Meine Muse fühlt sich offensichtlich durch den an die Fenster schlagenden Regen inspiriert (von “Trommeln” zu sprechen wäre eine schiere Untertreibung) und hört einfach nicht auf, mich zu küssen. Dazwischen flüstert sie mir recht feucht ins Ohr, worauf ich eigentlich noch warten täte? Wann, wenn nicht jetzt, wäre wohl der beste Zeitpunkt, meine kleine Sammlung maritimer Idiome unters Volk zu bringen? Ist ja gut, Musi, ich machs ja. Gerne. Und jetzt geh wieder weg und wisch dir den Mund ab.
Wer’s erfunden hat, weiß ich nicht, die Quellenlage ist sehr uneindeutig – möglicherweise ist der Ursprung darin zu suchen, daß sich der Kontinent von Seefahrern hat entdecken lassen, ob nun vom Roten Erich oder Herrn Columbus ist eigentlich nebensächlich. Ja. Ich komme zur Sache:
Hierzulande fragen Schurken ihren Ausguck nicht nach der Luftqualität, sondern wollen wissen ob “the coast clear” ist. Ist der Ausguck noch Azubi und die Bullen kommen doch, dann ist der Delinquent auf einmal “dead in the water”, das läßt sich am besten mit “die Luft aus den Segeln genommen” übersetzen. Wenn er dann nach jahrelangem Bösmenschentum doch noch auf den Pfad der Tugend zurückfindet, dann geschieht in seinem Leben ein “sea change”. Amerikanische Matrosen spinnen kein Seemannsgarn, sie erzählen stattdessen von Hähnen und Rindviechern (“cock-and-bull story”) – wenn hingegen eine Landratte eine wenig glaubhafte Geschichte mit vielen Übertreibungen zusammenfabuliert, dann schickt man sie zum Schiff: “Go. Tell it to the marines.” Bei uns muß für sowas die Oma herhalten.
So, liebe Kinder, das wars für heute mit dem Unterricht. Tante Sabine schaut sich jetzt den Nockherberg an und berichtet später, wie es ihr gefallen hat.
Nachtrag I:
Einen habe ich noch. Wenn man hier mit irgendwas besonders erfolgreich war, Akquise, Geldeinkünfte, Supermodelfreund/in, dann hat man das “gelandet”. Beispiel: “She just landed a date with Brad Pitt.”
Nachtrag II:
Starkbierprobe auf dem Münchner Nockherberg
Die Kinseherin hat jetzt die “Mama” drauf. So gut und böse habe ich sie noch nie gesehen. Schapeau, Luiserl!
Dem Rosi hingegen g’hert des Singschbui wegg’numma. Er ko’s ned und werds a nimma lerna.