sie mir recht feucht ins Ohr, worauf ich eigentlich noch warten täte? Wann, wenn nicht jetzt, wäre wohl der beste Zeitpunkt, meine kleine Sammlung maritimer Idiome unters Volk zu bringen? Ist ja gut, Musi, ich machs ja. Gerne. Und jetzt geh wieder weg und wisch dir den Mund ab.

Wer’s erfunden hat, weiß ich nicht, die Quellenlage ist sehr uneindeutig – möglicherweise ist der Ursprung darin zu suchen, daß sich der Kontinent von Seefahrern hat entdecken lassen, ob nun vom Roten Erich oder Herrn Columbus ist eigentlich nebensächlich. Ja. Ich komme zur Sache:

Hierzulande fragen Schurken ihren Ausguck nicht nach der Luftqualität, sondern wollen wissen ob “the coast clear” ist. Ist der Ausguck noch Azubi und die Bullen kommen doch, dann ist der Delinquent auf einmal “dead in the water”, das läßt sich am besten mit “die Luft aus den Segeln genommen” übersetzen. Wenn er dann nach jahrelangem Bösmenschentum doch noch auf den Pfad der Tugend zurückfindet, dann geschieht in seinem Leben ein “sea change”. Amerikanische Matrosen spinnen kein Seemannsgarn, sie erzählen stattdessen von Hähnen und Rindviechern (“cock-and-bull story”) – wenn hingegen eine Landratte eine wenig glaubhafte Geschichte mit vielen Übertreibungen zusammenfabuliert, dann schickt man sie zum Schiff: “Go. Tell it to the marines.” Bei uns muß für sowas die Oma herhalten.

So, liebe Kinder, das wars für heute mit dem Unterricht. Tante Sabine schaut sich jetzt den Nockherberg an und berichtet später, wie es ihr gefallen hat.