Ach, Luiserl

Was war denn das für eine lauwarm weichgespülte Fastenpredigt da am Nockherberg? In wieviel Kreidebrei muß man denn eine sonst so scharf denkende wie -züngige Kabarettistin wie dich marinieren, damit so ein lahmer Sülz aus dir herausquillt? Aber du hast eh selber gemerkt, dass es nix war heuer, schließlich war der Seehofer zufrieden und dem Söder seine Sehschlitze haben sich nie wirklich dramatisch verengt. Derblecken geht anders.

Weißt was? Wenn du 2018 noch a mal die Mama Bavaria gibst, dann erinnere dich dran, wie du denen 2016 die Leviten gelesen hast und nimm dir ein Beispiel an dir selber. Dann paßts wieder.

Zum Singspiel kann ich noch nix sagen, darüber bin ich eingeschlafen. Muß ich mir erst noch einmal in der Mediathek anschauen, damit ich entscheiden kann, ob’s an mir lag oder am Rosi.

Neues aus dem Pschyrembel

Meine Mutter ist nicht nur eine Königin unter den Worterfinderinnen, sondern auch seit Montag in einer Reha-Klinik und bekommt jeden Tag mindestens drei Anwendungen. In der Psychotherapie turnt sie in einer Gruppe und nach der Lynchdrainage muss sie immer viel pinkeln. Der Name der dritten ist ihr noch nicht wieder eingefallen, dem Vernehmen nach kommen bunte Bälle vor. Schätzungsweise handelt es sich dabei um Ballistics.

So viel, wie sie inzwischen meckert, geht es ihr offensichtlich schon viel besser.

Glenn Miller gewidmet

Im Fernsehheftle des “Haller Tagblatts” findet sich der Hinweis auf die zigste Wiederholung einer Folge der “The Big Band Theory”.

Wahrscheinlich immer noch besser als jede Dokusoap.

Beilage

Ich lese aus der Büropost vor: “Laden wir Sie gerne zu beigefügter Veranstaltung ein.”

“Klasse”, freut sich meine Kollegin. “Was man da an Reisekosten spart.”

Watching the Detectives

Die sechzehnjährige Schülerin Yvonne ist schwanger. Ihre Frau Mutter, Elvira, 36, schwarzblau-gefärbtes Haar zu Stacheln hochgegelt, in zur Konfektionsgröße inkompatible Kleidung gepresswurstet, Piercings über das ganze Gesicht verteilt, nähert sich dem Problem: “Sach ma, du verfickte Schlampe, bissu zu doof, um die Pille zu nehmen? Welcher Arsch hat dir den Braten in die Röhre geschoben? Der mussas zahl’n.” und stößt auf wenig Resonanz. Sie versucht es mit Ansatz Numero due: “Mönsch, Yvonne, du biss mein Tochter und schliebdisch. Sach ma Mamma, wer der Papa is.” Hysterische Tränenausbrüche, aber immer noch keine Antwort. Fortan changiert Mutter Elvira fließend zwischen diesen beiden Kommunikationsansätzen. Der Trainingsanzugvater, so eine Art Horst, kommt nur ab und zu dazu, um sich über das “blöde Weibergeflenne” zu beschweren und den Namen des Schändigers brüllend einzufordern, auf dass er ihn “kaltmachen” könne.

Weil das Kind aber hartnäckig schweigt, besinnt sich Frau Yvonne auf die Klassiker “un biste nisch willisch, dann brauchsch Gewalt” und engagiert ein Detektivpaar, das auch sofort den Referendar der Gesamtschule ins Verhör nimmt. Der ist Lehrer, also Intellektueller, also Brillenträger und kann trotzdem die Wortfolge “Unzucht mit Schutzbefohlenen” mit den ganz offensichtlich zu seiner Sehstärke nicht passend geschliffenen Linsen beim besten Willen nicht vom Teleprompter ablesen und beschränkt sich nach mehreren mißlungenen Anläufen (zum Wegschmeißen) darauf, zu versichern, dass er die Kleine nicht gefickt habe. Erstens, weil sie in seiner Klasse ist und zweitens, selbst wenn er es gewesen wäre, sie davon nicht schwanger hätte werden können, weil “ich bumse immer mit”. Das überzeugt die Ermittler und sie suchen sich einen anderen Verdächtigen. Warum nicht den Busfahrer? Der ist aber wenig auskunftsfreudig (“ich kenne die verfickte Schlampe nicht einmal, bei mir fahren tausende Schüler mit”) und bekommt zur Strafe eine versteckte Kamera in den Bus eingebaut.

