Safety first

Vorhin Aufzug gefahren. Erwäge seitdem eine Beschwerde bei der Hausverwaltung: im Flugzeug sagen sie einem doch auch, wenn man sich wg. Turbulenzen anschnallen soll.

Ich möchte am liebsten weg sein und bleibe am liebsten hier*

Man sollte meinen, dass die Erinnerung an sieben Jahre Ex-Pat-Leben mit der Zeit genau so verblasst wie sich der Stanzring des Aquasportvereinsmitgliedsausweises am Schlüsselbund in Wohlgefallen auflöst und die Stoffeinkaufstasche für “sustainable grocery shopping” von Whole Foods in der Market Street zunehmend fadenscheiniger wird.

Und dann tauscht frau e-mails mit einer anderen Zurückgegangenen aus und schon ist bei beiden die Sehnsucht wieder da. Nach Kalifornien** und ununterbrochenem Sonnenschein und Zitronen, Orangen, Persimmons, Avocados, die einfach so und immer auf dabei stets blühenden Bäumen und Sträuchern wachsen und Steaks, die nach Rind und Cowboy schmecken und langen Fahrten auf immer freien Highways durch traumhafte Landschaften und sich in den Fluten des stets wohltemperierten Pazifik zu Wasser zu lassen, der gerade mal 20 Minuten vom Haus weg ist. (Doch, doch, so ist das da, gell, Herr Auslandskorrespondent?)

Ist das nun Heim- oder Fernweh? Beides? Keines davon? Muss ich für dieses diffuse Sehnen ein neues Wort schöpfen? Welches? Paßt, zum Beispiel, Schnupsi oder reicht es, sich einfach einzugestehen, dass die Zeit ihren Job macht und Brillen rosaröter färbt?

Solange das Wetter hier ist wie es ist, kalt & nass und grauselig stürmisch*** nehme ich mir eine kleine Auszeit und ein gerütteltes Maß an California Dreamin’.

* Die Älteren wissen es sicher: das Motto stammt von Wolf Biermann, aus einer Zeit, als es noch nicht peinlich war, ihn gut zu finden.

** Kalifornien, wohlgemerkt. Nordkalifornien. Nicht Amerika. Auch nicht Süd-Kalifornien, und wenn, nur ein bißchen. Das Gefühl ist spezifisch regional.

Hurraifunado2*** Ich wollte ja eigentlich nur nachsehen, ob der aktuelle Ekelsturm einen Namen hat und welchen. Dabei bin ich auf diesen Wetterherrn gestoßen, der offensichtlich gerade ins Auge eines Hurraifunados blickt.

Oder die Nachbarin hat endlich vergessen, die Vorhänge zuziehen.

Ehre, wem Ehre gebührt

In einer meiner Auslassungen über Google Translate hatte ich die für mich seinerzeit vollkommen unverständliche Wendung “Porzellanpfosten” ins flockblog-Rampenlicht gerückt (s. https://flockblog.de/?p=32353). Dabei hatte doch Google Translate den Namen des Unternehmens “China Post” mit einem Schwenk aus dem Chinesischen übers Englische vollkommen korrekt ins Deutsche übersetzt; es hat nur Frau W. aus S. gebraucht, damit mir das auch klar wird.

In diesem Fall (und nur in diesem) leiste ich Abbitte an Google Translate und für diesen (und weitere im Voraus) an die Frau W.

Es östert

Nachmittägliche Rauchpause im Frühlingssonnenschein, die übliche Tech-Start-up-Quote, also fünf Kollegen und ich. Da fährt ein knallrotes Auto in den Hof, vorne, hinten und an den Seiten beschriftet mit dem stolzen Schriftzug “Eiermalerei”. Meine Phantasie geht mit mir durch und ich fabuliere von bunten Eiern mit Tribal-Tattoos oder Streifen-, Karo- oder Paiselydrucken – wechsle aber sofort das Thema, als mir auffällt, dass die Herren Kollegen alle sehr angespannt und mit zunehmend verkrampften Mienen und eng zusammengespreßten Beinen immer weiter nach vorne gebeugt stehen.

