Vor lauter Dos De

hätte ich beinahe den Cinco De Mayo verpasst – darum ganz schnell noch, bevor die Zeit in Kalifornien abgelaufen ist:

¡Feliz Cinco de Mayo! all meinen Nachbarn von der Second Avenue. ¡Y Mucho Happy Asado!

Aprendemos español – lección 2

Solange nichts besseres nachkommt, ist mein aktuelles spanisches Lieblingswort: Ajonjoli.

Genau, so wie die Zauberformel von Ali Baba in der Geschichte aus Tausendundeiner Nacht: “Ajonjoli, öffne dich.”

Müllabfuhr

Im allgemeinen läuft es ja so: der Mensch schmutzt und macht Müll. Den packt er, möglicherweise getrennt voneinander, in Tüten und Tonnen und dann kommt wer und holt ihn weg, weiteres s. in der Fachliteratur: “Chor der Müllabfuhr: Kommt! Lasset von Tonne zu Tonne uns eilen! / Wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen!”

Weil aber hier im Andalusischen die Dörfchen klein und eng sind und die Gäßchen und Sträßchen schmal und steil, kämen die Herren in Orange und ihr dicker Laster nicht durch, und drum hängt der Siedlungsbewohner seine vollen Mülltüten hoch in die Bäume (vor Ratten, Straßenkatzen, -kötern und – wir erinnern uns – Wind geschützt) auf dass sie jemand mit einem geländegängigen wendigen Fahrzeug weghole. Der gemeine Bergbewohner lädt den beim besten Willen nicht selbst verwertbaren Abfall in den Kofferraum seines PKW oder und weit häufiger auf die Ladefläche seines Pickup-Trucks (ach Déjà vu) und fährt zwecks Entsorgung die öffentlichen Sammelstellen an, wobei es sich um in nicht allzuweiten Abständen voneinander aufgestellte Konglomerate von Containern in verschiedenen Farben handelt. Richtig, Herr Erhardt: “Müllirallala, Müllirallala!”

Funktioniert. Genauso wie das Zapfen von Trinkwasser an den öffentlichen Brunnen. Man muss sich nur dran gewöhnen.

Aprendemos español – lección 1

“Bandas sonoras” sind nicht etwa (wie man gerne annähme) renitente Rentnergangs, sondern leider nur in den Asphalt eingelassene Metallschienen, die Raser zur Räson bringen sollen. In Andalusien kommen sie ausschließlich in Verbänden à fünf Stück vor, in anderen Teilen Spaniens sollen sie schon im halben Dutzend gesehen worden sein.

Einen hab ich noch

Zwei Gutes hat der Wind: Mit frischgewaschenen Haaren eine Zigarettenlänge lang rausstellen und schon ist er perfekt, der Look “Comme des Straçonkötérs”.

Wie macht der Pfau?

Der Pfau stößt in sehr regelmäßigen Abständen einen Klagelaut aus, der klingt, als werde eine seit langem und unter großen Schmerzen dahinsiechende Katze mit einem hungrigen Säugling stranguliert.

Ein Gutes hat der Wind. Heute Nacht übertönt er den bei Nachbars Hühnern hausenden Brüllpfau. (Pavo Schreihals.)

Noch’n Déjà vu*

Das erste, was ich in Nordkalifornien seinerzeit lernte war, dass “in San Bruno we have the wind” – und zwar eine s-aukalte s-teife Brise, die sich nie auf eine Blaserichtung festlegen konnte und in fröhlichen Wirbeln aus unerwarteten Ecken Kaltluft in die Gegend prustete.

Hier auf Karins Berg bläst und pfeift der andalusische Schwippschwager der San Brunischen Windsbraut, aus allen Richtungen, weit vollen Backen, durch alle Ritzen, unter den Türen, durch die Fenster (Fenster, was ist das?) und besticht durch sehr kunstvolle Abschlussheulersequenzen im Kamin. Dem Vernehmen nach soll das Wetter schlechter werden (hat der Schafsnachbar gesagt und dessen reitverletztes Bein meldet Regen lange vor der Wettervorhersage) und wo gestern noch das hell bestirnte Firmament über uns leuchtete, pfeift heute ein ehrgeiziger Jungorkan vor dunkelschwarzem Himmel durch die Olivenhaine und rüttelt und schüttelt das arme Haus mit einer Stärke von ca. drei zusätzlichen Rissen pro Wand.

Ich fühle mich hier wirklich wie zu Hause…

 

* Wobei ich gar nicht so genau weiß, ob bei diesem “schon mal” der Begriff “vu” auch nur entfernt zutrifft – gibt’s eigentlich auch “Déjà entendu”?

Annäherung

Seit ich hier in Andalusien bin, habe ich ein Déjà vu am nächsten.

Die halbdreiviertelhügelige Landschaft, die Vegetation und ihre Farben (Blauhimmel über Schattierungen von Sattgrün bis Verbranntgelb)? Wie Nordkalifornien im Spätfrühling.

Die Werbebanner und Aufschriften auf Straßenschildern? Wie Südkalifornien.

Orangenbäume? Zitronenbäume? Nachbarn, die untereinander die Früchte ihrer Bäume, Sträucher, Böden tauschen? Eine überwältigende Gastfreundschaft, Offen- und Herzlichkeit? Die Sprache, die die Menschen sprechen? Wie früher daheim in San Bruno.

Von der leidigen Angewohnheit der Andalusier abgesehen, den letzten Buchstaben eines Wortes ersatzlos wegzulassen. (Und wupp wird aus “adiós” “addio” und man wähnt sich kurz im falschen Land…; wer herausfindet, was “Wóthá”* bedeutet, ist auf seinem Weg zur Integration schon sehr weit fortgeschritten.)