Um eine viel zu lange Geschichte kurz zu machen: Yvonne kann wirklich nichts dafür. Die ist nur schwanger. Dass das trotz Pille passieren konnte, liegt daran, dass Jürgen aus der Parallelklasse schon lange für sie schwärmt und mit ihr eine Familie gründen will und darum die Packung “ausgetauscht” hat. (da sage noch einer was gegen Gesamtschulen und die Qualität des dort angebotenen Chemieunterrichts. Außerdem Pillenpackungfälschung. Lernt man das bei Kunsterziehung?) Mit dem macht Yvonne denn auch gleich Schluß. Nix da. “Und zwar nie mehr!” Die Ermittler ermitteln, dass der Erzeuger tatsächlich der Busfahrer ist. “Da sieht man mal wieder, was moderne Technik so alles leistet”, klatschen sie sich ab. Hätte man aber auch nicht gedacht, dass der sich daraufhin von seiner Verlobten, “der verfickten Schlampe” trennt (oder sie sich von ihm, das weiß ich jetzt nicht genau, da war ich grade auf eine Zigarettenlänge draußen) und hinfort mit der jungen Mutter, dem selbstgezeugten gemeinsamen Knaben und ihren Eltern Elvira und Jogginganzug einen auf harmonische Familie macht. “Vielleicht sogar heiraten, wenn dat Yvonne volljährig ist.” Nämlich. Aber vorher wartet Yvonne noch, bis der Kleine seinen ersten Geburtstag feiert. Danach geht sie nämlich wieder in die Schule und macht den Hauptschulabschluss. Nämlich II.

Aufmerksame Leser werden es sich schon gedacht haben: ich war am Wochenende zu Hause und habe mit meinem Papa Dokusoap-Nachmittage durchgestanden. Dieses gräßlich Laien-Darsteller-Detektiv-Paar emittelt den ganzen Nachmittag lang, mit tätiger Unterstützung anderer seltsamer Billigdarsteller, so fünf oder sechs Fälle aus dem wirklichen Leben und danach ist man hirngewaschen und überzeugt, dass Deutschland vor die Hunde geht. Möglicherweise sind das die Fox-News des gemeinen AfD-Wählers.

Als Bonus noch mein Lieblingsdialog zweier Schulmädchen aus einer anderen Folge (Betonklotzgesamtschule mit graffitibeschmierten Wänden und mehreren (!) Raucherecken; Nicole und Ramona wegen kleinerer Delikte bereits bei den Detektiven aktenkundig):

Nicky: “Hey, du verfickte Schlampe*. Klaut deine Mutter immer noch bei KiK?”
Mona: “Hat meine Mutter nicht nötig. Der gehört KiK.”

 

* Männliche Darsteller sind in Konfliktsituationen übrigens allesamt “verfickte Schwanzlutscher”. Bei der Häufig- und Regelmäßigkeit bin ich davon überzeugt, dass die Autoren für Beschimpfungen Tastaturkombination haben.

Ach, Google Translate

Was hast du denn bei der automatisch generierten e-mail dieses Kundendienstteams wieder angerichtet?

Wir sind derzeit nicht im Büro ohne E-Mail-Zugang. Unsere Bürozeiten sind Montag – Freitag von 9.00 bis 6.00 Uhr EST. Bitte beachten Sie, dass jegliche Kündigung oder Adressänderung Wünsche können nicht vor 09.00 Ihre Schirmherrschaft verarbeitet werden.

Es ist natürlich auch möglich, dass Reklame*, die Göttin, in deren Zuständigkeitsbereich Reklamationen fallen, sich hier schon eingeschaltet hat. Dann nehme ich die Frage selbstverständlich zurück.

* Was viele noch nicht wußten, sie aber nicht verwundern wird: das ist die erste Göttin, die um eine Namensänderung ersucht hat, weil es ihr unglaublich auf die Nerven geht, ständig von irgendwelchen Werbefuzzis angerufen zu werden.

Volkstheater: “Das Handbuch für den Neustart der Welt”

Merke 1: Es muß nicht immer der Stückl sein. Andere Regisseure (hier Jessica Glause) sauen die Bühne genauso schön ein wie der Hausherr.

Merke 2: Wenn alle mittun (Regie, Dramaturgie, Ensemble), dann kann man das Apokalypse-Sachbuch eines Astrophysikers (Lewis Dartnell, “Das Handbuch für den Neustart der Welt”) solchermaßen amüsant, kurzweilig und spaßig auf der Bühne umsetzen, dass knapp zwei Stunden vergehen wie im Flug und dem Zuschauer Friedrich Schillers Ansatz von der “Schaubühne als eine moralische Anstalt” wieder einmal so recht stimmig vor Augen geführt wird.

Merke 3: Es ist ein Hochgenuß, wenn in einem Sechserensemble alle gleichermaßen spielfreudig gut spielen und deswegen seien sie samt und sonders namentlich erwähnt: Luise Kinner, Jonathan Müller, Leon Pfannenmüller, Lenja Schultze, Mehmet Sözer, Mara Widmann sowie Live Musik: Joe Masi & Tom Wu.

Merke 4: Wenn schon Beulenpest, dann so eine.

Merke 5: Es geht im Theater nichts über Erste Reihe Mitte, gleich neben der Souffleuse.