Weil mich aber doch interessiert, was das für ein Laden ist, der seit 1953 nichts tut, außer Eier anzumalen, schaue ich mir abends die Website an und stoße auf dieses bezaubernde Gedicht:

Eierfärbereisc

Ich habs vielleicht noch nicht oft genug erwähnt, aber die Deutschen spinnen auch…

Ma Nishtana?

Irgendwas war doch bisher im März anders als in den zurückliegenden Monaten… Was war das doch gleich? Ja, doch, Frühlingsgefühle, mehr Tageslicht, Zwitschervögelein, entsetzliche Modefrühlingsfarben? Ja, stimmt schon, aber das war’s noch nicht…

Was dann? Jetzad. Meine OP wurde wieder mal verschoben; allerdings mußte ich dieses Mal dafür nicht erst den VWK packen und eine Nacht in einem Dreibettzimmer verbringen. Ein Hopp-oder-Topp-Termin beim Chirurgen war ausreichend. Tja, dann testen wir jetzt doch noch die Körperteile und Organe, die bisher noch nicht von Innen nach Außen gedreht wurden. Irgendwann wird sich entweder eine Ursache finden oder meine Werte weichen einfach so von der Norm ab und dann ist das halt so.

Hrrrrgggggn!

Redensart

Wie ich gerade für die Überschrift zum vorigen blogpost nach zahnbezogenen Redensarten google, bietet mir eine Hausmachersprichwort-Website folgendes an.

Redensart

Ich weiß zu wenig über Bad Reichenhall, um beurteilen zu können, welche Traumata der Webseiten-Eigner dort erfahren hätte können. Aber bei der Kombi müssen sie arg schlimm sein.

Alte Dentalweisheit

“Weißt Du”, sagt meine Zahnarztfreundin, bevor sie mir den bösen Backenzahn zieht, “bei den Zähnen ist das wie bei den Menschen: die treten im Paar auf und wenn sie keinen Gegenpart haben, dann werden sie länger.”

Richtig, und drum überrage ich Dirk Nowitzki lässig. Ganz lässig.

Ich möchte ein “i” kaufen

Das schenke ich dann dem Leben weiter, damit es wieder eine seiner schönen Geschichten schreiben kann, denn so, wie’s is, ist das doch nix halbes und nix ganzes. Mann, Leben!

Grobian

Dilemmata

Früher war ich total gegen Wäschetrockner. Erstens mal, weil das Wäsche vermittels elektrischem Strom trockenzublasen gar nicht gut ist für die Umwelt und darüber hinaus, weil es auch für die Anziehsachen nicht gerade ein Segen ist, wenn sie nach ein paar Rundläufen in der Trocknertrommel in Identitätskrisen stürzen, weil sie ihre Konfektionsgröße verloren haben. Viel heiße Luft schrumpft einfach. Nicht nur Obst und Menschen, sondern auch Wäsche.

In den San Brunoaner Tagen war es überhaupt keine Kunst, das Anti-Trockner-Banner hochzuhalten. Weil erstens ein Riesengarten mit integrierter Wäschespinne, zweitens sowiesoviel garantierte Sonnenstunden pro Jahr mit einem Bonus von über drei Jahren Dürre obendrauf und außerdem im Vollbesitz deutscher Mülltrennungsüberlegenheit. “Da, ihr faulen Californians, nehmt euch ein Beispiel an mir. Ich kann nämlich Öko. Hah!”

Jetzt hier in der Wohnanstalt ist das anders geworden. Nix Garten (ja, okay, Balkon ginge, aber doch nicht für Bettwäsche und andere große Teile), trocknungseffektaverse Jahreszeiten, irgendwem Öko vormachen kann ich mir sparen und dann hab ich ja auch noch Knie und es ist schon saupraktisch, alles nach zwei Stunden wieder verräumen zu können und gut is.

