Gelesen: “Asterix in Italien”

Generationszugehörigkeit definiert sich ja unter anderem in der Zitatfestigkeit aus der zeitgenössischen (Pop-)Kultur und die meine ist mit Asterix und dem Warten auf den nächsten Band großgeworden und hat sofort Bilder vor Augen, wenn der Legionär beim Fegen zwischen der vorhergehenden und der nächsten halben Platte auf seinen Besen gestützt ein Päuschen macht oder der Anführer des kleinen gallischen Dorfes sich “so müde… nur noch müde…” fühlt.

In meiner Zeit in der amerikanischen Diaspora waren mir die ersten neuen Bände nach Uderzo (“Der Papyrus des Cäsar” und “Asterix bei den Pikten”) entgangen. Ich hatte die Lektüre dann vor zwei Jahren in meiner Zeit in einem asterixaffinen Haushalt nachgeholt und sie sind mir nicht besonders im Gedächtnis geblieben – über die Maßen angetan kann ich also nicht gewesen sein. Von “Asterix in Italien” hatte ich zunächst auch nur den Verriß des offensichtlich in meiner Abwesenheit zum – zumindest für den Spiegel – Comic-Papst aufgestiegenen Timur Vermes gelesen. Vermes und ich sind uns in den seltensten Fällen über die Qualität von Werken einig und wenn, dann muß es schon sowas wie die hoch im Graphic-Novel-Olymp angesiedelten Moore’schen “Watchmen” sein. Schon das ist Grund und Anlaß genug, mir selbst ein Bild zu machen und dass die Kritik in der Süddeutschen ganz anders und sehr wohlwollend, fast liebevoll ausfällt, tut ein übriges.

Ja, wie isser nun, der neue Asterix? Mich erinnert er sehr an die “Tour de France” der Originalautoren. Fand ich damals auch so eher mittelmäßig. Dieses Mal durchqueren die Helden halt Italien in einem Wagenrennen, die gotischen Pferde marschieren im Gleichschritt, die katalanischen Wagenlenker kommen kaum aus den Eisen, die kaledonischen tragen Tartan, die Briten trinken ihr heißes Fünfuhrwasser, die Nubier haben ein Doppeldamenteam in schwarzgetupftem Gelbpelz entsandt, man kennt das alles noch von früher und freut sich dran. So rasen sie über schlaglöchrige Römerstraßen, speisen regionale Spezialitäten und die Gegner sind eher nicht die anderen, sondern der Römer mit der Grinsegoldmaske, dessen Sieg von Anfang feststeht. Wirklich? Nein, natürlich nicht. Kleines gallisches Dorf, aufmüpfig und so.

Vermes schreibt: “Uderzos Zeichnungen hatten immer etwas Wertiges. Das lag am Detail und an der Überfülle von Ideen: An den (verbeulten!) Rüstungen der Legionäre, den riesigen Wäldern, wechselnden Einstellungen, Tageszeiten. Conrad hat all das reduziert: Wo Uderzo einen Strich mehr machte, macht Conrad zwei weniger. Das ist noch zu verschmerzen, leider spart er auch bei den Ideen.”

Ich glaube, Vermes hat nicht bis zu Ende gelesen oder er wollte gar nicht erst sehen, dass es ausgesprochen nette Details gibt, weil die nicht in sein Bild passen. Pars pro toto: Cäsars Adjutant und der rote Schmetterling, die Bandenwerbung, das ältere Ehepaar auf seiner Sonntagsfahrt.

Man kann diesen Band lesen. Er ist nicht außergewöhnlich, nicht wahnsinnig komisch, nicht wahnsinnig politisch, aber unterhaltsam genug – so wie “Tour de France” halt. Und wenn das kein Ritterschlag von Flocks Gnaden ist, dann weiß ich auch nicht.

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