Merke 6: Wer’s noch nicht gesehen hat, bemühe sich um Karten.

Merke 7: Gute Taten rächen sich zuverlässig. Das weiß ich, weil ich seinerzeit Theatergutscheine an gute Freunde verschenkt habe und mir das Stück ohne deren Empfehlung entgangen wäre. Und das wäre sehr schade gewesen.

Semantik

Ich dachte ja bisher, punktieren komme von “Punkt”. Do hob i mi abbr deischd. Punktieren ist vielmehr der medizinische Fachterminus für morgens um halb sieben der armen Frau Flock eine sehr sehr dicke Nadel ins Knie rammen, dann mehrfach schmerzhaft zu drehen und zu nackeln, bis die Patientin sich in Rückenlage an der Liege festkrallt und zischend Luft durch die Zähne einzieht und dann genüßlich (Arzt) und sehr sehr langsam eine sehr sehr große Kanüle mit Flüssigkeit aus dem Gelenk zu befüllen.

Danach düst der Arzt in den Urlaub nach Brasilien und die Kniekranke zur Arbeit, wo das Knie im Laufe des Tages auf Fußballgröße anschwillt und nach Hochlegen und feuchten Wickeln verlangt. Kriegt es jetzt.

Hoffentlich machen die dieses Mal nicht wieder Schmuddel in ihre Kultur und nicht nur Erst-, sondern auch Zweitergebnis kommen negativ zurück. Dann habe ich nämlich gute Aussichten, am 22. März endlich operiert zu werden.

Daumen drücken!

Jetzt aber, 2017

Wie ich höre, besteht bei den Menschen die Übereinkunft, dass 2016 unter den Jahren eines der beschisseneren war, mit viel zu viel gestorbener Musik und Türkei-Putsch und Anschlägen und Trump-Wahl und noch einem schlechten Star Wars Prequel aus dem Hause Disney sowie hinreichend individuellem Mist bei jedem und jeder Einzelnen.

Bis jetzt kann ich nicht finden, dass 2017 eine bessere Alternative darstellt. Obwohl um mich herum alle kränkeln und ich als einzige “still standing” bin, weil mein Immunsystem weder Viren noch Bakterien an mich heranläßt und obwohl Ärzte aller möglichen Fachrichtungen mir Pumperlgesundheit (doch, doch, das ist der Fachterminus) bescheinigen, bleibt mein Chirurg zurückhaltend in seiner Bereitschaft, morsche Knochen gegen ein Kunstknie zu tauschen. Ich fühle mich langsam, als bliebe mir nur die Wahl zwischen Hausarrest oder, wenn Bewegung außerhalb eines sehr engen Perimeters gewünscht ist, immer noch mehr schmerzunterdrückende Drogen zu schlucken, inklusive ihrer Risiken und Nebenwirkungen. Und beides ist nicht wirklich attraktiv.

Und dann hat mir dieses mein Super-Immunsystem, olé! letzte Woche so dermaßen viele Krankheitsvertretungsüberstunden eingebrockt, dass ich außer zum Arbeiten und mit Glück mal schnell einen Happen essen zu nix gekommen bin – an den Abenden hat mir dann meist recht schnell der Fernseher beim Schlafen* zugesehen und wie Buch lesen geht oder gar mit Freunden was unternehmen, weiß ich schon fast gar nicht mehr.

Inzwischen hat man mir den nunmehr dritten OP-Termin zugeteilt, weil der aber in einem anderen Krankenhaus als bisher stattfinden soll und man dort die Formulare, wenn auch unwesentlich, anders gestaltet, habe ich den heutigen Nachmittag wieder einmal mit dem Ausfüllen von Zetteln verbracht. Und nicht nur fürs Krankenhaus, auch die nunmehr dritte Reha-Einrichtung hat geschrieben, wie sehr das dortige hochqualifizierte Personal sich darauf freue, mit mir eine Anschlußheilbehandlung durchzuführen und ich möge doch im Vorfeld bitte die unwesentlich anderen Formulare ausfüllen. Leicht ist das nicht: Ich kann inzwischen einfach nicht mehr glauben, dass irgendwann ein Messer an mich gesetzt werden wird und erwäge mehr und mehr eine DIY-Prozedur unter Anleitung von Youtube-Tutorials. Und vor dem Kofferpacken graust mir direkt. Hrrrrggn!

So. Genug. Rant end. Bestimmt sind nächste Woche alle Kollegen wieder gesund und munter, der Chirurg glaubt mir, dass meine von der Norm abweichenden Werte kein Risiko für seine Erfolgsquote darstellen und 2017 wird noch ein ganz tolles Jahr mit einem superheißen Sommer, in dem ich wieder laufen kann. Und Schwimmen. Und überhaupt.

 

* Leider kann ich die englische Redewendung “my TV is watching me” nicht besser ins Deutsche übertragen.