Nun hat mir eine Anekdote aus dem Genesungsleben meiner Mutter sehr zu denken gegeben: sie hatte in die Klinik Unterhosen nachbestellt, die Schwägerin hat auch prompt geliefert, allerdings waren die aus der Schublade, in der meine Frau Mama die aufhebt, die zu klein geworden sind. Worauf meine Schwägerin die Tour ins Krankenhaus ein zweites Mal unternehmen mußte, dieses Mal mit Unterhosen, die der Mama passen. Das hat sich bei Nachthemden wiederholt. Und bei T-Shirts und Unterhemden auch noch mal und ging meiner Schwägerin richtig auf den Senkel. Zu Recht.

Ich habe zwar für mich vor, den VWK (s. https://flockblog.de/?p=32271) zu packen, aber man weiß ja nie, ob irgendwas anders läuft als geplant, der Aufenthalt vielleicht länger dauert oder die Waschmaschine in der Reha kaputt ist oder wie oder was und ich dann doch eine liebe Freundin bitten muß, mir aus meinen Schränken Nachschub zu bringen. Ich selber weiß ja, um welche Schrumpfsocken ich schon immer herumgreife, aber jemand anderer womöglich nicht. Und weil frau lernfähig ist, habe ich heute alles, was der Trockner auf Kindergröße zusammengezurrt hat, für die Altkleidersammlung aussortiert. Weg damit! Immer in solchen Situationen geht mir dann nur eines durch den Kopf, nämlich, dass Rio recht hat: “Ich will nicht werden, was mein Alter ist.”

Habe allerdings sicherheitshalber* noch einen Fünferpack passende Strümpferl nachgekauft. Und schon wieder Dilemma: Irgendein armer furchtbar schlecht bezahlter Sweatshop-Mensch in Bangladesh hat mir die Dinger zusammengeklöppelt und dann mußten sie ja auch noch Schiff fahren und hier mit LKWs zu ihren Bestimmungsorten gedieselt werden. Doppel-Dilemma übrigens, weil sie so entsetzlich billig waren. Ach was, Triple-Dilemma: Reicht es nicht, wenn ein Kaffeeröster Kaffee verkauft. Müssen es tatsächlich auch noch Socken sein und die im Sonderangebot? Und das alles nur, weil ich, seit ich hier wohne, Kleinzeugs im Trockner trockne.

Vielleicht zählt zu meinen Gunsten, dass ich immer noch viel aufhänge und nur wasche, was muß – obwohl die Nutzung der Maschinen in der Miete inbegriffen ist (nix Fuffzgerl) und ich Schwäbin bin…

 

* Das Verhalten ist wohl doch genetisch bedingt. Hrrrggggn.

Adam Ben Ezra in der Unterfahrt

Ich bin zur Zeit kein großer Fan von Treppen und wenn ich mich schon in die Tiefen der Unterfahrt hinunterquäle und dann wieder rauf, dann muß es schon für was ganz besonderes sein. Wie zum Beispiel eben am Dienstag dieser Woche Adam Ben Ezra, ein Multiinstrumentalist, der mit seinen Loopers ganze Orchester auf die Bühne illusioniert. Meine Fresse!

Für mich ein ganz neuer Künstler, dem Publikum in der bis zum letzten Platz und darüber hinaus ausverkauften Unterfahrt war er wohl vor allem schon durch youtube ein Begriff (10 Millionen Klicks and counting). Und er gab alles, mit allen denkbaren Instrumenten* Rock, Jazz, Weltmusik und als dritte frenetisch herbeigeklatschte Zugabe sogar noch Techno-Klezmer, also Umsta-Umsta-Umsta mit Klarinettensolo. Sehr sehr sehr schön und uneingeschränkt zu empfehlen!

Und als Extra-Zuckerl und quasi Krüppelbonus gabs vom Haus Plätze in der ersten Reihe Mitte; von wegen leiden ohne zu klagen…

 

* Wenn grad mal keine Oud zur Hand ist, dann zaubert er deren Sound eben auf dem Kontrabaß herbei. Und das scheint noch seine leichteste Übung zu sein.