Was meine alten und Karins neue Nachbarn weit über die Kontinente hinaus eint, ist “Fiesta”. 1. Regel: man braucht keinen Grund, um zu feiern. 2. Regel: wenn man doch einen Grund haben möchte, ist jeder recht. Und darum führt Spanien auch keinen verbindlichen Feiertagskalender. Es gibt wohl ein paar zentrale Feiertage, sollten die jedoch auf ein Wochenende fallen, so ist es den jeweiligen Provinzregierungen überlassen, zu entscheiden, ob sie vor- oder nachgefeiert werden sollen / können / dürfen / müssen. Der Region Malaga hat es zum Beispiel gestern gefallen, den 1. Mai nachzufeiern, was zwar im doch schon gut mit Touristen befüllten Stadtzentrum von Ronda nicht sehr zu spüren war, mich aber bedauerlicherweise um das Einkaufserlebnis im andalusischen Aldi gebracht hat. “Unserer” Provinz Cadiz hingegen geht der 1. Mai am Ortsschild vorbei. Nachgefeiert wird nicht, was aber auch daran liegen mag, dass es wegen der “Dos-de-Mayo”-Festivitäten zu Doppelbelegungen gekommen wäre. Ein Grund pro Fest langt, zum Beispiel ein/e Schutzheilige/r – und davon hat man reichlich. Jede Kirche hat eine/n, jeder Flecken, jedes Dorf, jede Region, jede… ich denke, man sieht worauf es hinausläuft.

Jedem/Jeder Heiligen stehen wenigstens 2 (dos) Fiestas zu. Beim ersten besucht man sie in ihren Kirchen und feiert anschließend recht, beim zweiten nimmt man sie mit raus aufs Land und tanzt, trinkt und singt an der frischen Luft. Letzteres heißt “Romeria”, was wörtlich eigentlich “Pilgerfahrt” bedeutet, mir aber von einer freundlichen Dame mit “wir machen mit dem Santo ein Picknick” übersetzt wurde und viel viel hübscher ist. Falls grade mal keine Santa Picknicka zur Hand sein sollte, werden auch Jahrestage zum Anlaß für ein Fest genommen oder Künstler, selbst Ex-Bürgermeister. Oder man spart sich das Gedöns und befolgt Regel 1. Darauf ein munteres Ole**, allesamt!

 

* “Wóthá” = Whatsapp – wer nicht wazzapt, gehört nicht dazu.

** In Andalusien klingt der spanischste aller Ausrufe übrigens wie “ÓÓÓHHHLE!”

Dos de Mayo in Algodonales – Fortsetzung

Während wir uns unseren sonntäglichen Pflichten widmen – Karin, die hier ja nicht nur wohnt, sondern auch arbeitet, nutzt wie jeder berufstätige Mensch den freien Tag zum Aufarbeiten von Liegengebliebenem, ich habe touristischen Aufgaben zu genügen, wie Ausschlafen, einen Hektar Grundstück besichtigen, Hunde bespaßen, Buch lesen, Sonne, Sonne und Sonne genießen und in der Dämmerung schließlich Zahara de la Sierra besichtigen, eines jener wundervollen steilen weißen Dörfer, auf das man von Karins Haus aus einen herrlichen Blick hat – geht die Fiesta in Algodonales munter weiter.

zahara

Im Laufe des Tages wird das Dorf unter lautem Geböller noch zwei Mal von den napoleonischen Truppen überrannt, an den Ständen wird weiter guter Käse, tolle Wurst und extraguter Feiertagsjamón und Honig, Marmeladen, Lederwaren sowie Dies, Das und viel Jenes gehandelt, gegessen und getrunken und vor der Kirche spielt die Musi auf. Meist bestehen die Gruppen aus einer Handvoll Männern, alle klatschen, bis auf einen, der spielt Gitarre und mindestens einer singt herzzereißend von Amor und Dolor und Muerte. Als wir dazukommen, ist gerade ein Schmerzensmann mitten in einem Leidenslied, gleich der nächste aber singt wieder leichteren Flamenco und dazu brechen viele Menschen auf dem Platz spontan in Tänze aus. Einzeln oder miteinander, jeder wie er mag. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen, alle haben richtig Spaß und weil Karin schon so viele Menschen hier kennt, bekommen wir ständig Getränkenachschub und sind auch mitten dabei. Richtig toll wird es, als zu einer der Musikgruppen ein Klarinettist hinzukommt – den hätte ich gerne sofort mit nach Hause genommen. Holla!

Vielleicht habe ich ja Dusel? Nein, habe wohl in der Lotteria nicht das richtige Los gezogen und weder den Bläser, noch den Hauptpreis, einen schäferhundgroßen stoffenen Esel mit allerlei Gebamsel dran, gewonnen.

Macht nix, dann trinken wir halt noch was. Saludos Amigos!

Heraus zum 1. Mai

Am Primero de Mayo ist hier in Spanien nicht nur der Kampftag der Arbeiterklasse, sondern auch Muttertag, was bei den Ex-Pats gestern Abend eine ganz kurze Panik auslöste, bis irgendwer doch das Internet befragte: überall sonst begeht man den “Día de la Madre ” am 2. Sonntag im Mai und sie haben alle noch reichlich Zeit, sich den Anruf bei Mama für nächsten Sonntag vorzumerken.
Gerade noch einmal gutgegangen… Gracias, Madre de Dios!